Mitglied inaktiv
liebe biggi, am 04.03. habe ich dir geschrieben, und du hast mir wie immer prompt geantwortet. ich danke dir für deine hilfe und deine erklärungsversuche. sehr viel besser ist es mit uns nicht geworden, aber ich habe die erklärung für das verhalten meiner tochter gefunden, glaube ich. sie ist sehr sensibel, zuckt bei jedem geräusch zusammen und weint auch sehr viel. ich denke, damit baut sie einfach stress ab. das viele weinen hat mich aber fertig gemacht. auch, das sie so wenig schläft. da fiel mir das buch "jedes kind kann schlafen lernen" in die hände. eine freundin erzählte, sie habe ihr kind damit tagsüber zum schlafen gebracht. also habe ich es tagsüber auch versucht. eine geschlagene stunde hat die maus gebrüllt, bis ich heulend mit ihr am bett saß. das gleiche spielte sich tags darauf nochmal ab. dann hatte ich die nerven nicht mehr. im nachinein wird mir bewusst, dass die nächtlichen schlafprobleme ab da auch so massiv wurden. 2-3 mal ist sie ja immer aufgewacht. nun wachte sie 1,5-stündlich auf, und meine nerven lagen völlig blank. ich habe sie sogar mal angeschrien, habe jeden tag geweint, weil ich so erschöpft war. ich denke, ich hätte dieses sensible baby nie so lange weinen lassen dürfen, und es tut mir so unendlich leid. am schluss des buches vonw. sears, as du mir empfohlen hast, ist ein "brief" eines babys, das bei seinen eltern schlafen darf, und sich dort so wohlfühlt. ich habe so geheult, als ich es gelesen habe. ich fühle mich so schuldig. ich werde sie nie wieder weinen lassen. sie schläft jetzt auch in unserem bett. dort wacht sie zwar auch oft auf...jedes kind kann anscheinend nicht schlafen lernen. aber es ist mir jetzt egal, auch wenn ich inkonseqent bin, und sie aus unserem bett nicht mehr rauskriege. ich hoffe, sie hat keinen schaden erlitten. ich wollte es dir nur mal schreiben, und mich für deine bemühungen bedanken.
Liebe Starlight, nur Mut, Babys sind Gott sei Dank mit einer gewissen Robustheit ausgestattet und verzeihen uns Eltern die unvermeidlichen gelegentlichen Fehler. Gib deinem Baby nun viel Geborgenheit und Nähe, lass es spüren, dass Du deinen Fehler bereust. Zu dem Buch "Jedes Kind kann ..." hänge ich dir eine Buchbesprechung von einer Stillberaterinnen Kollegin aus Hamburg an. Ich denke, sie schreibt recht deutlich, was von dieser "Methode" zu halten ist. LLLiebe Grüße Biggi "Jedes Kind kann schlafen lernen" von A. Kast Zahn und H. Morgenrot ISBN 3 9804493 0 0 DM 29,80 / ÖS 215,00 / SFR 29,80 Dieses Buch ist eine traurige Widerspiegelung unserer Gesellschaft im Umgang mit den Kindern. Keine Familie wird gefragt, wie liebevoll sie mit den Bedürfnissen ihres Säuglings umgeht. Im Gegenteil, wenn das Baby gerade wenige Wochen alt ist, kommt die scheinbar wichtigste Frage: "Schläft es schon durch?" Für alle Eltern, die diese Frage mit "nein" beantworten müssen, stellt sich sofort die nächste Frage: "Was haben wir falsch gemacht?" Die ersten sechs Monate darf ein Kind nachts noch wach werden, aber dann muß es durchschlafen. So suggeriert es dieses Buch. Richtige Erkenntnisse über den kindlichen Schlaf werden mit Behauptungen vermischt: Kinder müssen ganz alleine einschlafen - ohne Mutterbrust, ohne die Eltern im Zimmer, ohne Schnuller und vielleicht auch noch ohne Schmusetier. Sie haben anscheinend keine Bedürfnisse (zu haben). Denn alles muß beim Aufwachen genauso vorgefunden werden - so die Autoren -, wie beim Einschlafen: die Brust würde aber weg sein, auch die Eltern würden nicht mehr im Zimmer neben dem Bett stehen, der