Mitglied inaktiv
hallo, meine frage ist etwas eigenartig, aber wir kommen im moment gar nicht klar beim stillen. die kleine schreit den ganzen tag, ständig will sie essen. sie trinkt dann auch meist 20 min. lang, dann leg ich sie schlafen. sie schreit dann aber wieder. ständig. sie trinkt stündlich. das ist doch nicht normal. und danach schreit sie dauernd. ich bin schon ganz fertig. ich könnte selber nur heulen. was soll ich denn jetzt beachten?
Liebe Melli, ich fürchte, dass Ihre Vorstellung vom Alltag mit einem Baby leider sehr weit von der Realität entfernt ist und Sie sich deshalb jetzt so fertig fühlen, weil die Realität Sie erschlägt. Leider ist es bei uns so, dass viele Eltern einfach eine falsche Vorstellung davon haben, wie sich ein Baby verhält. Die wundervollen Hochglanzprospekte, die einer jeden Schwangeren in die Hand gedrückt werden erzählen nämlich nur die halbe Wahrheit. Wenn dann die raue Wirklichkeit hereinbricht, ist die Mutter so verunsichert, dass sie glaubt mit ihrem Kind oder ihrem Verhalten wäre etwas falsch, wo doch in Wirklichkeit einfach eine falsche Erwartungshaltung geweckt wurde. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Ich weiß, die ersten Wochen und Monate mit einem Baby können eine extreme Lebenserfahrung sein, um so mehr als die Realität des Alltags mit einem Neugeborenen fast nirgends wirklich beschrieben ist (und damit der Schock für die junge Mutter, die von einem friedlich im Stubenwagen schlummernden Baby träumt noch größer). Doch Ihr Kind bleibt nicht ewig so klein und arbeitsintensiv. Es wird größer und reifer werden, Sie werden an das Muttersein gewöhnen und der Alltag wird deutlich einfacher. Es hat keinen Sinn, wenn Sie jetzt verzweifelt versuchen, Ihr altes Leben einfach wieder aufnehmen zu wollen. Das Leben mit Kind ist anders und die Geburt eines Kindes bedeutet einen Einschnitt und große Veränderungen, an die wir uns anpassen müssen, wenn wir nicht unnötig Energie verschwenden wollen. Vielleicht besuchen Sie einmal eine Stillgruppe. Dort werden Sie sehen, dass sich Ihr Baby keineswegs anders verhält, als die Mehrzahl aller Babys in seinem Alter. Der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann ungeheuer hilfreich sein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Hallo Melli.Das Problem hatte ich auch ab und zu. Meine Hebamme meinte,daß dies auch an dem Wachstumsschüben liegt und sie Babys sehr oft trinken wollen. Bei mir waren das immer nur ein paar Tage und dann hat es sich normalisiert, irgendwann kam es mal wieder,aber auch nur kurzzeitig. Bleib auf jeden Fall dran, es ist doch schön zu stillen und die Nähe des Babys zu spüren,oder?Viele Babys(auch meine Fiona),will auch manchmal nur Nuckeln.Solange meine Brust dies mitmacht ist es ok.Ich wünsche Dir viel Glück und laß Dich nicht entmutigen.Liebe GRüße
Mitglied inaktiv
liebe biggi, vielen dank für die antwort. hat mir schon weitergeholfen. ich denke, ich habe immer noch ein wenig mit dem baby-blues zu kämpfen. ich liebe meine kleine, aber manchmal ertappe ich mich, bei dem gedanken, "ach wenn sie doch noch nicht da wäre". dann kommen mir sofort die tränen, weil ich mich schuldig fühle. das kleine wesen ist doch auf mich angewiesen. es braucht mich doch, und ich brauch sie auch, ich liebe sie sehr. der heutige tag ist wieder besser, sie ist jetzt in der sechsten lebenswoche, ich denke, sie wächst wieder. sie nimmt sehr schnell und doch viel zu. gott sei dank. das beruhigt mich, mit der milchproduktion. wir kommen ganz gut zurecht. ich denke, jeder hat mal schlechte tage. wir erwachsenen ja auch. ich muß auch immer noch das ganze geburtserlebnis verkraften. es war so ein ergreifendes erlebnis, da muß ich immer wieder dran denken. auf jeden fall freue ich mich über meine kleine, auch wenn sie manchmal quengelt. es gibt schlimmeres. sie ist kerngesund - das ist das wichtigste. vielen dank für deine guten tipps nochmal. auf bald, falls ich wieder mal nicht weiter weiß.
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