Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kein Stillen: Wutanfälle am Familientisch

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kein Stillen: Wutanfälle am Familientisch

lisi_souris

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Guten Tag, Meine Tochter ist nun zweieinhalb Jahre alt, und wird immer noch gestillt. Manchmal isst sie mehr, manchmal weniger - die Differenz deckt sie dann eben durch die Muttermilch ab. Von Anfang an wurde sie gerne gestillt wenn ich selbst beim Essen saß. Ich glaube es hat etwas damit zu tun, dass sie auch dabei sein wollte. Nun ist sie aber schon riesig und ich bin schon extrem genervt wenn sie permanent an mir hängt wenn ich esse. Das ist wirklich die eine Zeit am Tag wo ich gerne einmal meine Ruhe hätte - und vor allem kein Riesenkind mehr an meinem Busen hängen haben will. Essen will sie dann oft nichts - ihren eigenen Teller rührt sie in solchen Situationen nicht nicht an. Stattdessen sitzt sie unter meinem Sessel und weint bitterlich, wenn ich ihr diesen Wunsch abschlage - sie scheint sich zu ärgern und gleichzeitig traurig zu sein. Meine Tochter war von Anfang an ein sehr aktives Kind und braucht immer noch quasi 24/7 Aufmerksamkeit. Haben Sie eine Idee, wie ich diesen Konflikt am besten auflösen kann? Liebe Grüße, Lisi


Biggi Welter

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Liebe Lisi, ja, mit Konsequenz und Geduld. Sicherlich ist es für dein Baby ein liebgewonnenes Ritual und es wird die Brust in diesen Momenten schmerzlich vermissen, aber wenn es dich nur noch nervt, dann spürt dein Baby das auch. Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Deine Tochter ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. Liebe Grüße, Biggi


lisi_souris

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Liebe Biggi! Ich wollte einige Tage abwarten wie sich die Lage einpendelt bevor ich dir schreibe. Es ist wirklich viel besser geworden. Ich hab Flora angeboten, sie vor meinem Essen noch mal abseits des Esstisches zu stillen. Beim Essen gabs dann nix. Mein Mädi hast das dann irgendwann achselzuckend à la „Na gut, dann eben nicht, du komische Mama“ akzeptiert, und hat sich sogar gelegentlich problemlos in ihren Sessel gesetzt und selber gegessen. Was zuvor wirklich selten war wenn ich auch am Tisch gesessen bin. Danke für den Tip, der mich letztlich einfach ohne Schuldgefühle konsequenter werden hat lassen! Es hat uns beiden gut getan. Liebe Grüße, Lisi


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