Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Kann ich noch stillen?

Frage: Kann ich noch stillen?

Leela

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Hallo, mein Sohn wurde vor 3 Wochen in der 35. SSW geboren, hatte eine Infektion und lag 2 Wochen auf der Neonatologie, wurde zunächst mit einer Magensonde ernährt, dann mit der Flasche. Ich habe eine elektrische Pumpe, habe regelmäßig abgepumpt, es wurde aber nie mehr als 35 ml, manchmal sind es nur 20 ml (insgesamt beide Brüste). Das bkommt er auch mit der Flasche. Da er zunehmen sollte, durfte ich in der Klinik nicht mal versuchen , zu stillen. Jetzt zu Hause habe ich versucht, da die Milch aber nicht fließen will und er nicht wirklich saugen will, scheint es hoffnungslos zu sein. Er dreht nach ein paar Versuchen den kopf weg und schreit. Meine Hebamme meint, ich soll mit dem Abpumpen aufhören. Für mich ist es auch sehr lästig, weil ich iihn auch nachts füttern und danach noch mindestens eine halbe stunde abpumpen muss. Macht es noch sinn? Ich wollte stillen und bin sehr enttäuscht. Warum produziere ich nur so wenig Milch? Ich habe zwar sehr viel Stress, weil er eine Hirnblutung hatte und ich mit Folgen rechnen muss, kann das der Grund sein? Alle sagen, dass jede Frau stillen kann, deswegen habe ich noch nicht aufgegeben,aber vielleicht stimmt das nicht... LG


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Liebe Leela, ihr habt wirklich einen extrem schweren Start gehabt und ich finde es sehr beeindruckend, dass du trotzdem noch nicht aufgegeben hast. Die Antwort ist: Ja, es kann klappen. Mit Betonung auf "kann", denn es hängt von vielen Faktoren ab (aber als Erfolgsbeispiel kann ich dir meine Schwester nennen, deren Kind ebenfalls mit Hirnblutungen in der 23. Woche zur Welt kam und trotz monatelanger Krankenhauszeit und anfänglichen großen Stillschwierigkeiten doch noch voll gestillt werden konnte). Du brauchst großes Durchhaltevermögen, dein Kind muss irgendwann wollen, die Milchbildung optimal angeregt werden. Ganz allein wird das schwer, und deine Hebamme scheint nicht so große Erfahrung zu haben mit Hilfsmitteln wie dem Brusternährungsset. Darum würde ich dir empfehlen, zu schauen, ob es eine Stillberaterin in deiner Nähe gibt, die dich unterstützend begleiten könnte auf dem Weg hin zum vollen Stillen. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Wenn jemand in der Nähe ist, ruf dort mal an und bespreche eure Situation. Wenn die Stillberaterin Kapazitäten frei hat, um euch zu begleiten, dann kannst du es probieren - wenn du magst. Wenn du nicht möchtest, weil es dir einfach zu viel ist mit allem, was bisher war, dann ist es absolut legitim dass du sagst: "Bei diesem Kind hat es nicht geklappt, beim nächsten bekommen wir eine neue Chance!". Pumpen will und sollte gelernt sein, denn nur dann fließt Milch, wenn der Milchspendereflex ausgelöst wird. Den kann man unterstützen durch Entspannungsübungen, Wärmeanwendungen und Brustkompression. Mengen von 20-35 ml sind nicht so viel, es lässt vermuten, dass der Milchspendereflex nur sehr schwach ausgelöst wird. Und wenn nicht viel Milch fließt, dann wird auch die Milchbildung nicht angeregt. Ein saugendes Baby wiederum stimuliert die Milchbildung viel viel effizienter als jede Pumpe, und bekommt auch ganz andere Mengen aus der Brust heraus. Darum ist es auch nicht ganz einfach, allein durch Pumpen die Milchbildung aufrecht zu erhalten bzw. zu erhöhen. Im Grunde müsste es also so laufen, dass du dein Kind nur noch mit dem Brusternährungsset fütterst, damit er lernt, wieder "an" der Brust zu trinken, dann auch "aus" der Brust (also dass er das korrekte Saugen lernt bzw. nicht verlernt), und ihn dann auch einige Tage lang ganz ganz ganz häufig anzulegen (stündlich...?), damit er genügend Milch bekommt und die Brust zur Milchbildung anregt. Horch mal in dich hinein, was für DICH der richtige Weg wäre: Es zu versuchen, mit der Unterstützung von jemandem, der sich auskennt, aber ohne ein Versprechen auf Erfolg (Investition: 2 Wochen Zeit, ein Brusternährungsset und die aufgeschobene Hausarbeit), oder ob du einfach schnell Ruhe brauchst und einen Alltag, der nicht vom Pumpen und Stillen dominiert wird. Beide Wege sind "gut"... Lieben Gruß! Kristina


Leela

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Ich habe vergessen, zu erwähnen, dass es mit der Pumpe ziemlich lange dauert (2-3 Minuten) bis überhaupt etwas kommt, auch wenn er gute Laune hätte, würde er doch niemals 3 Minuten saugen, ohne dass irgendwas kommt. Ich habe einmal versucht zuerst mit der Pumpe anzupumpen und habe ihn dann angelegt, es hat aber auch nicht funktioniert, nach ein paar versuchen wurde er wütend und hat sich gewehrt...


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