Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliche STillmahlzeiten

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nächtliche STillmahlzeiten

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Hallo Biggi, unser Sohn ist fast 6 Monate alt. In den letzten Tagen, vor allem als es so heiß war, hat er tagsüber nur selten und dann meineserachtens (?) wenig getrunken. Dafür ist er in der Nacht 2 bis 3 Mal wach geworden, weil er Hunger hatte. Dann hat er aber auch ziemlich viel getrunken. Hast du vielleicht einen Tip, wie ich ihn umgewöhnen kann? Nachts aufstehen und ihn füttern ist ja schön und gut, aber wenn der die Nacht als Hauptmahlzeit betrachtet, ist das weniger lustig. Wie lange braucht ein Kind überhaupt nachts etwas zu essen? Wie ist das mit Trinken? Vielen Dank für Antwort und ein schönes Wochenende. Liebe Grüße Anja


Biggi Welter

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? Liebe Anja, in südlichen Ländern spielt sich vor allem in der heißen Jahreszeit ein großer Teil der Aktivitäten in den (späten) Abendstunden ab, wenn es nicht mehr so warm ist. Dort leben auch die Kinder diesen Rhythmus, weil viele Aktivitäten dann angenehmer sind als mitten am heißen Tag. Bei uns ist diese Alltagseinteilung nicht sehr verbreitet, doch gerade Babys und kleine Kinder fallen bei hohen Temperaturen gern in diese Verhalten. Sie sind am Tage eher ruhig und „träge" und dafür in der Nacht aktiver. Bei sechs Monate alten Kindern kommt dann noch dazu, dass die scheinbar so „trägen" und langweiligen Tage doch ganz schön aufregend sind und dann in der Nacht die Erlebnisse des Tages verarbeitet und das durch die ganze Aufregung des Tages versäumte Stillen nachgeholt werden muss. Du kannst dein Kind unterstützen, indem Du die nächtlichen Stillzeiten so ruhig und langweilig wie möglich gestaltest, kaum oder gar kein Licht anmachst, keine Gespräche, allenfalls ein beruhigendes Murmeln usw. Jedes Kind hat seinen eigenen Zeitplan und wenn das Kind so weit ist, dass es durchschlafen kann, dann wird es das auch tun, genau so wie es zu dem für es richtigen Zeitpunkt laufen, sprechen und auf einem Bein stehen können wird. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Hab ein wenig Geduld mit dir und deinem Kind und lass dein Baby Baby sein. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


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