Nuckel könnte aus dem Mund gerutscht und das Plüschtier vielleicht aus dem Bett gefallen sein. Deshalb darf auch nichts davon als Einschlafhilfe verwendet werden. Es kann natürlich sein, so meine ich, daß ein Kind, was so allein ist, auch schnell wieder in den Schlaf kommt, um dieser schrecklichen Situation zu entfliehen. Ist es das, was wir wollen? Die nächste fragwürdige Behauptung diese Buches: Kinder scheinen auch in den ersten Jahren ein Zeitgefühl zu haben. Denn es wird empfohlen, das Kind kontrolliert eine bestimmte Zeit (3, 5, 7, 10 Minuten) schreien zu lassen? Oder steht das deshalb so in dem Buch, weil es uns Eltern leichter fällt, das Kind schreien zu lassen, wenn wir nach einer bestimmten Zeit wieder zu ihm gehen dürfen? Ich denke, auf alle Fälle haben Kinder, die jünger als drei Jahre sind, kein Zeitgefühl. Selbst eine Minute kann für sie eine Unendlich keit sein. Oft klappt das Ein und Durchschlafen aber mit dieser Methode. Hat das Kind doch schlafen gelernt? Meiner Meinung nach hat es zumindest etwas anderes gelernt: Mir kann es schlecht gehen, und ich kann schreien: es kommt doch keiner. Es wird in einen depressiven und traumlosen Tiefschlaf fallen. Das bedeutet auch den Verlust des Urvertrauens mit Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter. Sollte dies vielleicht ein Grund für die vielen Schlafstörungen in unserer Generation oder der unserer Eltern sein? "Jedes Kind kann schlafen lernen" - ich meine: jedes Kind lernt schlafen. Und zwar dann, wenn es für das jeweilige Kind der richtige Zeitpunkt ist. Bis dahin brauchen die Kinder Begleitung in den Schlaf. Noch immer wissen wir nicht genau, was beim Einschlafen passiert, was sich in unserem Gehirn abspielt, daß wir am nächsten Morgen regeneriert aufwachen. Wir können unsere Gedanken bahnen, indem wir beim Einschlafen an beruhigende Dinge denken. Ein Kleinkind kann das jedoch nicht. Es ist auch nicht möglich, mit Absicht immer zu einer bestimmten Zeit wach zu werden. Wäre es so, bräuchte man keine Wecker auf dieser Welt. Natürlich benötigen viele Eltern Rat, Unterstützung und Begleitung, wenn sie ein schlecht schlafendes Kind haben. Aber ich bezweifle, daß dieses Buch diesen Eltern auf Dauer ernsthaft helfen kann. Einige Beispiele aus dem Buch sollen das deutlich machen: 1. "Erfahrungen aus der Kinderarzt Praxis" (Seite 12) Die Eltern schlafen mit ihren Zwillingen in einem Raum und müssen jeden Abend für die Nacht 17 Fläschchen fertig machen. - Wie schrecklich, vielleicht hätte es geholfen, ein Familienbett zu organisieren? 2. "Welche Probleme können auftreten?" (Seite 90): Das Kind von 12 Monaten erbricht, um seine Eltern zu erpressen. - Welche massiven Störungen in der Eltern Kind Beziehung müssen vorliegen, wenn ein Kind in dem Alter dazu in der Lage sein sollte? Dieses Buch allein kann den Eltern aus dieser Situation bestimmt nicht heraushelfen. 3. "Schmerzen" (Seite 140): Es wird den Eltern empfohlen, dem Kind zum Einschlafen ein Fieberzäpfchen zu geben. Es könnte ja Schmerzen haben, auch wenn nichts gefunden wurde. - Das ist der erste Schritt, alle Probleme mit Medikamenten beseitigen zu wollen und zu einer späteren Medikamenten Abhängigkeit. Fazit: Schade für all diejenigen, die fast 30,- DM für dieses Buch ausgegeben haben. Die Investition in das Buch der La Leche Liga "Schlafen und Wachen" von W. Sears wäre weitaus lohnender gewesen, auch wenn darin keine Patentrezepte zu finden sind. Es gibt nämlich keine! Leider ist das Buch der La Leche Liga kaum in einer Buchhandlung zu finden.