Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milcheiweißallergie oder antibiotikumsassoziierte Colitis

Frage: Milcheiweißallergie oder antibiotikumsassoziierte Colitis

sylwer77

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Liebes Team der Stillberatung, meine Tochter ist fünf Monate alt, voll gestillt und hat seit fast sechs Wochen Durchfall. Dieser ist grün, schleimig, riecht komisch und mehrmals am Tag (5-10) Angefangen hat alles ein paar Tage nachdem ich selbst ein Antibiotikum gegen Blasenentzündung nehmen musste (Monuril = Einmalantibiotikum mit Depotwirkstoff Fosfomycin). Ein paar Tage später hatte sie Durchfall, der grünlich war. Ich bin dann mit ihr zum Kinderarzt, der stellte fest, dass ihr Bauch hart sei und dass es wohl ein Virus sein müsse, der wieder weg ginge. Nach ein paar weiteren Tagen war der Durchfall immer noch nicht weg und ich war mit ihr nochmal beim Arzt. Leider wollte er keine Stuhlprobe einschicken, so dass ich zwei Tage später zu einem anderen Arzt bin. Dieser hat eine Stuhlprobe eingeschickt und massenhaft Staphylokokkus aureus gefunden mit verminderter aerober Darmflora. In der Zwischenzeit habe ich meiner Tochter Bigaia und Mutaflor gegeben. Jedoch wurde der Durchfall immer schlimmer mit fleischfarbenem Schleim (Blut) und schließlich bekam sie ein Antibiotikum. Mit diesem wurde der Durchfall besser, nur noch 4-5 Mal am Tag und der Stuhl wurde zuerst bräunlich, dann wieder mehr gelblich wie Muttermilchstuhl, aber noch immer flüssig. Leider hat sie das Antibiotikum nicht vertragen und hat Blutungen im Stuhl bekommen, so dass wir es nach 6 Tagen wieder absetzen mussten (waren deshalb im KH). Das Blut im Stuhl hat sofort nach Absetzen des AB aufgehört. Leider hat sich der Durchfall seither wieder verschlechtert. Nun waren wir wieder im KH, weil der Durchfall wieder ganz grün und schleimig war und im Stuhl auch immer noch Staphylokokken und nun auch Pseudomonas aeruginosa gefunden wurden. Das Labor hat auch ein Antibiogramm mitgeschickt. Jedoch wurde im KH (ein wenig aus dem Bauch heraus, wie mir schien) die Diagnose Kuhmilcheiweißallergie gestellt. Ein Bluttest war jedoch negativ. Dennoch gehen die Ärzte davon aus, dass es nur an der Kuhmilch liegen kann, die ich zu mir nehme, da ich ja stille. Ich soll nun vier Wochen auf Kuhmilchprodukte komplett verzichten um zu sehen ob es besser wird. (Einen Auslassversuch über eine Woche habe ich schon hinter mir, weil meine Kinderärztin auch schon auf die Idee kam, es könnte ja daran liegen. Jedoch ohne Verbesserung.) Wenn das nichts hilft soll ich abstillen. Das möchte ich jedoch auf keinen Fall und schon gar nicht auf Verdacht. Ich persönlich denke nicht, dass es an der Kuhmilchproteinintoleranz liegt, da meine Tochter ja vorher auch NIE Probleme damit hatte und die Untersuchungsergebnisse auch nicht dafür sprechen. Sie hat auch keine Bauchschmerzen, Blähungen oder Hautausschläge. Der Bauch ist auch wieder weich. Das Einzige ist der Durchfall mit wenig okkultem Blut. Was denken Sie?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe sylwer77, Blut im Stuhl ist ein relativ häufiges Problem. Allerdings muss man sagen, dass auch nicht gestillte Kinder nicht selten Blut im Stuhl haben. Die Ursache für Blut im Stuhl kann eine eosinophile Colitis sein, die durch bestimmte Nahrungsmittel, die die Mutter zu sich nimmt über die Muttermilch ausgelöst werden kann. In vielen Fällen kann eine deutliche Besserung oder ein vollständiges Verschwinden der Symptome durch eine Diät der Mutter erreicht werden kann. Sehr oft ist Kuhmilch der Auslöser, es können aber auch andere Nahrungsmittel sein. Die Suche gleicht hier oft einem Detektivspiel. Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein voll gestilltes Kind Blutspuren im Stuhl hat und nicht immer lässt sich eine Erklärung dafür finden. Die Aussage des Kinderarztes deckt sich nicht mit der allgemeinen Meinung, dass es keinen Anlass zum Eingreifen oder gar zum Abstillen gibt, wenn das Kind weiterhin gut gedeiht. Die Umstellung auf künstliche Säuglingsnahrung ist auch keine Garantie, dass es dann nicht zu solchen Blutungen kommt, im Gegenteil solche Blutungen werden bei nicht gestillten Kindern häufiger beobachtet, da Kuhmilch (auf der künstliche Säuglingsnahrung basiert) Fissuren in der Darmwand hervorrufen kann (Woodruff, 1977). In wie weit Sie jetzt darüber nachdenken sollten, auf Kuhmilch und Kuhmilchprodukte in Ihrer Ernährung zu verzichten, müsste in einer individuellen Beratung, zu der auch eine Ernährungsberaterin hinzugezogen werden sollte, entschieden werden. Zunächst einmal muss bei einem solchen Verdacht ALLES weggelassen werden, was in irgendeiner Form mit Kuhmilch zu tun hat. Milch, Käse, Sahne, Joghurt, Schokolade ... Es ist dann wichtig die Etiketten von Nahrungsmitteln sorgfältig zu lesen, denn es ist schon sehr erstaunlich wo überall Milcheiweiß drin steckt (z.B. auch oft in Wurst). Da dies eine enorme Einschränkung des Speiseplanes bedeutet, sollte eine solche Auslassdiät niemals auf eigene Faust und schon gar nicht so einfach über einen längeren Zeitraum gemacht werden, sondern möglichst immer mit einer Ernährungsberaterin abgesprochen werden, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Nach einiger Zeit kann vorsichtig versucht werden, ob zum Beispiel Butter (die fast kein Milcheiweiß enthält) oder Sahne vertragen werden. Auch gesäuerte Milchprodukte (Quark, Joghurt) können nach einiger Zeit eventuell behutsam ausprobiert werden. Lieben Gruß Biggi Welter


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