Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kann sie nicht stillen?

Frage: Kann sie nicht stillen?

Mia1084

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Liebes Stillteam! Kurz zur Vorgeschichte: meine ältere Tochter wurde 2017 per Kaiserschnitt geboren. Bei der Nachsorge stellte die Hebamme fest, dass sie an Gewicht abnahm. Ich sollte zufüttern. Dies ging etwa einen, 1,5 Monate, dann lehnte sie die Flasche ab und ich stillte sie voll. Insgesamt habe ich sie gestillt, bis sie neun Monate alt war. Meine jüngere Tochter wurde jetzt Anfang November spontan geboren. Ich hatte sie bisherigen Stillprobleme auf den Kaiserschnitt geschoben. Es fühlte sich auch alles gut an, aber an Tag 6 die Ernüchterung: Sie nahm noch weitaus massiver ab als ihre Schwester, von 3990 g Geburtsgewicht auf 3450, obwohl ich sie häufig anlegte. Es war klar, dass ich mithilfe der Hebamme wieder zufüttern musste. Ich hoffte natürlich, dass es wieder so gut klappen würde. Leider habe ich im Kreißsaal gleich Stillhütchen bekommen, als sie die Warze nicht richtig in den Mund nahm. Mein Gefühl sagte nein, aber ich war zu müde. Ich dachte, ich könnte ihr die später noch abgewöhnen. Was mir außerdem noch aufgefallen ist: sie hat direkt nach der Geburt gesucht, später auch geweint. Die Hebamme meinte jedoch, dass ich sie erst anlegen dürfte, wenn ich fertig genäht sei. Trotz aller Versuche wird und wird es nicht besser. Sie saugt einfach nicht kräftig genug. Wenn ich sie vorher und nachher gewogen habe, hatte sie 10, 20 g unterschied, meist jedoch 0. Ich habe (leider dann erst) ein Brustsernährungsset gekauft, jedoch treten auch hier Probleme auf. Erstmal ist es eine riesige Sauerei, ein Teil der Milch läuft mir immer in den Hosenbund. Damit könnte ich leben, aber auch hier ist die Saugkraft gering. Davon, die Flasche zu ersetzen, bin ich Meilen entfernt. Sie schafft in 30-40 Minuten 25 - 50 ml. Dann gebe ich ihr die Flasche, weil wir beide erschöpft sind. Aus der Brust nimmt sie offenbar so gut wie gar nichts, denn die Milch geht immer mehr zurück. Ich kämpfe mit allen Mitteln um die Milch: aktivierte Bockshornkleesamen, Piulatte, Milchbildungsöl, pumpen. Letzteres schaffe ich jedoch meist nur abends, wenn die Große schläft. Ich war bereits zwei Mal mit ihr beim Osteopathen, er stellte fest, dass ihre Gesichts- und Kiefermuskulatur verspannt sei und sagte, dass dies daran liege, dass sie ein Sternengucker war und das Gesicht am Schambein der Mutter vorbeigedrückt wurde. Auf dem Stand, dass sie ihre Saugleistung einfach nicht steigern kann, habe ich den Osteopathen angerufen und um einen dritten Termin gebeten, den ich am 16. habe. Plan war, wenn es bis zum Ende des Monats nicht klappt, abzustillen, weil ich auch psychisch inzwischen vollkommen fertig bin. Es nagt aber an mir, dass es etwas körperliches sein könnte, das uns später wieder einholt. Zungenbändchen und Gaumen hat die Hebamme jedoch geprüft. Auch meine Brustwarzen und die Anlegetechnik seien ok. Jetzt kommt jedoch hinzu, dass sie die Brust vollkommen verweigert seit dem Wochenende. Sie kreischt, wenn ich sie ihr anbiete. Was kann ich denn da tun? Irgendwann gebe ich ihr die Flasche, ich will ja auch nicht, dass sie wieder abnimmt. Nur zum einschlafen ist stillen ok. Es könnte daran liegen, dass die größten Schläuche des Brusternährungssets kaputtgegangen sind. Ich habe Ersatz bestellt, aber es dauert noch. Sie akzeptiert auch nur eine Sorte Stillhütchen. Hat es denn überhaupt noch Sinn, zu stillen? Ich weiß nicht, warum ich so daran hänge. Mit einer Stillberaterin der LLL hatte ich bereits Kontakt. Es ist die einzige, die halbwegs in der Nähe ist. Sie hat mich jedoch nur telefonisch beraten. Ich hatte gehofft, dass sie mir persönlich und auch längerfristig helfen würde. Gerade für die Kleine wäre das Stillen so toll, weil sie unglaublich verschmust ist und viel Kontakt sucht. Außerdem ist sie ein krasses Speikind, ich habe jedoch den Eindruck, dass es nach Muttermilch besser ist als nach Pre-Nahrung. Wie würden Sie denn weiter vorgehen? Gibt es Kinder, die nicht stillen können? Entschuldigen Sie bitte den langen Text. Viele Grüße und noch ein frohes neues Jahr Mia


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Mia, die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder Sie noch das Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Wenden Sie sich deshalb unbedingt an eine Kollegin vor Ort! Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Im Moment können Sie durch zusätzliches Pumpen die Milchmenge steigern und diese mit einer alternativen Fütterungsmethode geben. Es tut mir leid, dass ich aus der Ferne nicht mehr helfen kann….aber mit kompetenter Hilfe vor Ort können Sie es schaffen! LLLiebe Grüße Biggi


Mia1084

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Danke für Ihre Antwort. Ich habe ja bereits geschrieben, dass die einzige Stillberaterin, die einigermaßen "vor Ort" ist, mich am Telefon "abgefertigt" hat. Und bitte verraten Sie mir, mit welcher alternativen Fütterungsmethode ich ca. 170 - 200 ml in das Kind bekomme? Das mag ja alles wunderbar mit einem Neugeborenen funktionieren, und ich ärgere mich, dass ich nicht von Anfang an das Brusternährungsset benutzt habe, aber jetzt funktioniert es ja nicht. Zumal ich beim zweiten Kind + Haushalt (zusätzlich zu den vielen Fläschchen, Milchpumpenteilen, Stillhütchen usw die auch noch gereinigt werden wollen) nicht die Zeit habe, mich stundenlang hinzusetzen. Entsteht denn eine Saugverwirrung auch beim Wechsel vom Stillhütchen auf Flasche? LG


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Mia, auch wenn Sie weiter fahren müssen, lohnt sich ein Termin bestimmt! Probieren Sie es doch einmal mit der Becherfütterung, das klappt meistens recht schnell sehr gut und Ihr habt keinen Stress mit der Flasche. Ihr Baby wird ein paar Anläufe brauchen (und ihr auch) bis es den Dreh raus hat, wie es die Milch aus dem Becherchen bekommt. Vielleicht hilft dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achten Sie darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setzen Sie immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! Auch Stillhütchen können eine Saugverwirrung auslösen. Lieben Gruß Biggi


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