Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mit Asthma stillen??

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mit Asthma stillen??

Mitglied inaktiv

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Hallo! Meine Freundin erwartet im Februar ihr Kind und wir sind vor einigen Tagen auf das Thema Stillen bekommen. Nun ist es so, dass sie an Asthma leidet. Sie erzählte mir sie hätte einen Bericht gelesen in den es hieß, man solle dann lieber nicht stillen, da die Gefahr bestehe dass das Kind ebenfalls an Asthma erkrankt. Entspricht das wirklich der Wahrheit? Wenn es genetisch übertragen wird dann würde das Kind es doch sowieso in sich tragen und nicht erst über die Muttermilch bekommen, oder? Wäre schön, wenn ich da etwas schlauer werden würde und meiner Freundin etwas helfen könnte. Vielen Dank


Biggi Welter

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? Liebe Mami21, es kursieren immer wieder einmal solche Gerüchte, die aber bislang noch nie durch eine seriöse Studie belegt werden konnten. Massive Wellen in dieser Richtung hat vor einiger Zeit eine Veröffentlichung einer Studie im Lancet verursacht. Die Studie von Sears - nicht identisch mit dem Dr. William Sears, dem Autor von „Schlafen und Wachen"- (Sears MR et al (2002). Long-term relation between breastfeeding and development of atopy and asthma in children and young adults: a longitudinal study. Lancet 360: 901-07) findet keinen Zusammenhang zwischen dem Stillen und einem Schutz vor Allergien und Asthma und steht damit im Widerspruch zu einer ganzen Reihe von Studien wie sie zum Beispiel von Oddy (Oddy WH et al (2002). Maternal asthma, infant feeding, and the risk of asthma in childhood. J Allergy Clin Immunol 110: 65-7) erst kurz davor veröffentlicht wurden. Dabei ist einer der wichtigsten Punkte bei der Beurteilung dieser Studie der, wie „voll Stillen" definiert wurde. Sears vergleicht in seiner Studie Babys, die „mindestens vier Wochen gestillt wurden" mit Babys, die nicht oder kürzer als vier Wochen gestillt wurden. Dabei wurden jedoch nur 15 % dieses Babys „voll" gestillt, wobei der Autor auch Kinder, die in der Nacht oder im Krankenhaus künstliche Säuglingsnahrung erhielten als voll gestillt bezeichnet. Dies widerspricht der internationalen Definition von „voll stillen", da darunter verstanden wird, dass ein Baby nichts anderes als Muttermilch erhält. Außerdem werden in der Studie Kinder, die nach den ersten vier Wochen nicht mehr oder nur mehr teilgestillt wurden, in die Gruppe der „voll gestillten Kinder" aufgenommen, denn Sears nimmt das Alter von vier Wochen als Trennungspunkt. Oddy konnte in seinen Untersuchungen feststellen, dass Kinder, die vier Monate ausschließlich gestillt wurden (= voll gestillt nach internationaler Definition) im Alter von sechs Jahren seltener an Asthma litten als Kinder, die kürzer voll gestillt oder gar nicht gestillt wurden. Da angenommen wird, dass selbst eine einzige Flasche künstliche Säuglingsnahrung bei entsprechend empfindlichen Kindern eine allergische Reaktion auslösen kann, ist die Studie von Sears et al. mit großer Vorsicht zu betrachten. Stillen ist sicher kein Allheilmittel und auch gestillte Kindern sind nicht vor Krankheiten und Allergien gefeit, doch - wie so oft - sollten solche Veröffentlichungen immer kritisch hinterfragt werden und zudem sagt selbst Sears, dass das Stillen unbedingt als erste Wahl zur Ernährung von Babys betrachtet werden sollte, eben wegen der vielen, gut dokumentierten Vorteile. Es gibt derzeit keinen Grund einer Frau mit Asthma vom Stillen abzuraten, aber viele gute Gründe dafür, dass sie stillen sollte. LLLiebe Grüße Biggi


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