Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

inkonsiquent??

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: inkonsiquent??

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, meine Tochter ist jetzt 9 Monate und wir haben zu 3 Breimahlzeiten noch 5-6 Stillzeiten. Es kommt auch schon mal vor das sie eine Breizeit nicht möchte und lieber stillt. Jetzt bin ich im Bekantenkreis die einziege die noch stillt. Es heißt immer wieder ich seie inkonsiquent weil ich sie trotz Brei so oft stille. Sie sagen wenn man eine eine Stillzeit ersetzt hat soll man nicht wieder stillen sondern eher weiter abstillen. Sogar meine Oma ist sehr verwundert das ich immer noch Milch habe, jedesmal fragt sie ob die kleine auch trinkt oder nur nukkelt. Ist es denn so falsch bei einem 9 Monate alten Baby noch nach Bedarf zu stillen? Gerade jetzt wo sie krank ist und fieber hat ist es doch ideal da sie keinen Brei mag. Oder seh ich das so falsch? Gibt es einen Zeitpunkt wo man die Kinder nicht mehr so oft stillen soll oder kann ich mich da auf mein Baby verlassen? Bin schon auf ihre Antwort gespannt. LG Nadine


Biggi Welter

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Liebe Nadine, Sie machen es vollkommen richtig, lassen Sie sich nicht verunsichern. Ihr Kind verhält sich genau so, wie es von einem Baby zu erwarten ist und wie es auch von der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte (AAP) und der WHO empfohlen wird: es sieht die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch. Gerade in der ersten Zeit der Beikostfütterung sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich genommen werden: es ist zusätzliche Nahrung, die nicht anstatt der Muttermilch sondern dazu gegeben wird. Das Kind bekommt altersgemäße Beikost und wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Leider ist vor allem bei uns in Deutschland die Vorstellung fest in den Köpfen verwurzelt, dass mit dem Beginn der Beikost die Muttermilch durch die feste Nahrung verdrängt werden soll. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Beikost ist auch keineswegs automatisch "sättigender" als Muttermilch und keineswegs sammelt sich durch längere Abstände zwischen den Stillzeiten Milch in der Brust an, so dass das Kind dann länger satt wäre. Es stimmt keineswegs, dass die Brust nach einer bestimmten Zeit wieder "voll" wäre. Die Brust ist keine Flasche, die erst wieder aufgefüllt werden muss, sondern die meiste Milch wird während des Stillens gebildet. Wenn Sie also deutlich seltener stillen wird allenfalls die Milchmenge abnehmen, aber nicht ihr Kind länger satt sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch "Babyernährung gesund & richtig - B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi ugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hi Nadin, also das was dir dein Belkanntenkreis da versucht einzureden ist meiner Meinung nach völliger Quatsch. Ich habe meine Tochter auch nach Bedarf gestillt. Sogar jetzt (sie ist 17,5 Monate) bekommt sie morgens gegen 06:00 und abends vor dem Einschlafen noch die Brust. Wenn deine Kleine von der Breimahlzeit satt ist, wird sie schon von allein nicht mehr an die Brust wollen. Wenn du mich fragst: Stille solange und sooft du es für richtig hälst und ihr euch dabei wohl fühlt. Dieses Gerede, von wegen verwöhnen und ob ich denn noch Milch hätte, mußte ich mir auch anhören. Das sind halt andere Generationen, denen wurde das damals so eingeredet und die können sich meist nicht vorstellen, dass man Milch hat solange man stillt. Lass dich nicht beirren. Alles Liebe für euch. Ina & Liara


Mitglied inaktiv

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Hallo, schön, daß ich nicht alleine bin. Meine Kleine ist 8,5 Monate alt und ich stille auch noch mindestens 3-6 mal pro Tag. Überall wird man angesprochen und schief angeschaut weil man ein "so großes" Baby nicht mehr stillen braucht, die können doch alles essen. Manchmal lasse ich mich aber so beeinflussen, daß ich selbst nicht mehr weiß ob es richtig ist. Hab neulich sogar die Flasche probiert, die sie aber vom Geschmack her nicht mochte. Da hab ich mir gedacht sie braucht es halt doch noch. Schade, daß es die Leute nicht verstehen. Aber ich habe festgestellt, daß es häufig Leute sind, die keine Kinder haben und einen so blöd anreden. Wenn es dir hilft, ich mache weiter so. Irgendwann wird es weniger mit dem Stillen. Hoffe ich konnte dir ein wenig Mut machen. MfG Hase


Mitglied inaktiv

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Leider sind es auch die die selber Kinder haben und auch gestillt haben. Eine nur 9 Wochen weil sie angeblich keine Milch mehr hatte und die anderen hatten mit 8/9 Monaten abgestillt und halt Morgens die Flasche gegeben. Aber tut gut zu wissen das man nicht alleine ist.


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