Kat7
Liebes Stillberatungs-Team, ich wende mich mit meiner Frage an euch, da ich weder bei uns im Stilltreff noch bei einer anderen Stillberaterin wirklich eine Antwort auf meine Frage bekomme. Unser Sohn, 15 Monate, kann nur mit der Brust einschlafen zum Mittags- und Abendschlaf. Wenn er wirklich müde ist, schläft er auch im Kinderwagen oder im Auto ein. Das Einschlafstillen funktioniert meist schnell und er schläft dann auch alleine im Bett (Familienbett) ein paar Stunden weiter. Nachts wacht er zwischen ein- und dreimal kurz auf. Also ist unsere Situation relativ entspannt und mich stört das Stillen auch nicht. Aktuell planen wir zwar das zweite Kind, aber das sehen wir ja dann, wie es sich mit dem Stillen entwickelt, wenn und falls ich wieder schwanger werde. Meine eigentliche Frage ist das Verhalten unseres Sohnes beim Einschlafen und nächtlichem Aufwachen. Er schläft bei mir nur an der Brust ein, Tragen, Streicheln im Bett etc. hilft alles nicht. Wenn der Papa versucht ihn zum Schlafen zu bringen, schreit er wie am Spieß. Nachts, wenn er aufwacht, schreit er spätestens eine Minute nach dem Aufwachen auch wie am Spieß und schläft nur mit der Brust wieder ein. Mein Mann findet es schade und ist auch etwas traurig, dass er jetzt immernoch nicht von unserem Sohn als "Beruhigungs- bzw. Einschlafperson" akzeptiert wird. Tagsüber und morgens nach dem Aufwachen ist unser Sohn zutraulich dem Papa gegenüber und ich kann ihn problemlos bei meinem Mann lassen. Es wäre halt schön, wenn unser Sohn sich auch von ihm beruhigen lassen könnte. Ist unser Sohn einfach noch nicht emotional reif genug dafür oder hat er womöglich sogar eine Schlafstörung? Die Stillberaterinnen, die ich bisher kontaktiert habe, meinten, dass er einfach die Brust zum Schlafen braucht, mehr sagen die auch nicht. Mir macht das Stillen auch nichts aus, aber für den Papa wäre es schön, wenn er sich auch beim Zu-Bett-bringen und Nachts-wieder-beruhigen beteiligen könnte. Die beiden könnten somit mal gemeinsam Mittagsschlaf beispielsweise machen. Haben wir das unserem Sohn von Anfang an "falsch" beigebracht, dass der Papa z.B. ihn abends in der Trage hätte zum Einschlafen bringen können? Unser Sohn bekommt übrigens keinen Schnuller, wir sind gegen Schnuller und Fläschchen haben wir noch nie benutzt, werden wir auch nicht mehr anfangen. Es geht ja wie gesagt nicht ums Abstillen, sondern wir haben einfach Fragezeichen im Kopf, warum er sich nur bei mir und dann auch nur an der Brust zum Schlafen bringen lässt. Wahrscheinlich ist er einfach noch in dem Alter, in dem die Kinder sich durch Nuckeln beruhigen bzw. einschläfern. Wenn man bedenkt, wie lange manche Kinder Schnuller haben zu diesem Zweck, ist es wohl normal, dass unser Sohn zum Schlafen nuckeln muss schätze ich? Ich hoffe, es ist einigermaßen ersichtlich, worauf meine Frage abzielt. Habe auch schon "Schlafen und Wachen" sowie "Wir stillen noch" gelesen, finde da aber auch nicht wirklich was Passendes zu unserer Situation. Vielen herzlichen Dank!
Liebe Kat7, das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan. Dein Kind ist ja tagsüber schon gerne beim Papa und diese Zeit wird sich von ganz alleine vermehren und irgendwann wird Dein Baby auch beim Papa einschlafen! Das hat nichts mit einer Schlafstörung zu tun und ihr habt Eurem Kind auch nichts Falsches angewöhnt!!! Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttersöhnchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs Fakt. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Kennst Du noch andere langzeitstillende Mütter im realen Leben? Ich denke, dass dir der Austausch mit anderen Eltern von langzeitgestillten Kindern sehr gut tun würde. LLLiebe Grüße, Biggi
Kat7
Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort! Diese war auf jeden Fall die beste, die ich bis dato dazu gehört habe. Ich kenne noch zwei andere stillende Mütter aus der Krabbelgruppe, deren Kinder ziemlich so alt sind wie unser Sohn. Die eine stillt noch zum Einschlafen, die andere muss noch öfter stillen, ist aber insgesamt total genervt vom Stillen. Vielleicht tausche ich mich hier im Forum aus. Denn in meiner Kleinstadt stillen mindestens 90% innerhalb des ersten Jahres ab, der Rest redet nicht oder kaum übers Stillen. im Stilltreff sind auch nur noch weit jüngere Kinder als mein Sohn. Dankeschön für die Beratung!
