Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mehr Stillberaterinnen brauchen wir...

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mehr Stillberaterinnen brauchen wir...

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...habe ich mir gerade gedacht, als ich von einer Bekannten hörte, wie fertig deren Schwester gerade sei - Notkaiserschnitt mit Vollnarkose, sehr leichtes Kind, zu starke Gewichtsabnahme und Infekt nach der Geburt, Ernährung mit MuMi und kalorienreicher Spezialnahrung, dann endlich Kind überm Berg und nach Hause entlassen, aber Mutter hat nun "zu wenig Milch", Baby schreit an der Brust, Mutter völlig am Ende, BW lädiert und will nun abstillen, total enttäuscht von sich, Kind ca. 2 WO alt. Ich weiß noch vom ersten Kind, dass man an einen so tiefen Punkt der Erschöpfung kommen kann, dass man um alles in der Welt diesen Zustand beenden möchte und wider besseren Wissens abstillt. Kurze Zeit später ist man dann viel erholter und denkt sich, warum hat einem keiner kompetent geholfen, denn das angelesene Wissen alleine nützt einem leider nicht viel. Jedenfalls habe ich meiner Bekannten von der LLL erzählt, Multimamkompressen mitgegeben, die ich noch da hatte, sowie diese Brustschalen, um die BW zu schonen und dachte, es müsste jeder Mutter vor allem beim ersten Kind nicht nur eine Hebamme, sondern auch eine Stillberaterin zur Seite stehen, und zwar möglichst von Anfang an, noch bevor einem die Probleme über den Kopf wachsen. Besonders, wenn das Kind im KH liegen muss, zu stark abnimmt, oder sonstwie nicht normale Umstände herrschen. Es ist ein großer Unterschied, ob man aus Überzeugung abstillt oder aus "Versagen", finde ich. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich überlege, ob ich selber etwas an diesem Missstand verbessern könnte, indem ich vielleicht selber Stillberaterin werde. Wie muss ich da als Laie vorgehen? Dazu finde ich auf der LLL-Seite nämlich komischerweise nichts. Ist so eine Ausbildung neben dem Beruf prinzipiell überhaupt möglich? Ich würde zwar nie sehr viel Zeit haben, aber ich sehe es pragmatisch: Man kann ein wertvolles Wissen erlangen und damit auch hin und wieder und auch ohne verbandsmäßig organisiert zu sein, der einen oder anderen Stillbeziehung auf die Sprünge helfen. In Gesellschaften, in denen traditionell nurgestillt wird, ist es sicherlich selbstverständlich, dass auch ohne LLL o.ä. der große Schatz des Stillwissens von Frau zu Frau (und Mann) weitergegeben wird. LG, Emily


Biggi Welter

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Liebe Emily, JA JA JA , ich stimme dir zu und ganz sicher wärst Du eine große Bereicherung für uns und kommende Mütter! Ich würde mich wirklich ganz besonders freuen, weil Du wirklich selbst viel durchgestanden hast und sicherlich viel weitergeben könntest. "Stillberaterin" ist als solches kein gesetzlich geschützter Begriff und deshalb gibt es auch keine Richtlinien, welche Ausbildung eine Frau haben muss, wenn sie eine Stillgruppe leiten will. La Leche Liga Stillberaterin darf sich allerdings nur eine Frau nennen, die die Ausbildung dazu gemacht hat. La Leche Liga Stillberaterinnen haben eine Tradition, die ihren Ursprung in einer Zeit hat, als Mütter noch selbstverständlich stillten und einander Unterstützung in der Kunst des Stillens gaben. La Leche Liga Stillberaterinnen sind der tragende Teil einer Organisation die weltweit als Autorität auf dem Gebiet des Stillens anerkannt ist. Heute sind über 9000 LLL Beraterinnen in über 70 Ländern dieser Erde tätig. Die Publikationen der La Leche Liga International erscheinen in 28 Sprachen. Um den verschiedenen Anforderungen der Mutter zu Mutter Stillberatung gerecht zu werden, ist eigene Still und Muttererfahrung notwendig. Deshalb gehört zu den Voraussetzungen, dass das älteste Kind mindestens neun Monate alt ist. Eine Bewerberin sollte sich mit den Vorstellungen der La Leche Liga, wie sie im "Handbuch für die stillende Mutter" dargestellt sind, identifizieren. Sie sollte Zeit haben, anderen Müttern ehrenamtlich zu helfen. Alle LLL Beraterinnen arbeiten ehrenamtlich. Besonders wichtig ist uns, dass die Bewerberin Mutter Kind Trennungen in der frühen Entwicklungsphase ihres Kindes weitestgehend vermeidet und ihr Baby im ersten Lebenshalbjahr keine regelmäßige Flaschennahrung erhalten hat. Die Ausbildung der La Leche Liga Stillberaterin beinhaltet einen persönlichen Briefwechsel mit einer Ausbildungsleiterin und ist eng verknüpft mit der Mitarbeit in einer La Leche Liga Stillgruppe, sowie der Betreuung durch deren Stillberaterin. Selbstverständlich wird erwartet, dass sich eine LLL Beraterin auch nach Abschluss ihrer Ausbildung weiter fortbildet (z.B. durch die Teilnahme an Regional und Jahrestreffen der LLL). Du kannst das ganz sicher auch neben deinem Job schaffen, denn DU bestimmst das Tempo! Wenn Du dich eingehender dafür interessierst, solltest Du Kontakt mit einer LLL Beraterin in Deiner Nähe aufnehmen oder aber Du rufst mich an und ich leite dich weiter. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch die beiden anderen Stillberaterinnen Ausbildungen erwähnen, die es in Deutschland gibt: AFS Beraterinnen sind ebenso wie LLL Stillberaterinnen ehrenamtlich tätige Stillberaterinnen, die ihre Ausbildung bei der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen gemacht haben (www.afs stillen.de) und Still und Laktationsberaterinnen IBCLC sind professionelle Stillberaterinnen (d.h. ihre Beratungen sind kostenpflichtig), meist mit medizinischem Grundberuf, die entweder in Kliniken oder in freier Praxis arbeiten und ein internationales Stillberaterexamen abgelegt haben. Informationen über die Ausbildung zur Still und Laktationsberaterin IBCLC gibt es im Internet unter www.stillen.org. LLLiebe Grüße, ich würde mich wirklich freuen! Biggi


