Mitglied inaktiv
Hi, dieser Tage war ich mit unserem Schätzelein zur U6 und habe habe einen ziemlichen Anpfiff vom Kinderarzt kassiert, weil ich unseren 11Monate alten Sohn nachts noch stille...Ich müsse damit rigoros aufhören meinte er, denn mit zunehmnder Stilldauer nehme die Schadstoffbelastung in der MuMi rapide zu. Außerdem führe nächtliches Stillen zu Karies und Kieferdeformationen. Hallo, gehts noch??? Ich war so perplex, dass ich gar nicht reagieren konnte. War sogar richtig erschrocken über die Aussage mit der Schadstoffbelastung. Da ist doch nix dran oder doch? LG Yvi
Kristina Wrede
Liebe Yvi, Muttermilch ist NICHT schadstofffrei, da lässt sich bestreiten. ABER: Nichts ist schadstofffrei, weil wir in einer Welt leben, die wir Menschen mit Schadstoffen angefüllt haben. Es ist immer nur eine Frage, wer das wie misst. In "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann, steht unter dem Titel "Stillen trotz Umweltbelastung": "Die positiven Wirkungen des Stillens sind erwiesen. Eine Beeinträchtigung des Säuglings über die "normale" Kontamination der Muttermilch wurde bisher nicht festgestellt. Öffentlicher Druck aufgrund der ökologischen Einsichten hat dazu beigetragen, dass die Schadstoffkonzentration in den letzten Jahren tendenziell abnimmt. Dies wird z.B. eindrucksvoll bestätigt durch die Auswertung der jahrelang gesammelten Messergebnisse in der Frauenmilch und Dioxin Humandatenbank des deutschen BgVV Institus (BgVV 2000 A). Es ist nicht mehr gerechtfertigt, die Stilldauer aufgrund der allgemeinen Schadstoffbelastung generell einzuschränken, wie dies noch vor 5 bis 10 Jahren empfohlen wurde." Dies allein sollte deinen Kinderarzt auf den neusten Stand der Wissenschaft bringen. Dr. Schäfer ist Leiter der Embryotox in Berlin, und gilt in der Fachwelt als Koryphäe. Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass der Schadstoffgehalt der MuMi in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen hat, so dass Untersuchungen der MuMi schon lange nicht mehr notwendig oder empfohlen sind. Übrigens findet auch schon in der Schwangerschaft ein Schadstofftransfer zum Kind hin statt (und zwar viel direkter), ohne dass sich Frauen überlegen, ob sie deshalb vielleicht auf ein Kind verzichten sollten... Frau Prof. Przyrembel, Leiterin der Nationalen Stillkommission sagte in einem Artikel der Zeitschrift ELTERN: "...angesichts der stark verbesserten Schadstoffsituation können wir guten Gewissens allen Müttern raten, ihr Kind zu stillen, so oft und so lange sie wollen." Im Übrigen wäre es doch einmal interessant zu erfahren, warum nach 11 Monaten der Schadstoffgehlat deiner Milch zunehmen sollte? Wo kommen die Schadstoffe denn plötzlich her? Wir Mütter fragen viel zu selten nach, und lassen uns viel zu häufig überrumpeln, dabei ist nicht jeder Kinderarzt auch ein Experte in Sachen Muttermilch. Die meisten haben gerade mal irgendwann im Laufe des Studiums ein Seminar dazu belegt.... Hinsichtlich der Karies-Thematik möchte ich dir folgende Links empfehlen: http://www.still-lexikon.de/66_zahngesundheit.html In Sachen Kieferdeformation wüsste ich gern, welche Quellen er vorliegen hat. Denn gerade für die Kieferbildung ist das Stillen ja besonders gut, aufgrund der Saugtechnik. Dagegen wird Schnullern und Daumenlutschen als Gefahr für den Kiefer betrachtet, wenn es übermäßig erfolgt... Lieben Gruß, Kristina
Sleepless
Kinderarzt wechseln! Es gibt im Internet auch die Möglichkeit, Ärzte zu bewerten. Ungeachtet der Tatsache (dass du nachts stillst) steht es dem Kinderarzt garnicht zu, dass zu be-ver-urteilen und DICH anzupfeifen! Bei misshandelten und verwarlosten Kindern, DA sollten Ärzte aktiv werden.
emilie.d.