Liebe Kat7, ich danke DIR für die liebe Rückmeldung :-), die mich sehr freut! Biggi
Ashey
Hi kat! Bei unserem ersten Sohn war es ganz genauso! Als er dann 16 Monate alt war, stillte er sich selbst ab. Vermutlich weil ich erneut schwanger war und es anders schmeckte? Zumindest brauchte er mich danach noch immer zum einschlafen. Ich musste bei ihm bleiben, sonst weinte er. Vor 7 Wochen kam ich dann mit vorzeitigem Blasensprung zur Einleitung ins Krankenhaus. Ich war am heulen weil ich so Angst hatte, dass mein Großer die ganze Nacht weinen wird, weil ich nicht da bin! Und? Als ich nicht da war, hatte mein Mann auf einmal gar keine Probleme ihn ins Bett zu bringen! Jetzt sage ich ihm zwar gute Nacht und lese was vor, aber einschlafbegleiten tut der Papa- darauf besteht unser Sohn auf einmal :) Viele Dinge ergeben sich einfach von selbst. Einfach keinen Druck machen bzw sich von anderen machen lassen. Die Kinder sind ja nicht lange so klein und ihre Bedürfnisse ändern sich so schnell. Ich vermisse die abendliche Zeit mit meinem Großen jetzt total - auch wenn es mich für meinen Mann freut, dass er jetzt gefragt ist und es so mit dem Baby natürlich leichter ist...
Rotkehlchen
Hallo Kat,
Habt ihr denn mal probiert, ob das „Einschlafen mit Papa“ klappt, wenn du gar nicht zu Hause bist? Oft ist es für so kleine Kinder einfacher zu akzeptieren, dass sie von jemand anders ins Bett gebracht werden, wenn die Hauptbezugsperson (= meist Mama) offensichtlich nicht da ist.
Wenn das nicht auf Anhieb klappt, hier noch ein anderer Tipp, den ich mal gelesen habe: Der Papa soll einfach ein paar Tage (ein bis zwei Wochen) immer mit dabei sein, wenn Mama das Baby schlafen legt/einschlafstillt. So gewöhnt sich das Baby schon mal daran, dass Papa beim einschlafen dabei ist. Und dann versucht mal es nochmal, ob es auch ohne Mama geht.
Wenn euch beiden daran gelegen ist, probiert das doch einfach mal ohne Druck aus. Du verabschiedest dich ca eine halbe Stunde vor der Schlafenszeit deutlich von deinem Sohn und verlässt sichtbar das Haus. Kannst natürlich in der Nähe bleiben und dein Handy parat haben für den Fall, dass es gar nicht klappt. In dem Falle einfach ein paar Wochen warten bis zum nächsten Versuch.
LG Rotkehlchen (mit einem knapp Vierjährigen, den ich bis 14 Monate einschlafgestillt habe und einer knapp Einjährigen, die noch mit Begeisterung spätnachmittags, abends und nachts stillt, aber zum Glück auch bei Papa einschläft, wenn ich arbeite oder abends mal weg bin )
Kat7
Hi ihr beiden und danke auch euch herzlich für eure Antworten! Wir machen uns da auch keinen Druck mit dem Schlafen. Mal sehen, wie es sich weiter entwickelt. Gestern war ich zum ersten Mal seit seiner Geburt tagsüber weg und bin abends erst kurz vor 21 Uhr heim gekommen, also ca. 2 Stunden, nachdem unser Sohn eigentlich ins Bett geht. Bei meinem Mann hat er leider wieder nur gebrüllt, der ist dann mit ihm aus dem Zimmer wieder raus und die beiden haben gewartet, bis ich da bin. Da ist er auch gleich an der Brust eingeschlafen. Wir finden es aber schrecklich, wenn er schreit, deswegen probieren wir es lieber nicht aus, dass der Papa ihn alleine ins Bett bringen wird. Das wird schon von alleine mal klappen. Danke