Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Idealzustand

Frage: Idealzustand

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, ich würde gerne einmal wissen,wie der Idealzustand aussieht? Ich vermute mal, dass man 6 Monate voll stillen sollte und dann anfängt, neben dem Stillen zuzufüttern. Man ersetzt 1 Mahlzeit durch Karotten und macht das 1 komplette Woche lang, damit das Baby sich daran gewöhnt und keine Allergie aufbaut. Auf keinen Fall darf man die Nahrung täglich wechseln. Nach 1 Woche nimmt man Karotten und Kartoffeln und eine weitere Woche später Karotten, Kartoffeln und Fleisch. Ist das so richtig? Wie geht es dann weiter? Fängt man dann schon mit Obst an? Zerstampfte Banane? Darf das Kind Äpfel essen? Sollte man abends Brei füttern? Brei ist doch auch so ein künstliches Zeug. Ist es möglich, ganz ohne künstliche Nahrung auszukommen? Ich möchte nur stillen und das Baby an das richtige Essen gewöhnen. Kannst Du mir ein paar Tipps geben, wie ich vorgehen soll? Vielen Dank schon einmal. Liebe Grüße Conny


Biggi Welter

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? Liebe Conny, der „Idealzustand" wäre, dass die Mutter das Kind anschaut und darauf achtet, wann es zu erkennen gibt, dass es bereit für die Beikost ist. Das kannst Du an den folgenden Anzeichen erkennen: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Dein Kind sollte einigermaßen ohne Stütze oder nur mit sehr wenig Unterstützung sitzen können, so dass es in der Lage ist, selbst Nahrung in die Hand zu nehmen und in den Mund zu führen. Wenn es dir die Nahrung aus der Hand reißt und voller Begeisterung in den Mund steckt, dann ist sicher der Zeitpunkt gekommen, dass Du ihm ergänzend zur Muttermilch auch andere Nahrung anbietest. Die Einführung der Beikost ist dann jedoch keineswegs mit einem Ersetzen der Muttermilch durch feste Nahrung gleichzusetzen. Es ist am günstigsten mit jeweils nur einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Der Begriff BEI-Kost sollte wirklich wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen. Sollen oder müssen aus irgendeinem Grund Stillmahlzeiten vollständig durch Beikost ersetzt werden, sollte nach Möglichkeit ein Abstand von ca. vier Wochen zwischen zwei Mahlzeiten liegen. In welcher Reihenfolge die Stillzeiten durch andere Mahlzeiten ersetzt werden, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Es wird lediglich empfohlen neue Nahrungsmittel nicht am Abend einzuführen, da dann eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können. So lange ein Baby noch mehrmals gestillt wird, muss nicht unbedingt eine weitere Milchmahlzeit (Milchbrei) eingeführt werden, da das Kind seinen Milchbedarf mit der Muttermilch decken kann. Was nun die Abwechslung im Speiseplan des Kindes betrifft, so ist im ersten Lebensjahr eindeutig weniger mehr. Das Kind braucht nicht so viel Abwechslung, die große Vielfalt erhöht vielmehr das Risiko von Allergien. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Spezielle Säuglingsnahrung ist nicht notwendig. Bevor jemand auf die Idee kam pürierte Nahrung in Gläser zu füllen und zu verkaufen, sind Kinder auch gesund groß geworden. Es ist möglich, so zu kochhen, dass vom Familientisch immer etwas für das Kind Passendes abgezweigt werden kann. In Heft 1/2003 des „buLLLetin - die andere Elternzeitschrift für den Still- und Erziehungsalltag" mit dem Titel „Tischlein deck dich" wird das Thema Beikost ebenfalls ausführlich behandelt werden. Sicher wäre dieses Heft auch etwas für dich. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop auf dieser Seite) bezogen werden. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich habe auch den Versuch gestartet, auf Industrienahrung zu verzichten (Milchpulver ohnehin, Milchbreie, Gläschen und der Kram wie Kekse, Süßes etc=). Meine Kleine ist jetzt acht Monate alt, ich habe koche für sie, seit sie Beikost isst. Inzwischen koche ich ihr und mir ein Mittagessen, das wir gemeinsam essen. So esse erstens ich wieder mehr Gemüse und salzärmere Kost und die Kleine lernt gleich, dass zusammen essen schöner ist. Allerdings habe ich jetzt im Winter so meine Schwierigkeiten, an viel frisches einheimisches Obst und Gemüse zu kommen, das sie schon essen kann. Sie bekommt deshalb noch wenig Abwechslung, isst aber schon viermal am Tag Beikost. Ich denke mal, man sollte die Industrienahrung als Angebot betrachten, das man nutzt oder eben nicht. Das einzige, was ich für meine Kleine kaufe, sind Gläschen mit reinem Obstmus, das ich unter ihren Brei mische. Milchbreie udn Menügläschen ekeln mich an, ganz zu schweigen von Babykeksen und Süßspeisen... Gruß


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