Guten Abend,
mein Baby ist nun 7 Monate alt und wird voll gestillt. Seitdem es 4,5 Monate alt ist, versuche ich, ihm Beikost anzubieten - bisher allerdings ohne Erfolg. Ich habe alles probiert: verschiedene Breisorten (Gläschen und selbstgemacht), teils dieselbe Geschmacksrichtung längere Zeit am Stück gegeben, teils mit schnellerem Wechsel. Die gängigen Tipps habe ich auch alle beachtet (z.B. dass das Baby gut gelaunt und ausgeschlafen sein muss und weder ausgehungert noch pappsatt), auch andere Angehörige haben versucht, das Baby zu füttern - es mag einfach keinen Brei. Wenn man ihm dennoch einen Löffel Brei in den Mund schiebt, spuckt es ihn wieder aus oder es würgt und erbricht sogar teilweise (obwohl der Brei sehr fein püriert ist).
Auch die Flasche nimmt es nicht (egal, ob abgepumpte Muttermilch drin ist, PRE-Milch, Tee, Wasser, Saft), wobei ich eher den Eindruck habe, dass es an der Technik hapert - es kaut und beißt immer ganz neugierig auf der Flasche herum, aber saugen tut es einfach nicht (auch nicht bei anderen Saugern, wenn jemand anders die Flasche gibt, wenn es in ein T-shirt mit meinem Geruch eingewickelt ist, wenn es müde-entspannt ist, usw.). NUR die Brust wird akzeptiert.
Fingerfood nimmt es manchmal in die Hand und lutscht darauf herum, meistens werden die Obst- und Gemüsestückchen aber eher vermatscht, statt angelutscht. Wenn es Fingerfood anlutscht, kommt es oft vor, dass sich kleine Stücke lösen und es sich daran verschluckt, dann nehme ich ihm das Stückchen wieder weg, damit es sich nicht noch stärker verschluckt. Mengenmäßig landet beim Fingerfood kaum etwas in Babys Bauch. Kauen kann es noch nicht, da noch keine Zähnchen da sind. Ein richtiger "Fortschritt" hat sich beim Fingerfood auch noch nicht gezeigt - es ist immernoch dasselbe wie vor 3 Monaten.
Man merkt aber, dass das Baby mehr Energie braucht. Zur Zeit trinkt es Nachts mindestens stündlich große Mengen (etwa 9 Stillmahlzeiten pro Nacht!) und tagsüber auch etwa alle 2 Stunden, sodass ich momentan etwa 15 Mal am Tag stille (ordentliche Portionen, kein Beruhigungsnuckeln).
Ich bin langsam mit meinem Latein am Ende. Dazu kommt, dass ich demnächst wegen wichtiger Termine mehrfach für mehrere Stunden außer Haus muss. Aber wenn das Baby weder die Flasche nimmt, noch Brei oder Fingerfood isst, kann ich ja nicht aus dem Haus.
Haben Sie vielleicht einen Ratschlag für mich?
Danke und herzliche Grüße! :-)
von
Wollsocke
am 23.09.2014, 20:52
Antwort auf:
Probleme mit dem Füttern
Liebe Wollsocke,
der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickelt und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit so viel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden.
Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es mag. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig.
Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Wenn Du unterwegs bist, kannst Du vorher Milch abpumpen und diese mit einem Becher geben lassen.
Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung..
Dein Baby wird ein paar Anläufe brauchen (und Du auch) bis es den Dreh raus hat, wie es die Milch aus dem Becherchen bekommt. Vielleicht hilft dieses Video:
http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 23.09.2014