Nächtliches Stillen: sehr kurz und häufig: plötzliche Veränderung

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nächtliches Stillen: sehr kurz und häufig: plötzliche Veränderung

Liebe Biggi, mein Sohn ist gerade acht Wochen alt. Das Stillen klappt grundlegend sehr gut. Bisher hat er Nachts 2-3 Mal getrunken. Er hat pro Durchgang ca. 12-18 Minuten getrunken, aufgeteilt auf beide Brüste, manchmal mit einer kurzen Wickelpause dazwischen. Wickeln ist nun weniger häufig notwendig. Plötzlich trinkt er pro Durchgang nur noch 5-6 Minuten und schläft dann wieder ein. Er kommt deutlich häufiger- zwischen 30 und 90 Minuten. Im Schlaf ist er noch dazu häufig sehr laut, da er schlafend versucht zu pupsen und drückt. Für mich ist dieser Rhythmus natürlich sehr anstrengend, ich schlafe sehr wenig und bin total gerädert. Tagsüber trinkt er momentan ziemlich genau wie ein Uhrwerk alle zwei Stunden, zum Abend hin zeitweise öfters. Ich frage mich nun, ob dies einfach eine Phase ist (ggf. 2. Sprung?) oder ob ich irgendwas im Ablauf optimieren könnte. Vielleicht hast Du einen Tipp für mich? Ganz herzliche Grüße, Christina

von ChristinavC am 28.03.2023, 02:58



Antwort auf: Nächtliches Stillen: sehr kurz und häufig: plötzliche Veränderung

Liebe Christina, der „regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt Babys, bei denen sich irgendwann eine längere Zeitspanne einpendelt, es gibt aber auch wirklich Babys, die dann trinken, wenn sie gerade Hunger haben. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Babys manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Du kannst nun sicherlich versuchen, die Abstände zu strecken, aber meist endet es dann wirklich in Schreiattacken, die noch schlimmer sind. Sprich evtl. mal mit deinem Hausarzt. Wenn du gesetzlich versichert bist, kann er dir eine Haushaltshilfe auf Rezept verschreiben (du musst erklären, dass weder Mann noch Oma den ganzen - oder halben - Tag frei nehmen können um dir zuhause zur Seite zu stehen, das lässt sich meist schaffen!). Solch eine Hilfe kannst du nach Absprache auch nur stundenweise, dafür aber über längere Zeit hinweg, einsetzen, und allein schon die Tatsache, dass du nicht waschen, putzen, bügeln, kochen musst ist eine riesige Erleichterung. Sehr ans Herz legen mag ich euch ein Tragetuch. Denn getragene Säuglinge sind meist pflegeleichtere Säugling, weil sie durch den intensiven Körperkontakt eines ihrer Grundbedürfnisse auf wunderbare Weise befriedigen können. Ein weiterer Vorteil: Auch der Papa kann sich das Baby an den Körper binden und mit ihm schöne lange Spaziergänge machen, während denen das Kleine an seinen Körper gekuschelt schlafen wird. Dies stärkt auch die Bindung zwischen Vater und Kind auf besondere Weise! Wie so ein Tuch optimal gebunden wird können dir die meisten Stillberaterinnen zeigen, darum macht es allein deshalb schon Sinn, mal zu schauen, ob es jemanden in Eurer Nähe gibt! Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht von meiner Antwort. Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.03.2023



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