Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

mehrere Fragen

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: mehrere Fragen

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Hallo, toll, dass es das Forum gibt, das ich jetzt auch mal aktiv nutzen möchte. Ich hätte drei Fragen: 1.- wie viel alkoholfreies Bier ist o.k. beim Stillen. Meine Schwägerin trinkt jeden zweiten Tag eine Flasche (0,5), nie mehr, sagt sie und wir sind uns einfach nicht einig, ob das in Ordnung ist oder zuviel. Sie sagt, sie habe ausgerechnet, dass in ¼ Std. alles abgebaut ist. 2.-Nachdem ich bisher sowohl Schwangerschaft als auch die Stillzeit (mein Sohn ist 5 Monate alt) alkoholfrei war, habe ich letzte Woche mal „gesündigt“. Nachdem es uns gelungen war, ausnahmsweise unser Kind um halb zehn ins Bett zu bringen (sonst geht er erst mit uns, leider), habe ich mir mit meinem Mann ein Gläschen Sherry gegönnt. Wir sind dann so um 23.30 ins Bett und in der Nacht habe ich normal gestillt. Leider wusste ich am nächsten Morgen nicht mehr, wann das erste Stillen war, wenn es schon um 24.00 Uhr war, war der Alkohol wohl noch nicht ganz abgebaut, vielleicht waren noch 3-5 g übrig…. Habe ich ihm damit geschadet? Ich mache mir so entsetzliche Vorwürfe, weil das Trinken mir eigentlich total unwichtig, dafür mein Kind natürlich total wichtig ist. Ab jetzt werde ich auf jeden Fall nur noch alkoholfrei trinken, aber was ist mit dem einen Mal… 3.- Stillen und Kaffee: Ich trinke nach wie vor ein bis zwei Tassen Kaffee (Espresso mit viel Milch), jetzt hat mich eine Freundin ziemlich blöd angemacht und gemeint, mein Sohn schlafe eh so wenig – finde ich gar nicht, er geht bloß abends nicht gut ins Bett, dann schläft er seine 10 bis 11 Std. nachts und noch mal 3 Schläfchen am Tag und eines am frühen Abend. Konkret meine Frage: würde man das am Verhalten des Kindes merken, wenn er wegen des Koffeins unruhig wäre, ich könnte mir das schon vorstellen, habe aber eigentlich noch nie festgestellt, dass er überreizt ist, er ist einfach ein lebendiges, aktives, interessiertes Kind… Dennoch bin ich – wie leider so oft – sehr verunsichert. Vielen Dank für Ihre Antwort Minosch


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Liebe Minosch, zu 1) alkoholfreies Bier sind in der Stillzeit normalerweise kein Problem, auch normales Bier oder Sekt kann ab und zu getrunken werden. Das Komitee für Medikamente der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte betrachtet Alkoholgenuss in der Stillzeit als vertretbar, obwohl beim Konsum großer Alkoholmengen Nebenwirkungen beobachtet wurden. Es konnten keine Schädigungen durch gelegentliches Trinken oder regelmäßiges Trinken geringer Alkoholmengen (ein Glas oder weniger täglich) festgestellt werden. Alkohol geht unbehindert in die Muttermilch über. Man hat herausgefunden, dass die Konzentrationsspitze in der Muttermilch 30 bis 60 Minuten nach dem Trinken bzw. 60 bis 90 Minuten nach dem Genuss von alkoholhaltigen Nahrungsmitteln erreicht wird (Lawton 1985). Alkohol wird auch unverändert aus der Milch und dem Kreislauf der Mutter ausgeschieden. Bei einer Frau mit einem Gewicht von 55 kg dauert es etwa zwei bis drei Stunden, bis die Alkoholmenge von einem Glas Bier oder Wein von ihrem Körper abgebaut wird (Schulte 1995). Allerdings dauert es umso länger, den Alkohol abzubauen, je mehr davon aufgenommen wurde. Bei einer Frau von 55 kg dauert es bis zu 13 Stunden, bis ein Glas eines hochprozentigen Getränks abgebaut wird. Die Auswirkungen von Alkohol auf ein gestilltes Baby stehen in direktem Zusammenhang zu der von der Mutter konsumierten Menge. Mäßiger bis starker Alkoholgenuss einer stillenden Mutter kann den Milchspendereflex beeinträchtigen, die Milchaufnahme des Babys hemmen, die motorische Entwicklung des Babys beeinträchtigen, langsame Gewichtszunahme und andere Nebenwirkungen beim Baby verursachen. Zu 2) sollte sich mit 1) beantwortet haben. Ab und zu ein Gläschchen Sherry wird Ihrem Baby nicht schaden, du brauchst dich also wirklich nicht zu "kasteien", wenn du mit deinem Mann mal ein kleines Glas ganz gemütlich trinken möchtest. Denn auch diese Momente SIND WICHTIG! Es gibt keinen Grund, jetzt Schuldgefühle oder große Sorgen zu haben... zu 3) Lass dir deinen Kaffee ruhig schmecken! Wenn dein Baby überreizt wäre durch den Coffeingenuss, würdest du das auf jeden Fall merken: Ein durch Koffein überreiztes Baby hat weit geöffnete Augen, ist lebhaft und munter, schläft über einen längeren Zeitraum hinweg nicht und kann außergewöhnlich quengelig sein. Der Koffeingehalt von drei oder weniger Tassen Kaffee oder der entsprechenden Menge an schwarzem Tee am Tag stellt bei den meisten stillenden Müttern und ihren Babys kein Problem dar. Allerdings musst Du wirklich alle Koffeinquellen (bzw. Teein) berücksichtigen (also auch Cola, koffeinhaltige Medikamente usw. Wenn Du zuviel davon zu dir nimmst, kann sich das Koffein im Körper des Babys ansammeln und es können die Symptome einer durch Koffein verursachten Übererregbarkeit zeigen. Es ist wie fast immer eine Sache des Maßhaltens. Zur Frage, wann das Coffein in der Muttermilch ist, habe ich hier eine Antwort meiner Kollegin Denise Both: "Für Koffein gibt es Untersuchungen zu Spitzenwert in der Milch und Halbwertszeit. So wird der Höchstwert etwa 60 bis 120 Minuten nach dem Genuss von Kaffee in der Milch gemessen und die Halbwertszeit beträgt 4,9 Stunden (Quelle: Thomas Hale „Medications and Mothers’ Milk 2004“)." Auch kann ich hier noch zitieren aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: „Sozial übliche Kaffeemengen, die bei einem M/P-Quoienten von 0,6 rasch in der Muttermilch erscheinen, werden vom Säugling gut toleriert. Auch unter kontrollierten Bedingungen konnten weder Veränderungen von Herzfrequenz und Schlafdauer noch andere Symptome nachgewiesen werden. Regelmäßige Aufnahme größerer Coffeinmengen (täglich mehr als 4 Tassen Kaffee, 8 Tassen Tee oder entsprechende Mengen anderer coffeinhaltiger Getränke) kann besonders bei jungen Säuglingen zu vorübergehender Übererregbarkeit führen. Empfehlung für die Praxis: „Normaler“ Coffeinkonsum, das heißt maximal 3 Tassen Kaffee oder 6 Tassen Tee bzw. 300 mg Coffein in 24 Stunden, ist in der Stillzeit als unbedenklich anzusehen. Bei erheblichem Überschreiten dieser Menge muss mit Symptomen der Übererregbarkeit gerechnet und der Konsum reduziert werden.“ Ich hoffe, diese Antworten können eure Diskussionen schlichten. Herzlichen Gruß, Kristina


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