Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Probleme beim Anstillen

Frage: Probleme beim Anstillen

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo! Dringend benötige ich Deine Hilfe bezüglich des Anstillens! Da ich seit 5 Wochen in Amerika lebe, kann ich leider die Hilfe einer Stillberaterin oder Hebamme nicht in Anspruch nehmen! Meine Kleine ist nun 3 Tage und 5 Stunden auf dieser Welt, und wie es in den USA üblich ist bin ich gestern entlassen worden. Nun habe ich folgende Probleme und Fragen an Dich: 1) meinen Milcheinschuss hatte ich gestern Abend! Seit dem habe ich Probleme die Kleine anzulegen, sie kann die Brustwarze nicht richtig fassen, zieht kurz und schmerzhaft, lässt sie aber dann wieder los. Was kann ich tun? Evtl Stillhütchen verwenden? 2) Hier ist es Üblich und wird regelrecht erzwungen den Säugling alle 2-3 Stunden zu wecken um ihn anzulegen. Ich habe Probleme die Maus zu wecken, manchmal benötige ich 1 Stunde! Ist das denn wirklich nötig? Gerade wenn sie doch tief und fest schläft, sie könnte sicher 4-5 Stunden durchschlafen, zumindest manchmal! 3) Manchmal schläft sie während des Stillens an der Brust ein und ist dann ebenfalls kaum mehr wach zu machen um die vorgeschriebenen 10 min pro Brust zu erreichen. Was kann ich tun, damit sie nicht einschläft? Ist es denn wirklich notwendig sie an jeder Brust 10 min trinken zu lassen oder reicht es bis ich merke sie hat genug und wirkt nicht mehr so hungrig und wird müde? Welche Stillzeiten würdest Du empfehlen? meiner meinung nach ist es doch wichtig was das Baby für einen Rhythmus hat, oder? Sie ist auch gut entwickelt, kam 4 Tage zu spät, wiegt 3100 g und hat alle Reifezeichen, also ist es doch nicht schlimm wenn ich sie lieber erstmal schlafen lasse, solange es ihr gut geht und sie zufrieden wirkt? Alle wieviel Stunden muss ich sie denn maximal wecken ( hab in einem Buch etwas von über 4 Stunden gehört) 4 ) wie ist das mit dem Bäuerchen? Manchmal macht sie eines und manchmal kann ich nichts feststellen, höre es zumindest nicht richtig! Kann meine Maus ersticken wenn ich sie ohne Bäuerchen hinlege? Wie lang legt man ein Baby normalerweise über die Schulter zum Aufstossen, ab wievielen Minuten kann man es denn dann hinlegen, wenn sie kein Bäuerchen macht? 5) Da meine Brustwarzen wund sind( es hiess, ich hätte SORENESS, ist das eine Krankheit oder heisst das einfach nur dass sie wund und blutig sind): Darf ich Stillhütchen verwenden, wie lang maximal? 6) Wenn sie nicht lange an einer Brust trinkt und meine Brüste danach noch schmerzen darf ich ausstreichen? Oder, ganz dumm gefragt, darf mein Mann saugen, er ist gern dazu bereit, damit ich keine Schmerzen habe! 7) Es wäre schön, wenn Du mir noch ein paar allgemeine Tipps für die nächste Zeit bezüglich des Stillens geben könntest?! ich denke das waren meine Probleme, bin eben etwas unsicher, will aber auf jeden Fall stillen!!! Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen, liebe Grüsse aus USA, Susann


