Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Probleme beim Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Probleme beim Stillen

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Hallo, ich habe seit 12 Tagen meine Tochter per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Die Geburt wurde auf Grund einer Schwangerschaftvergiftung in der 39 Woche eingeleitet. Im Krankenhaus wurde mir das Stillen nicht gezeigt. Mit Hilfe meiner Schwiegermama habe ich gelernt zu Stillen. Meine Anna trinkt nur ungern nach langen anlauf an der Brust, wo sie dann nach 25 min oft einschläft. Mir tut das Stillen oft auch weh, ebenso die Brustwarzen. Oft denke ich das ich zuwenig Milch habe, da sie nach 1 Stunden wieder schreit, es sind nicht die Windeln. Manchmal liegt sie 45 min an. Als ich vor 2 tagen abgepumpt habe hatte ich nur 15 ml nach 25 min aus einer Brust. Ist das nicht zu wenig. Ich füttere oft zu, da sie so schreit, dann ist sie zufrieden und schläft mal 4-6 Stunden durch. Meine Hebamme gefällt es nicht wenn ich zufüttere. Ist es so falsch. Was sagen sie? Ich habe auch keine bralle Brüste und brauche keine Stilleinlagen. Ich bin so verzweifelt. Ich danke im voraus für ihre Antwort. Gr Isa


Biggi Welter

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Liebe Isa, das von Ihnen beschriebene Verhalten entspricht schon fast "lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Sie können sich und dem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Ihre Tochter verhält sich also absolut so, wie es von einem so kleinen Baby zu erwarten ist. Mit etwas Geduld, können Sie wenn Sie es möchten auch wieder zum vollen Stillen kommen, indem Sie die jetzige Menge an zugefütterter Nahrung schrittweise wieder verringern. Günstig wäre dazu, dass Sie ein paar Baby und Stilltage einlegen. Das heißt Sie legen sich mit Ihrem Baby ins Bett und kümmern sich ausschließlich um das Baby und das Stillen. Die Ruhe und eine einigermaßen ausgewogene Ernährung und Trinken entsprechend Ihrem Durstgefühl können dann viel dazu beitragen, dass alles wieder ins Lot kommt. Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


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