Hallo yvi_f, Muttermilch ist kariogen, gar keine Frage. Und bei einem Kind, daß sich im Kleinkindalter mit einer großen Karies in einer Praxis vorstellt, wird ein Zahnarzt immer versuchen, intensiv nach den Ursachen dieser multifaktoriellen Erkrankung zu forschen. Wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen werden können und das Kind einfach das Pech hat, mit einem weichem Zahnschmelz und der "falschen" Fauna herumzulaufen, dann muß auch über die Ernährung in der Nacht nachgedacht werden. ABER: deshalb nächtliches Stillen wie Dein KiA pauschal zu veruteilen, ist im hohen Grade unsachlich. Meistens ist es die falsche Pflege und zu süße Ernährung. Mein Bruder ist Zahnarzt und mein Neffe bekommt nachts auch noch eine Flasche Pre, mein Sohn (17 Monate) wird nachts gestillt. A und O ist, die Zähne morgens und abends gründlich zu putzen (ich habe mir das auch von meinem Bruder zeigen lassen, wie man das bei einem kleinen Kind am besten macht) und dabei je nach Gusto Mineralwasser mit natürlich hohem Fluoridgehalt zu trinken geben oder eine fluoridhaltige Zahnpasta zu benutzen. Außerdem kann man süße Dinge wie Obst zu den Mahlzeiten reichen, da dort der Speichel eh üppig fließt und dann die Selbstreinigung der Zähne besser funktioniert. Sowohl bei meinem Neffen als auch bei unserem Sohn sind die Zähne tip-top in Ordnung, wir waren erst letzte Woche wieder zur Kontrolle da. Um Dich selbst zu beruhigen, kannst Du mit Deinem Sohn ja einfach zu einem Zahnarzt gehen, am besten einen, der auf Kinder spezialisiert ist. Unser geht seitdem er seine ersten Zähne hat, auch einfach, um ihn an die Umgebung zu gewöhnen. Ich hätte nicht gedacht, daß er freiwillig den Mund aufmacht, aber gute Zahnärzte haben da so ihre Tricks.
brittawirdmama
Genau, und die Welt ist eine Scheibe ;-) Muttermilch kommt mit richtiger Technik überhaupt nicht an die Zähne, und wir hatten hier schon mehrere Fälle, die - wie bei unserer Tochter - berichteten, dass die Zähne einwandfrei sind, trotz (oder gerade wegen?) nächtlichem Stillen. Es gibt mittlerweile sogar Theorien, dass man nach dem abendlichen Zähneputzen sogar noch mal was zuckerhaltiges essen oder trinken darf, denn die Regelmäßigkeit des Putzens reicht aus, um die Zähne zu schützen. Ob das stimmt, weiß ich nicht, ich weiß aber dass ich oft genug nachts aufgestanden bin, und nochmal was getrunken oder gar gegessen habe. Schon vor langer Zeit und vor allem in der Anfangsstillzeit gabs nachts immer was zu essen, bei meinem Mann und mir, und unsere Zähne haben keinen neuen Karies bekommen. Und nun gibts auch diese (nordische?) Studie, dass man ruhig seine Kinder mal vom eigenen Löffel füttern darf. Es gibt also immer mehrere Meinungen, und welche die richtige ist, kann man letztendlich nur für sich selbst entscheiden. Aber den Arzt würde ich auch wechseln. Wenn der mich so anraunzen würde, hätte ich nämlich kein Vertrauen mehr zu ihm. Ungeachtet seiner wahrscheinlichen Fähigkeiten, die ich natürlich nicht beurteilen kann, hätte ich einfach ein schlechtes Gefühl. Ob Du das nun tust, ist natürlich auch Deine Sache. Du könntest ihm ja auch Deine Argumente vorbringen und wer weiß, vielleicht entsteht eine gute Diskussionsgrundlage :-) Und suche mal hier im Forum, hier steht auch schon eine Menge zu beiden Themen, Karies und Schadstoffen. LIebe Grüße Britta PS: wir haben um den 1. Geburtstag herum fast stündlich gestillt und erst jetzt mit gut 2 Jahren praktisch abgestillt.