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Susann, auch in den USA kannst Du selbstverständlich eine Stillberaterin in Anspruch nehmen. Ruf mal 1-800-laleche an und frage, wo Du die nächstgelegene LLL-Stillberaterin findest! Wenn die Brust so prall gespannt ist, dass das Kind sie nicht gut fassen kann, dann ist ein Stillhütchen NICHT Mittel der Wahl. Du kannst vorsichtig etwas Milch ausstreichen oder abpumpen (oder auch von deinem Mann abtrinken lassen, aber letzteres nur, wenn dein Mann keine Herpesbläschen hat), dass die Brust etwas weicher ist und dein Kind sie wieder besser fassen kann. Es ist wichtig, dass dein Kind korrekt angelegt wird und korrekt saugt, damit deine Brustwarzen nicht wund werden bzw. wieder abheilen können. „Soreness" heißt nichts anderes als „Wundsein", „sore nipples" sind „wunde Brustwarzen". Wunde Brustwarzen werden in mehr als 80 % der Fälle durch falsches Anlegen und/oder falsches Saugen verursacht. So lange diese Ursache nicht beseitigt wird, werden auch die Brustwarzen nicht auf Dauer heilen können. Stillhütchen korrigieren weder die Anlegetechnik noch das Saugverhalten des Kindes und verschieben daher allenfalls das Problem, aber lösen es nicht. Lass dir von einer Kollegin vor Ort (siehe Telefonummer oben) zeigen und erklären, wie Du korrekt anlegst und woran Du erkennst, dass dein Kind korrekt saugt. Dein Kind braucht keinen „Rhythmus"! Alle Stillexperten sind sich einig, dass ein Baby nach Bedarf gestillt werden sollte. Allerdings sind sich auch alle Stillexperten einig, dass es gerade in den ersten Tagen wichtig sein kann, ein Baby zu häufigem Trinken an der Brust zu animieren. Hat ein Baby zum Beispiel eine verstärkte Neugeborenengelbsucht, dann macht dies das Kind schläfrig. Das Baby schläft viel, die Mutter freut sich und dann trinkt das Baby nicht oft genug, die Gelbsucht verstärkt sich, statt weniger zu werden und das Kind wird immer schlapper und die Milchproduktion der Mutter kommt nicht in Gang. Hier ist manchmal ein Balanceakt notwendig. Länger als vier Stunden sollte dein Kind in diesem jungen Alter wirklich noch nicht am Stück schlafen. Sobald sich das Stillen gut eingespielt hat und bei einem gut gedeihenden Kind, kannst Du dich dann von deinem Kind leiten lassen und es immer dann anlegen, wenn es danach verlangt. Es gibt auch keine „vorgeschriebenen 10 Minuten" an der Brust. Manche Babys sind schneller, andere langsamer. Wichtig ist dass dein Kind gedeiht und nicht die Beobachtung der Uhr. Dein Baby sollte die folgenden Punkte erfüllen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Dusechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Dies sind die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby. Sind diese Punkte alle erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein. Falls nicht, dann besteht Handlungsbedarf und Du solltest dich an eine Stillberaterin vor Ort und eventuell an deine Kinderärztin/arzt wenden, um zu besprechen, wie weiter vorgegangen wird. Allerdings bin ich überhaupt der Meinung, dass Du ohnehin unbedingt Kontakt mit einer Kollegin aufnehmen solltest. Wenn deine Brust nach dem Stillen noch prall gespannt ist, kannst Du vorsichtig gerade so viel ausstreichen, abpumpen oder von deinem Mann abtrinken lassen, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Nicht mehr Milch entleeren als unbedingt notwendig, sonst wird die Produktion weiter übermäßig angekurbelt. Zusätzlich kannst Du die Brust nach dem Stillen kühlen und vor dem Anlegen kurz anwärmen. Das Aufstoßen ist kein zwingendes Muss. Ein gut angelegtes und korrekt saugendes Baby schluckt unter Umständen sogar so wenig Luft, dass es gar nicht aufstößt und ein Kind erstickt nicht, wenn es nicht aufstößt nach dem Trinken. Ich hoffe, nun etwas „Licht ins Dunkel" gebracht zu haben, kann dir aber wirklich nur nochmals dringend ans Herz legen, dich an eine Stillberaterin in deiner Nähe zu wenden und auch die Stillgruppentreffen dort zu besuchen. Gerade wenn Du neu in der Gegend bist, sind Stilltreffen auch eine gute Gelegenheit, andere Frauen kennenzulernen und sich bald einigermaßen heimisch zu fühlen. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

