Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter, Christian ist 4,5 Monate alt und war noch nie ein guter Schläfer ( max 3 Stunden am Stück ). Seit 6 Wochen aber kommt er nachts alle 30-60 Minuten. Mal hat er Hunger ( ist ja ok ), aber meist will er nur nuckeln ( ich stille voll ). Schnulli will er nicht, er meckert dann solange, bis er wieder die Brust bekommt. Ich muss dazu sagen, er schläft in meinem Bett, was ich aber ändern möchte. Er sucht nachts meine Nähe, robbt immer ganz nah zu mir, aber trotzdem ist er wahnsinnig unruhig. Haben Sie einen Rat für mich ( ich tendiere dazu, ihm abends einen Brei zu geben und ihn dann einfach mal schreien zu lassen, weiß aber nicht, ob das die ideale Lösung ist)? Irgendwie muss er doch von dem Nuckelverhalten wegzubringen sein ( wahrscheinlich habe ich ihn in diesem Punkt zu sehr verwöhnt). Tagsüber ist er übigens total ausgeglichen, trinkt alle 3 Stunden und schläft 30-120 Minuten. Danke für Ihre Antwort! ( ich hatte schon mal deswegen gepostet, dachte an einen Schub, der ist aber jetzt vorbei) LG, Therry
? Liebe Therry, ich kann Ihnen auch jetzt nichts anderes schreiben, als beim letzten Mal. Ihr Kind ist nicht verwöhnt, sondern hat das dringende und für sein Empfinden überlebenswichtige Bedürfnis nach Ihrer Nähe. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys „begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch „nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Ich kann Ihnen nachfühlen, dass Sie müde und erschöpft sind, aber eine Patentlösung mit Sofortlösung habe ich auch nicht zu bieten. Ich persönlich lehne die in dem „berühmten Buch" angepriesene Methode jedoch ab. In meinen Augen führt diese Methode lediglich dazu, dass ein Kind früher oder später resigniert und deshalb schläft. Es kommt zu einem Vertrauensbruch (auch wenn das in dem Buch anders dargestellt wird). Es gibt auch keine langfristigen Untersuchungen, die die Unschädlichkeit der Methode belegen. Auch kenne ich mehrere Mütter, die zunächst einen Erfolg mit dem Schlaftrainigsprogramm erzielen konnten, später aber mit äußerst massiven Schlafproblemen bei ihren Kindern zu kämpfen hatten, die sich dann auch nicht mehr mit der Ferbermethode (das Buch beruht auf Prof. Ferber aus den USA) lösen ließen. Interessant finde ich, was eine Kollegin von mir vor einiger Zeit in einem Interwiev mit Prof. Ferber gehört hat, das dieser vor etwas mehr als einem Jahr in einer öffentlichen Radioshow in Minesota gegeben hat. Während diesem Interview hat er gesagt, dass seine Methode nicht für Babys unter 12 (!) Monaten gedacht ist, und dass sie der letzte Ausweg sei, ehe die Eltern so weit sind, dass sie ihr Baby aus dem Fenster werfen. Seinen Verständnis der medizinischen und wissenschaftlichen Forschung nach, ist eine Anwendung seiner Methode bei Kindern, die jünger als 12 Monate sind, mit allen möglichen Problemen verbunden. Inzwischen gibt es auch ein Zeitungsinterview aus „The New Yorker" in dem Ferber sagt, dass er wünschte er hätte dieses Buch nie geschrieben, hätte er gewusst, was daraus gemacht wird. Studien belegen übrigens auch, dass die Ernährung nicht mit dem Schlafverhalten in Verbindung steht und die Meinung, dass eine reichliche Mahlzeit am Abend zu längeren Schlafphasen führt, keinen Bestand hat. Vielleicht hilft es Ihnen und Ihrem Kind, wenn Sie versuchen die Tage möglichst ruhig (zumindest eine Zeit lang) und die nächtlichen Stillmahlzeiten so unspektakulär wie möglich zu gestalten (kein Licht, keine Gespräche und keine Spielstunde). Probieren Sie doch auch mal aus, ob nicht Ihr Partner (so Sie einen haben) einen Teil der Nachtschicht oder das abendliche Einschlafritual übernehmen kann. Auf diese Weise erhalten Sie etwas Entlastung. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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