Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Reisflocken zugeben?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Reisflocken zugeben?

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter, mein Sohn ist 15 Wochen alt und schläft seit er 8 Wochen ist durch (bis auf wenige Ausnahmen). Seit einer Woche jedoch wacht er nachts mit demselben Hunger auf wie früher. Erst war es morgens um 5, dann die nächste nacht um 4, mitlerweile pendelt es sich gegen 3 Uhr ein. Ich stille voll. Kann es sein, dass er abends nicht mehr satt wird? Er hat bisher tagsüber ein paarmal wegen Zahneinschuss geschrien, aber das war ganz anders und er hat dann nicht trinken wollen. Er wird wach und der Gang bis ins Zimmer zum Stillen kann nicht schnell genug gehn. Er ist auch nicht krank. Die letzte Mahlzeit abends dehnt er inkl. kurzem Wickeln auf gut 1 1/2 Stunde aus. Dann kommt nur noch wenig Milch. Eine Bekannte sagte mir, sie hat damals Reisflocken mit dem Löffel zugegeben. Darunter hat sie ein Stück Banane gegeben. Wie genau ist das Mischverhältnis? Mein Mann hat viel mit Heuschnupfen zu tun. Rühre ich die in Muttermilch oder Wasser an? Muss Leitungswasser aufkochen oder muss ich extra Wasser kaufen? Werden der Teller und der Löffel vorher auch ausgekocht und so steril gemacht? Muss Banane dazu, wenn ja wieviel? Wieviel verträgt sein Magen mit 15 Wochen überhaupt schon? Ist das überhaupt der richtige Weg oder sollte ich andere Nahrung Flasche oder Brei nehmen? Bitte helfen sie mir! Vielleicht liegt es auch gar nicht an der Nahrung. Danke im voraus Maria


Biggi Welter

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? Liebe Maria, Ihr letzter Satz enthält die Antwort auf Ihre Frage: es liegt nicht an der Ernährung, dass Ihr Baby nachts aufwacht. Es ist geradezu klassisch, dass ein Baby in diesem Alter anfängt nachts (wieder) häufiger aufzuwachen und auch wieder häufiger nach der Brust zu verlangen. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Milch nicht mehr ausreicht, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass ein Baby am Abend nur ausreichend „abgefüllt" werden müsse, um ruhigere Nächte zu erreichen. Wer auch immer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass Beikost oder künstliche Säuglingsnahrung besonders lange „vorhalten" und Kinder dann länger schlafen, der hat vielleicht ein Ausnahmekind gehabt oder eventuell sogar gar keines. Ich will nicht behaupten, dass es nicht manchmal tatsächlich so ist, dass ein Baby länger schläft, wenn es am Abend einen Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung bekommt, aber es ist keinesfalls die Regel (und vielleicht sogar einfach nur Zufall) und nicht wenige Kinder schlafen nach einer „Reichhaltigen Abendmahlzeit" sogar noch schlechter. Die Fähigkeit länger zu schlafen, hängt nicht von der Art der Nahrung und auch nicht von der Menge der Nahrung ab. Das wurde inzwischen in Studien hinlänglich festgestellt und haben auch schon viele Eltern erkennen und erleben müssen. Es ist ein Reifungsprozess beim Kind, der von Kind zu Kind unterschiedlich schnell verläuft. Selbst wenn Sie jetzt am Abend eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung oder Beikost geben, dann ist das keine Garantie für ruhigere Nächte. So anstrengend es auch sein kann: es ist nicht unnormal, dass ein so kleines Baby nachts mehrfach - auch im Zweistundenrhythmus - aufwacht. Eine zu frühe Einführung der Beikost ist nicht sinnvoll, da dadurch der Organismus des Kindes überfordert werden kann, vor allen der Darm und die Nieren des Kindes können überlastet werden und außerdem erhöht eine zu frühe Einführung der Beikost das Allergierisiko. Dass ein Kind ab dem fünften Monat Beikost bekommen soll, ist Wunschdenken der Industrie, die ihre Ware verkaufen will. Die Empfehlung von unabhängigen Organisationen, wie zum Beispiel der WHO lauten eindeutig „ausschließliches Stillen (bzw. Muttermilchersatzprodukt) bis das Kind ein halbes Jahr alt ist" und das nicht nur für allergiegefährdete Kinder, sondern für alle Kinder. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass Ihr Kind an Ihre Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen zu können. Sie machen nichts falsch, wenn Sie Ihr Baby dann stillen, denn Stillen ist ja nicht nur Ernährung, sondern gibt Ihrem Kind auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Wenn Du gerne lesenund ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter, ich hatte Ihnen am 17. bezglich Reisflocken zufüttern geschrieben, weil mein Sohn nachts nicht mehr durchschläft. Sie hatten Recht, dass es nicht an der Ernährung lag. Die folgende Nacht wurde er wieder wach und es kam dieses ha ha -schreien, früher ging das in kurzer Zeit in richtiges schreien oder weinen über wenn ich nicht schnell genug den kleinen geholt (er schläft schon länger in seinem Zimmer, weil das eifach besser klappt) und gestillt habe. Ich habe dann abgewartet was passiert und dann.... nach 5 Minuten wurde es immer weniger und nach 10 Minuten war er wieder ruhig und schlief weiter bis morgens. Seitdem werde ich nachts oder früh morgens öfter so von ihm geweckt, aber er schläft wieder ein. Er fängt erst an weiterzuschreien und auch offensichtlich wach zu sein, wenn er auch seine mind. 11 Stunden Schlaf gehabt hat. Danke für Ihre ausgiebige Antwort. Ich habe sie sehr zu schätzen gewußt. Ich hoffe, gerade auch wegen der Allergie meines Mannes, mindestens bis zum halben Jahr voll zu stillen. Liebe Grüße Maria


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