Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kind schreit beim stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kind schreit beim stillen

lera0607

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Guten Tag, Meine Tochter ist 10 Wochen alt und wird voll gestillt, anfangs habe ich sie an beiden Seiten angelegte um die milchbildung anzukurbeln, in ein paar Tagen habe ich angefangen sie nur mit einer Brust zu stillen, es hat alles gut funktioniert, sie hat aber zusätzlich zum stillen Wasser getrunken manchmal bis zu ca. 50 ml ( ob es an dem warmen Wetter lag oder an Hunger?) bei der U3 wurde sie gewogen, sie hat gut zugenommen also hat sie ja eigentlich genug bekommen. Dann wurde sie unruhiger ich habe wieder an beide brüste angelegt, es besserte sich nicht, Jetzt seit ein Paar Tagen schreit sie beim stillen, trinkt 3-4 Minuten wendet sich trinkt weiter, manchmal beruhigt sie sich durch den Schnuller, manchmal nicht, ich lege sie nach diesen 3-4 an die zweite Brust und wieder dasselbe spiel. Wir haben keine 3 stunden Abstand zwischen den Mahlzeiten wie früher, kaum 2 stunden schaffen wir. Heute haben wir mit pre Milch zugefüttert, sie hat 70 ml getrunken. Was ist das jetzt, zu wenig Milch? Was kann ich tun? Ich möchte schon weiter stillen ohne zuzufüttern, es hat ja alles funktioniert oder irre ich mich da? Ich wollte mir jetzt eine milchpumpe besorgen um zu gucken wieviel ich überhaupt habe, Ich biete sie um Rat


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Liebe lera0607, kann es sein, dass Ihr Baby saugverwirrt ist? Ihr Baby bekommt Flasche und einen Schnuller und das regelmäßig, das Weglassen könnte schon die Lösung sein. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger, also auch Schnuller) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das Sie sich bei La Leche Liga herunterladen können: http://www.lalecheliga.de/download/LLLInfoAnlg&Pos_web_neu.pdf Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihren Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Kindes legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Ein etwa zehn Wochen altes Kind ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Babys im Alter Ihres Babys brauchen auch noch keine zusätzliche Flüssigkeit. Muttermilch hat einen hohen Wasseranteil, indem alle übrigen Bestandteile gelöst sind. Durch diesen hohen Wassergehalt wirkt die Muttermilch durstlöschend. Am Anfang der Stillmahzeit ist die Milch dünnflüssiger, am Ende hat sie einen höheren Fettgehalt (Vordermilch und Hintermilch). Um den Hunger zu stillen, muss das Baby daher länger an einer Seite trinken, bis es genügend Kalorien erhalten hat. Trinkt es nur kurz und erhält dabei nur Vordermilch, wird sein Durst gelöscht. Selbst bei sehr heißem Wetter erhält das Baby ausreichend Flüssigkeit, wenn es häufig genug angelegt wird. Selbst in heißen Klimaten ist keine zusätzliche Flüssigkeitsgabe notwendig. Zusätzlicher Saft oder Tee würde nur dazu führen, dass das Interesse des Babys an der Brust nachlässt und das wiederum wirkt sich ungünstig auf die Milchproduktion aus. Die Milchmenge richtet sich danach, wieviel das Baby trinkt. Wird es seltener angelegt, geht die Milchmenge zurück. Tee, Wasser oder Saft haben keinen bzw. nur einen geringen Nährwert und können deshalb das Gedeihen des Babys negativ beeinflussen. Außerdem besteht bei der Verwendung von künstlichen Saugern die Gefahr einer Saugverwirrung. Zur eingehenderen Information hänge ich den Artikel einer Kollegin an. Ich kann Ihnen empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig? Von Denise Both, IBCLC Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative "Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann. Quellen: Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997 Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999 Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983 Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991


Leijana

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Das hatte unsere auch am Anfang und ich weiß von zwei anderen, wo das früher auch so lief. Also, eine Stillberaterin wird wohl noch antworten, aber soweit ich weiß, ist das ganz normal. Wenn ich mich richtig erinnere, war es spätestens mit 3 Monaten vorbei. Und drei Stunden Abstand... also das haben wir auch lange nicht geschafft! Aber es hat mich nicht gestört. Es war ja dann auch irgendwann mal vorbei. Aber alle 2-3 Stunden hatten wir bestimmt bis sie 4-5 Monate alt war. Mindestens. (Außer, sie war abgelenkt von einer Oma, da gingen dann auch mal 3 Stunden.) Bei uns waren es manchmal nicht mal 3-4 Minuten, wo sie getrunken hat. Schreien, trinken, schreien, trinken... verschlucken, schreien, trinken... Und zeitweise hatten wir Stillabstände von 15 Minuten (eher seltener), oder 30 Minuten (öfter), oder 1 Stunde (zeitweise normal). Jetzt ist sie fast ein Jahr alt und ich stille sie noch in der in der Nacht und zum Mittagsschlaf. (Seit kurzem habe ich angefangen, sie öfter auch mal wieder anzulegen, aber das ist ja ein anderes Thema.) Nicht entmutigen lassen. Warum nur eine Brust? Die Frau von meinem Onkel aus Ghana sagte, man müsse beide Brüste nehmen, sonst wird eine Brust groß und die andere bleibt klein. ;P Und das Schöne am Stillen ist ja, dass die Kinder sich die Menge nehmen, die sie brauchen.


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