Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Nimmt er zuwenig zu?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Nimmt er zuwenig zu?

Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn kam am 6.4. in der 35 SSW mit 2800 g zur Welt. Leider hat er am Anfang stark an Gewicht verloren. Am 15.4 bei der U Untersuchung wog er nur 2510 g. Heute morgen wog er nun 2970 g. (also nach 25 Tagen) Ist das ok oder sollte er schon mehr zugenommen haben? Ich stille ihn voll und nach Bedarf. Tagsüber meldet er sich alle 2 bis 4 Stunden und abends möchte er fast durchgehend von 18 Uhr bis 22 Uhr an die Brust. Danach schläft er 4 Stunden usw. Leider braucht er pro Mahlzeit zwischen 1 und 1,5 Stunden,was ja schon ziemlich lange ist, vorallem weil wir 6 Kinder haben und es natürlich immer etwas zutun gibt. Da gerate ich doch oft ins grübeln und habe auch ab und an ein schlechtes Gewissen meinen anderen Kindern gegenüber und auch weil im Haushalt schonmal das ein oder andere liegen bleibt, ob es nicht besser wäre, ihm die Flasche zu geben.( damit er besser zunimmt und eben auch wegen dem Zeitfaktor)....aber wenn er dann wieder glücklich und zufrieden an der Brust liegt, ist dieser Gedanke schnell wieder verflogen! Über ihre Meinung wäre ich sehr dankbar, da ja nun die nächste Vorsorge ansteht und ich befürchte, das der KA möchte, das ich zufüttere... Liebe Grüße, daria


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Liebe daria, deine Situation ist nicht leicht, denn de facto hast du ja eine Verantwortung deinem gesamten Haushalt gegenüber. Hast du denn vielleicht die Möglichkeit, dir eine Haushaltshilfe verschreiben zu lassen (wenn du gesetzlich versichert bist und der Arzt dich krank schreiben kann müsste das gehen), damit du wenigstens ein bisschen entlastet wirst? Nun aber zu deinem Junior: Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben, insofern liegt ihr da fast wieder im Normalbereich. Vor allem wenn man bedenkt, wie viel er abgenommen hatte, ist die Gewichtszunahme so sicher ganz ok. Wenn dein Kinderarzt trotzdem unzufrieden ist, solltest du ihn um eine "Schonfrist" bitten, in der versucht werden kann, euer Stillmanagement so zu verbessern, dass dein Kleiner mehr Milch an der Brust bekommt. Auf jeden Fall wäre es dann gut, wenn du auch eine Stillberaterin vor Ort zur Seite hättest... Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Als ersten Schritt - auch um die langen Stillzeiten etwas zu verkürzen - kannst du beim Stillen mal probieren, ob Brustkompression dein Kind dazu bringen kann, mehr oder länger zu trinken als bisher, und so mehr Milch zu bekommen. Ich zitiere dir dazu im Anhang aus der Beschreibung dieser Technik von Dr. Jack Newman und hoffe, dass sie klar ist. Vielleicht hilft euch auch ein Tragetuch weiter. Ich kenne Frauen, die im Tragetuch stillen können, so dass das Baby an die Milch kommt und sie trotzdem Hände frei für andere Geschwister oder anderes haben... In einer Stillgruppe gibt es sicher auch eine Frau, die dir zeigen könnte, wie du dein Kind beim Tragen auch Stillen könntest. Lieben Gruß, Kristina "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess. (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


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Hallo Daria, ich möchte Dir Mut machen. Meine Kleine kam mit 2790 g zur Welt und hatte auch bis auf 2540 abgenommen. Auch sie hatte ihr Geburtsgewicht erst nach reichlich 2 Wochen wieder erreicht (wir hatten allerdings ein paar Problemchen am Anfang). Die Kinderärztin war damit nicht zufrieden, aber ich hab erstmal alles versucht (Stillberatung hier und vor Ort) bevor ich zugefüttert hätte. Sie hat fast haargenau das gleiche Trinkverhalten wie Dein Sohn an den Tag gelegt. Jetzt ist meine Kleine fast 5 Monate und wiegt schon über 6 Kilo und wird voll gestillt :-) Allerdings ist meine Tochter immer noch ein sehr zeitintensives Kind, welches tagsüber gern und oft an der Brust trinkt oder sich in den Schlaf nuckelt... (hab glücklicherweise noch keine weiteren Kinder). Das Tragetuch hat mir bis zum Ende des 3. Monats sehr geholfen. Ich konnte sie nach dem Frühstück bei den ersten Müdigkeitsanzeichen einpacken und sie hat 2-3 Stunden locker darin geschlafen. In der Zeit konnte ich etwas schaffen. Dann mochte sie es allerdings nicht mehr und bisher hab ich keine rechte Alternative. Also lass Dich nicht vom Kinderarzt verunsichern. Schau auf die gängigen Zeichen wie nasse Windeln und ein munteres aufgewecktes Kind (mir fallen die anderen Sachen grad nicht ein, wird aber hier im Forum immer wieder aufgelistet). Leider kann ich Dir keinen Tipp geben, wie Du Deinen anderen Kindern genug Aufmerksamkeit zukommen lassen kannst - aber ich bin recht zuversichtlich, dass sich auch da ein Weg finden wird... (vielleicht wenn der Kleine im Kinderwagen schläft?) Alles Gute! Yeza


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