Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, meine Tochter Vanessa (11 Monate) wird noch bei Bedarf gestillt. Wir haben jetzt das Problem, daß sie nur an der Brust einschläft (oder KiWA oder Autofahren geht auch noch) und wenn sie nachts aufwacht (2-10 x) nur durch die Brust wieder einschläft. Wir haben jetzt versucht ihr nichts mehr zu geben, dann schläft sie überhaupt nicht mehr weiter (2-4 Stunden wach) und schreit wie am Spieß. Schnuller nimmt sie nicht. Das kann ja nicht ewig so gehen, wir sind beide berufstätig und sind z.Zt. völlig am Ende. Ich wollte eigentlich warten, bis sie sich selbst abstillt, aber momentan liegen meine Nerven blank. Sie nuckelt nachts und zum Einschlafen bis zu einer Stunde lang, da kommen schon 3-4 Stunden jede Nacht zusammen wo sie an mir nuckelt. Hast Du einen Rat für uns ? Insgesamt ist sie ein sehr aktives und aufgewecktes Mädchen (hat gerade laufen gelernt) und ißt eigentlich tagsüber auch ganz schön ordentlich, Hunger kann sie ja wohl nicht haben, oder ? Mfg Katrin
? Liebe Katrin, doch, sie kann Hunger haben und zwar sowohl körperlichen als auch emotionalen Hunger, wobei ich nicht gewichten möchte, welcher Aspekt dabei schwerer wiegt. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben oder auch einem Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In der Nacht „Mama tanken" ist ein weiterer Punkt, der insbesondere bei Kindern von Müttern, die durch die Berufstätigkeit am Tag zeitweise voneinander getrennt sind, sehr wichtig sein kann. Gerade wenn eure kleine Maus gerade Laufen lernt, ist es nicht verwunderlich, wenn eure Nächte jetzt besonders unruhig sind. Der Erwerb neuer Fähigkeiten verlangt den Kleinen Höchstleistungen ab und bringt auch immer etwas Unsicherheit mit sich. Die Kinder brauchen dann die Rückversicherung (auch durch das Stillen) und verarbeiten in der Nacht, was am Tage erlebt wurde. Nicht wenige Kinder üben zum Beispiel beim Krabbeln-Lernen das Krabbeln auch noch im Schlaf. Ich habe kein Patentrezept, wie Du deine Tochter zu längeren Schlafphasen bringen kannst (wenn ich das hätte, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit viel Geld verdienen:-)) Doch der Tipp, sich jetzt Tage und Nächte so angenehm wie möglich zu machen hat sich bewährt. Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergiss dich selbst nicht: Gönnen dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Du machst nichts falsch, wenn Du dein Baby dann stillst, denn Stillen ist ja nicht nur Ernährung, sondern gibt deinem Kind auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. Ein weiterer Buchtipp, der hilft ein Baby besser zu verstehen ist „Oje ich wachse" von Hetty van de Rijt und Frans X. Plooij? In diesem Buch findest Du zwar auch keine Patentrezepte, aber Erklärungen, warum Kinder manchmal besonders unruhig sind und Hinweise, wie diese anstrengenden Zeiten besser zu meistern sind. Vielleicht ist dieses Buch etwas für dich. Ich wünsche dir Kraft, gute Nerven, Geduld und bald ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi
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