ot


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Susann, wenn die Brust so richtig prall ist, kann sie die Brustwarze nicht richtig fassen, ja. Ich habe dann immer etwas Milch ausgestrichen oder abgepumpt. Das habe ich auch gemacht, wenn sie mal stundenlang geschlafen hat und ich schon Schmerzen hatte, weil die Brust so voll war. Ist dann weniger Milch da, kann Deine Kleine die Brustwarze auch wieder besser fassen. Bei einer zu vollen Brust spritzt dem Baby die Milch regelrecht in den Mund und es verschluckt sich leicht. Das Kind alle 2-3 Stunden zu wecken, halte ich für unnötig. Laß sie schlafen, denn wenn Du sie weckst, hat sie vielleicht noch nicht richtig hunger und dann trinkt sie auch nicht richtig oder hat noch unverdaute Milch im Magen. Kommt frische Milch dazu, ist es möglich, daß sie Bauchschmerzen bekommt. Bei uns ist es üblich, daß man die Stillmahlzeiten weiter hinauszögert (3-4 Stunden). Ich hab meinen Kindern gerne längere Abstände angewöhnt, dann haben sie auch in der Regel gut an der Brust getrunken. Wenn sie mal sehr lange schläft, obwohl wieder eine Mahlzeit fällig wäre, macht das überhaupt nichts. Hat sie wirklich hunger, wird sie schon wach und meldet sich. Daß sie während des stillens einschläft, würde ich auch darauf zurückführen, daß sie noch nicht richtig hunger hatte und noch müde ist. Meine jüngste Tochter (9 Wochen) schläft auch gerne während des trinkens ein. Ich kitzle sie dann immer an Hals und Wange oder an den Fußsohlen. Allerdings trinkt sie auch nur ca. 5 Minuten pro Seite und ist trotzdem satt und hält 3-4,5 Stunden bis zur nächsten Mahlzeit durch. Meine Kinder haben auch nicht nach jeder Mahlzeit aufgestossen. Ich habe sie nicht länger als 5 Min. an die Schulter gelegt. Wenn ich sie dann ohne Bäuerchen hinlege, bevorzuge ich die Seitenlage. Falls sie spuckt, damit ihr nichts im Hals stecken bleibt. Es ist auch möglich, daß sie nach ein paar Minuten unruhig wird, und die Luft im Bauch drückt. Nehme ich sie dann nochmal hoch, kommt das Bäuerchen prompt. Wegen den wunden Brustwarzen denke ich, sind Hütchen einen Versuch wert. Zur Pflege lässt Du am besten nach dem Stillen etwas Muttermilch auf den Warzen trocknen. Die Milch und der Speichel des Babys enthalten heilende Substanzen. Ich hab Anfangs meine Brustwarzen zusätzlich mit einer Salbe gepflegt. Sie heißt "PureLan 100" von der Firma "medela". Das ist reinstes Lanolin und das brauchst Du vor dem nächsten Stillen auch nicht abwischen. Immer nach dem Stillen ganz dünn(!) auftragen. Die Salbe müsstest Du auch in den USA bekommen, denn da kommt sie her! Wenn ich Schmerzen in der Brust hatte, weil sie einfach zu voll war, hab ich immer etwas abgepumpt oder ausgestrichen. Allerdings nicht zu viel, damit sich die Milchproduktion einpendelt. Die Nachfrage regelt das Angebot. Habt Ihr einmal einen Rhythmus gefunden, erledigt sich das mit den Schmerzen. So, ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen. Solltest Du noch Fragen haben - ich helfe gerne, so weit ich kann. Viele Grüße Birgit


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

liebe Birgit! Danke für Deine ausführliche Auskunft!!! Du hast mich in meinen Vorstellungen sehr bestärkt! Diese Nacht habe ich es mal so versucht und siehe da wir beide haben 4 Stunden durchgeschlafen! Also mir hat das sehr gut getan! Nur der Rhythmus ist etwas komisch: manchmal stille ich sie mit Pausen mind. eine halbe Stunde und sie schläft dann immer noch nicht und quängelt, weil sie noch Hunger hat. Ich muss sie dann noch 2 mal mind. für ca. 5 min. anlegen, dann will sie aber nicht mehr! Dann wieder trinkt sie nur 5 Min. und schläft sofort ein. Ist aber sicher auch normal nach 4 Tagen oder? Noch eine andere Frage: Schnuller sollte man so lang sich das Stillen noch nicht richtig im Rhythmus befindet noch nicht geben oder? Ausserdem: wieviel Stuhlgang ist normal? Manchmal muss ich die Windel vor und nach dem Stillen wechseln. Ach ja, kennst Du Dich mit Schluckauf aus, kann man da was machen? Oft hat sie ihn direkt nach dem Stillen und kann dann nat. nicht einschlafen. Also nochmals vielen Dank für Deine Hilfe, mit vielen lieben Grüssen von Lenja und der Mama Susann


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Susann, meine jüngste Tochter hat auch sehr oft Schluckauf, nachdem sie aufgestoßen hat. Ich lasse sie dann einfach nochmal an der Brust trinken, dann ist er weg. Allerdings ist sie manchmal "randvoll" und will nicht mehr trinken. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuwarten bis der Schluckauf von selber wieder aufgehört hat. Viele Grüße Birgit


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Birgit.Vielen Dank, ich bin eben noch so unsicher im Umgang mit meiner Kleinen. Deine Antworten waren mir eine grosse Hilfe! Liebe Grüsse von Lenja und Susann


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.