Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kann es wieder klappen mit dem Stillen?

Frage: Kann es wieder klappen mit dem Stillen?

SylviSu

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Liebes Stillteam, mein Sohn ist 12 Wochen alt. Er wurde 4 Wochen zu früh geboren, weshalb ich die ersten 5 Wochen Milch abgepumpt habe. Allerdings konnte ich nie genug Milch abpumpen. Dann hat es endlich mit dem Vollstillen geklappt. Vor 4 Wochen hatte er einen Infekt. Er hat sehr schlecht getrunken (teils nur 30ml pro Mahlzeit) und musste zugefüttert werden. Nach 2 Tagen hat er wieder normal getrunken. Nun hatte er schon wieder einen Infekt und das Spiel ging von vorne los. Seit Montag letzter Woche (also schon fast 2 Wochen...) trinkt er nur noch 2-3 Minuten bei mir, dann nuckelt er nur noch. Nach 5-10 min. trinkt er wieder ein paar Schluck und nuckelt wieder. Versuche, ihn wieder zum besseren Trinken zu bewegen, sind gescheitert. Das Spiel haben wir volle 2 Tage lang gespielt. Dann konnte ich nicht mehr und habe nach 1-2 Stunde eine Flasche gegeben. Leider hat sich das bis heute nicht gebessert. Nachts hat er super gut getrunken, nur tagsüber eben nicht. Seit ein paar Tagen trinkt er nachts auch nur noch so schlecht. Ich muss dazu sagen, dass er immer noch Schnupfen hat. Ich tropfe ihm vorm Trinken und tagsüber immer wieder Meersalzlösung ein. Muttermilch bringe ich nicht in seine Nase. Anfang der Woche habe ich übers Abstillen nachgedacht, bringe es aber einfach nicht übers Herz. Ich möchte so gerne weiterstillen, zumal ich ja am Anfang alles getan habe, damit es endlich klappt. Letzte Woche habe ich versucht zu Pumpen, aber da ich nur wenige ml herausbekommen habe, habe ich es gelassen. Es war aber schon immer so, dass ich beim Pumpen kaum was geschafft habe, auch nicht mit einer elektrischen Pumpe (Ameda.) Ich habe bereits versucht drei Stillberaterinnen in meiner Nähe zu erreichen, aber leider von keiner eine Rückmeldung bekommen... Jetzt würde ich gerne wissen, ob es überhaupt noch eine Chance gibt, dass ich wieder voll stillen kann. Wie bringe ich das Kind dazu, wieder richtig zu trinken und vor allem, werde ich je wieder genug Milch haben??? Ich hoffe, ihr könnt mir Mut machen!! Viele Grüße SylviSu


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe SylviSu, ich befürchte, dass das Kind saugverwirrt ist. Solche so fortgeschrittenen Saugprobleme lassen sich leider nicht durch eine Fernberatung betreuen, denn ich kann Sie und Ihr Kind nicht sehen und Ihnen nicht direkt etwas zeigen. Deshalb ist es das Beste, wenn Sie sich schnellstmöglich an eine Kollegin vor Ort wenden, die direkt mit Ihnen und dem Kind arbeitet. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie Ihren Sohn anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihr Baby sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das Sie sich bei La Leche Liga herunterladen können: http://www.lalecheliga.de/download/LLLInfoAnlg&Pos_web_neu.pdf Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihren Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Kindes legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihr Sohn nicht an der Brust bleiben, nachdem er sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen Ihre Brust berühren. Er wird die Milch schlucken und dabei seine Zunge abflachen, so dass er die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihr Kind die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Evtl. wäre auch das Brusternährungsset eine Lösung für Euch, das kann die Kollegin vor Ort besser beurteilen. Mit dem Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt, so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. LLLiebe Grüße Biggi Welter


SylviSu

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Liebe Frau Welter, ganz herzlichen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort! Ich versuche schon seit einer Woche, in der Nähe tätige Stillberaterinnen zu erreichen. Leider erfolglos... Reicht es denn erst Mal, den Kleinen immer wieder (mehr oder weniger erfolgreich) anzulegen? Oder kann ich den Milchfluss nur durch Pumpen aufrecht erhalten? Wobei ich ja leider nur tropfenweise Milch herausbekomme. Wie schnell wird die Milch ganz weg sein? Nochmal vielen Dank für Ihre Hilfe. Viele Grüße SylviSu


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe SylviSu, bitte wenden Sie sich an eine etwas weiter gelegene Kollegin, denn mit jedem Tag verlernt Ihr Baby mehr, wie es korrekt trinken muss und wenn es nur nuckelt, wird die Milchmenge sich nicht steigern lassen. LLLiebe Grüße, Biggi


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