Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Nachts kommt sie jede Stunde was kann ich tun?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Nachts kommt sie jede Stunde was kann ich tun?

Eris

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Hallo! Meine Tochter ist jetzt 14 Wochen alt, wird voll gestillt (verweigert eh jegliche Flasche und Schnuller), wiegt 7700g und schläft seit über einer Woche sehr schlecht. Tagsüber schaffe ich es mit viel Tragen, dass sie "nur" alle 2 Stunden trinkt. Nachts will ich sie logischer Weise nicht jede zweite Stunde herumtragen. Ich bringe sie um 19 Uhr sehr müde zu Bett. Sie trinkt, dann nehme ich sie hoch zum Bäuern und lege sie schlafen, dabei wacht sie meist nicht wieder auf. Ab 23 Uhr wacht sie dann jede Stunde auf und will Trinken. Meist nur eine oder zwei Minuten und dann schläft sie wieder. (Heute mittag habe ich mal nachgewogen: sie trinkt in 6 Minuten ca 170 ml). Gegen 6 Uhr stehen wir dann auf. Am Tag schläft sie ca. 3 mal 20 Minuten. Können Sie mir einen Grund für ihr schlechtes Schlafen nennen und am Besten noch Tipps geben, wie wir beide zu einem besseren Schlaf kommen? Bisher schlafen wir gemeinsam in einem Bett, auch weil ich es nicht zusätzlich schaffe immer aufzustehen, dann bekomme ich ja keinen Schlaf mehr und am Tag muss ich mich auch noch um eine 3-jährige kümmern. Vielen Dank im Voraus! Sonja


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Liebe Sonja, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte und ein vier Monate altes Baby ist in aller Regel auch noch viel zu jung für Beikost. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Lieben Gruß, Kristina


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