Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Klammere ich?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Klammere ich?

Mitglied inaktiv

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Hallo, meine Tochter ist 8 Monate alt. Sie wird frühmorgens und morgens jeweils einmal gestillt sowie zum Schlafengehen. Manchmal lasse ich Svea auch zwischendurch mal ran zum Trinken, da sie sonst wenig Flüssigkeit zu sich nimmt. Meine Schwägerin hat vor gut 4 Wochen entbunden und schon wieder abgestillt, weil sie keine lust hat ihr Kind nach Bedarf zu stillen. Nun gut, muss jede Mutter selbst wissen. Sie meinte allerdings, sie findet es abartig, wenn man über die 6 Monate hinaus stillt und sie könne mich nicht verstehen, dass ich Svea immer noch stille. Auf die Argumente, dass es mir Freude macht und dass Svea nun mal keine andere Milch trinkt und sie diese ja mit 8 Monaten auch noch benötigt meinte sie halt, ich würde ziemlich klammern. Ich weiß auch nicht, aber ich wollte jetzt schon so oft abstillen, aber ich bringe es nicht übers Herz. Ich stille ja eh nur noch diese paar Male, warum soll es denn abartig sein, wenn man seinem Kind das Beste geben will, was ein Kind kriegen kann. Bin schon ein wenig sauer über sie, weil ich sie ja auch nicht kritisiere, weil sie ihr Kind nicht nach Bedarf stillen möchte (weil sie angeblich zu freiheitsliebend wäre). Sie hat nur die Augen verdreht als ich ihr sagte, dass ich Svea so lange stillen möchte, bis sie selbst es nicht mehr möchte. Naja gut, Svea ist mein letztes Kind, welches ich stillen werde und gerade deshalb ist es mir sehr wichtig aufzuhören, wenn sie es selbst möchte. Ich genieße die Stillzeit, denn ich habe so das Gefühl als ob ich meiner Tochter damit was besonders Gutes tue und ich merke auch, dass sie z. B. abends richtig abschalten kann und zur Ruhe kommt, wenn ich sie stille. Ich wollte nie eine Klammermutti sein, aber kann es sein, dass meine Schwägerin doch recht hat und ich mehr klammere? Mein KiA meinte auch schon, dass die Muttermilch für Svea jetzt keinen Nutzen mehr hat. Trotzdem kann ich mich nicht dazu überwinden abzustillen. Lg. Melanie mit Svea (8 Monate alt)


Biggi Welter

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Liebe Melanie, am liebsten würde ich dich erst einmal drücken, denn man spürt, wie verletzt Du bist! Nach sechs Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab sechs Monaten keineswegs plötzlich "schlechter" oder "weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Nein, dein Kind kann auch nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, lässt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: "Tragen") Es ist nicht möglich ein Baby zu "verwöhnen" im Sinne von "verziehen". Ohnehin ist verwöhnen ja nichts Negatives. Freuen wir uns nicht alle darüber, wenn uns jemand verwöhnt will heißen etwas Gutes tut. Verwöhnen ist nichts anderes als jemandem etwas Gutes tun, dafür zu sorgen, dass er sich wohl fühlt und das ist etwas Positives. Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein Feind ist, der bekämpft werden muss. LLLiebe Grüße Biggi


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Einfach zum kotzen diese emotionskrüppel die es nicht sehen können wenn man seinem Kind nicht die kalte Schulter zeigt. Mein KiA ist auch so ein Esel! Du klammerst nicht sondern gibst deinem Kind das allerbeste! Kannst deine Schwägerin ja mal Rabenmutter nennen! Sie legt dafür die Grundlage dass ihr Kind später ggf eine Neigung zu Ubergewicht hat! (siehe meine antwort auf ein postung grade unter deinem-das dt Forschungsinstitut für kinderernahrung hat nachgewiesen dass der hohe Eiweißgehalt von künstlicher Säuglingsnahrung und Kuhmilch für späteres Übergewicht sorgen kann!) Ließ mal die antworten von biggi zu meiner Frage weiter unten.


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Hallo Terrorzicke (was fuer ein Name!), ich kann ein Beispiel und das Beispiel einer Freundin geben: Ich habe meinen Sohn 19 Monate lang gestillt, meine Freundin stillt ihre Tochter, jetzt 16 Monate auch noch, etwa in dem Rhythmus, den du beschreibst. Beide haben wir uns von unseren Maennern anhoeren muessen, dass wir die Kinder zur Abhaengigkeit erziehen. Beide haben wir ein paar Traenen darueber vergossen aber dann erklaert, dass sich das Stillen eben einfach noch ganz “richtig” anfuehlt – und weitergemacht. Mit 19 Monaten, da war ich wieder schwanger, fuehlte sich ploetzlich das Abstillen richtig an und es war dann auch ganz einfach. Meine Schwester findet das Stillen eines Kindes ueber einem Jahr auch “eklig”. Geht mir nicht rein. Hab mich aber auch davon nicht beirren lassen. Vielleicht aendert sie ja ihre Meinung, wenn sie selber Kinder hat. Ich dachte ja erst auch, dass man nur 6 Monate stillt. Ich glaube, ich wusste lange Zeit garnicht, dass man ueberhaupt laenger stillen “kann”. ;-) Aber so ist das halt oft noch in unserer Gesellschaft. Ich bin mir sicher, das aendert sich wieder. Ich habe mir einen guten Spruch meiner Schwiegermama gemerkt. Die sagt immer, wenn ihr etwas nicht ganz einleuchtet: Das machen die jungen Frauen heute so. Damit sagt sie, dass sie es zwar selber nicht so gemacht hat und vielleicht auch nie so machen wuerde, aber dass sie uns so aktzeptiert, wie wir heutzutage eben sind. Und das sag ich jetzt auch einfach immer, wenn ich Konfrontation vermeiden will: Das macht man heute eben so. Oder, die Zeiten aendern sich eben, und viele Frauen machen das heute so. Damit verurteile ich niemanden, verbiete mir aber auch, dass ich verurteilt werde. Wenn es so wie es ist deine Ueberzeugung ist, was sollen sie dann noch lange angreifen? Ich hoffe, Eure Beziehung erholt sich gut von der Auseinandersetzung. Ich habe kurz nach der Geburt wieder halbtags, ab 11 Monaten wieder ganztags gearbeitet, ich glaube, das spricht schon ein bisschen gegen die Klammermami, da in der Zeit erst der Papa, spaeter die Tagesmami fuer unsern Sohn zustaendig war (und ist). Also lass dich nicht beirren. Wenn Euch das Stillen noch gefaellt, einfach weitermachen. LG, S


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