Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Medikamentenfrage *dringend!*

Frage: Medikamentenfrage *dringend!*

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Hallo Biggi, ich war gerade bei meiner Frauenärztin und diese hat mir gegen meine Beschwerden ARILIN (Wirkstoff: Metronidazol) verschrieben. Nun habe ich eben in der Packungsbeilage gelesen, man soll das Stillen während der Behandlung unterbrechen und die abgepumpte Milch wegschütten. Was soll ich denn nun machen? Also die 6 Tage das Stillen untzerbrechen geht nicht - Julian nimmt nur die Brust und will ich auch gar nicht. Aber behandelt werden müssen meine Beschwerden schon.... Ich hoffe Du hast einen Rat für mich. Liebe Grüsse Manu mit der Busenverrückten Julian ;o)


Biggi Welter

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? Liebe Manu, für Metronidazol gilt in der Stillzeit keine absolute Kontraindikation, es wird lediglich eine strenge Indikationsstellung verlangt. Ich zitiere dir jetzt aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer 6. Auflage, 2001: „Nitroimidazolantibiotika Erfahrungen. In der Neugeborenenperiode ist die Halbwertszeit von Metronidazol (z.B. Clont, Arilin) verlängert, bei Frühgeborenen auf 35 bis 74 Stunden. Beim Erwachsenen beträgt sie bis zu 10 Stunden. Nach einer oralen Einmaldosis von 2g wegen Trichomoniasis wurde nach 2 - 4 Stunden die höchsten Konzentrationen in der Milch gefunden. Diese erreichen Höchstwerte um 21 mg/l, in einem Fall waren es sogar 46 mg/l. Im Durchschnitt 12 %, im Höchstfall bis etwa 20 % einer gewichtsbezogenen Kinderdosis (15 mg/kg/Tag) errechnen sich für einen voll gestillten Säugling, wenn man die wirksamen Metaboliten in der Milch miteinbezieht. Im Plasma gestillter Kinder ließen sich Metronidazol und sein Metabolit, Hydroxymetronidazol mit jeweils 2 µg/ml nachweisen. Vergleichbare Ergebnisse fanden sich nach 9tägiger Therapie mit 1200 mg/Tag (Passmore 1988, Heisterberg 1983, Erickson 1981). Spezifische Toxizität via Muttermilch wurde bei den rund 60 publizierten Mutter-Kind-Paaren nicht beschrieben. Selbst therapeutisch (z.B. bei nekrotisierender Enterkolitis) bei Frühgeborenen angewendet ist dieses Mittel im allgemeinen gut verträglich. ... Für experimentell beobachtete mutagene und karzinogene Effekte von Metronidazol gibt es beim Menschen bisher keine Anhaltspunkte. Empfehlung für die Praxis: Bei Trichomoniasis sollte Metronidazol gegenüber den anderen Nitroimidazolen bevorzugt werden. Der mehrtägigen vaginalen Applikation (Anmerkung: Verabreichung als Scheidenzäpfchen) ist eine orale Einmaldosis von 2 g vorzuziehen. Dies ist therapeutisch effektiver und verringert die Exposition für den Säugling. Wenn möglichsollte die Metronidazolapplikation abends nach der letzten Stillmahlzeit erfolgen, um durch die nächtliche Stillpause die Exposition weiter zu verringern. Dies gilt auch für eine mehrtägige intravenöse Anwendung, falls diese wirklich zwingend indiziert ist, weil eine mit Standardantibiotika nicht behandelbare Infektion mit einem Problemkeim vorliegt. Abstillen oder eine Stillpause mit Zufüttern von Flaschennahrung erscheint aufgrund der vorliegenden Erfahrungen nicht mehr gerechtfertigt." Falls Du also eine sechstägige Behandlung mit Scheidenzäpfchen durchführen sollst, solltest Du nochmals mit deiner Ärztin sprechen, ob nicht auch die in Schaefer/Spielmann vorgeschlagene Therapie möglich ist. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi


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