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Worin liegen die relevanten Unterschiede? Danke übrigens für die rasche Antwort, Biggi! :-) LG, Emily


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Hallo Biggi, hallo Emiliy, hab das hier gerade mit großem Interesse gelesen. Für mich wäre es zwar zu früh (meine Tochter ist grad mal 4 Monate), aber auch ich überlege ob ich irgendwann Stillberatung machen könnte. Seit den ersten Stillproblemen mit meiner Tochter lese ich hier fast täglich mit und gehe einmal pro Woche zur Stillgruppe. Mich juckt es oft in den Fingern, wenn ich in anderen Foren lese, wieviel falsche Beratung junge Mütter bekommen. Hab gerade eine Idee - vielleicht könnte ich ja erstmal die Themen meiner Stillgruppe in einem Blog ansprechen. Der Computer ist eh mein Medium und so ein richtig gutes Stillblog hab ich bisher nicht gefunden. Außerdem seh ich es an meinem Partner, dass man mit Bloggen schonmal eine Menge Leute erreichen kann (ohne wie in einem Forum zeitnah Fragen beantworten zu müssen). Aber das kann ich ja nächste Woche mit meiner Stillgruppe mal besprechen :-) Liebe Grüße, Yeza


Biggi Welter

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Liebe Yeza, tolle Idee :-), schreib mir doch, was die anderen so gesagt haben! Biggi


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Liebe Emily, der wesentliche Unterschied zwischen LLL und AFS liegt wohl darin, dass hinter der Arbeit der LLL die Philosophie der LLL steht und die LLL sich als unpolitisch versteht. Die AFS setzt ihren Schwerpunkt anders, ihr ist neben der konkreten Stillberatung die Öffentlichkeitsarbeit und politisches Handeln wichtig. Außerdem ist die Ausbildung unterschiedlich strukturiert. LLLiebe Grüße, Biggi


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Mach ich :-)


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Hallo Biggi, ein verspätets Dankeschön für die Antwort. Ich werde mich mal mit der LLL- bzw. AFS-Philosophie auseinandersetzen. Soweit ich ungefähr weiß, passe ich in die LLL recht gut hinein, aber Bereiche wie Öffentlichkeitsarbeit von AFS sind möglicherweise auch ein passendes Feld, um aktiv zu werden. Mit einer entsprechenden Ausbildung kann man möglicherweise ernster genommen werden als als bloß engagierte und dadurch vielleicht sogar "nervige" Mutter. Es spielt eben oft nicht nur eine Rolle, was man sagt, sondern wer man ist, selbst wenn es manchmal nur um Inhalte geht, die man als Laie bereits sich angeeignet hat (etwa Stillen nach Bedarf vs. Mindestabstand wg. "angedauter" Milch etc.). LG, Emily


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