Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, brächte mal Deine Hilfe, da Hebamme und KiÄ beide im Urlaub. Habe vergangenen Freitag schweren Herzens zur Säuglingsnahrung gegriffen, da mein kleiner Mann abends und nachts ständig nach dem Stillen (Anlegen nach bedarf, meist 6-8mal am Tag)schrie. Am Samstag haben wir den Grund dafür festgestell. Noah ist nun 3,5 Monate alt und hat in den letzten 5 Wochen nur 92g pro Woche zugenommen. Ersetzten derzeit die Abendmahlzeit durch 1er H.A. und ich pumpe parallel dazu ab, damit ich ihm die MuMi in der Zeit geben kann, wo er an der Brust nicht satt wird. Da er nun wieder regelmäßiger schläft versuche ich auch vermehrt zu Essen und ausreichend zu trinken. Menge ist denke ich soweit ok und auch noch genug vorhanden sofern die Abstände 2,5-4 Stunden betragen, er trinkt auch laut Waage ca. 100-130ml an der Brust und auch ca. 125ml MuMi aus der Flasche. Bis ca. 15-16 Uhr ist er auch mit der MuMi zufrieden nur am Abend reichts ihm nicht mehr, trotz Daueranlegen war totales Chaos. Körbchengröße ging auch um eine Nummer zurück. Würde sogern bis Ende 6 Monat stillen zumal Noah ein Frühchen (35+5) ist, kann ihn aber doch nicht verhungern lassen. Hat seit Einführung der 1er bis gestern 90g zugenommen und ist auch sehr zufrieden. Kann ich den Sättigungsgrad der Milch wieder steigern? Würd mich über eine Antwort sehr freuen. LG Sunny
Liebe Sunny, es ist ein Ammenmärchen, dass es "zu dünne" oder "zu wenig nahrhafte" Muttermilch gäbe. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren (und leider nicht selten auch mangel oder unterernährt sind), gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies ist ein weiser Schachzug der Natur, um das Überleben der Nachkommen zu sichern. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Sie schreiben, dass Ihr Kind kaum zugenommen hat, es kann gut sein, dass Ihr Baby ein Saugproblem hat und nicht effektiv an der Brust trinkt. Hat Ihr Baby einen Schnuller oder die Flasche bekommen? Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Wenn eine Frau merkt, dass ihre Milchmenge nicht mehr für der Bedarf des Kindes ausreicht, dann ist die erste Maßnahme, das Kind häufiger anzulegen. So erhält die Brust das Signal "es wird mehr Milch gebraucht" und reagiert mit einer gesteigerten Milchbildung. Wird in dieser Situation zugefüttert geschieht genau das Gegenteil: der Brust wird ein noch geringerer Bedarf vorgegaukelt und die Milchbildung verringert sich, statt sich zu erhöhen. Solche so fortgeschrittenen Saugprobleme lassen sich nicht durch eine Fernberatung betreuen, denn ich kann Sie und Ihr Kind nicht sehen und Ihnen nicht direkt etwas zeigen. Deshalb ist es das Beste, wenn Sie sich schnellstmöglich an eine Kollegin vor Ort wenden, die direkt mit Ihnen und dem Kind arbeitet. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, danke für die Antwort. Noah nimmt keinen Schnuller (spuckt ihn umgehend wieder aus) und hat bis Freitag ausschließlich nur die Brust bekommen, von daher kann die schlechte Zunahme auch meines Erachtens nicht an einer Saugverwirrung liegen. Flasche bekommt er erst seit Freitagabend und das auch nur zur Abendmahlzeit. Lege ihn ab Nachmittags, nach Bedarf an und er kommt auch meist alle 1,5-2 Stunden außer er schläft, dann können es auch mal 4 sein. Werde mich diesbezüglich an meine KiÄ und Hebamme nochmal wenden, sobald die wieder aus dem Urlaub zurück sind. Denke eher das Problem liegt an mir als an meinem Kind. LG Sunny
Liebe Sunny, wie ich dir geschrieben habe, lässt sich dir Zusammensetzung der Milch nicht verändern, ich denke wirklich viel eher an ein Saugproblem. Es muss nicht unbedingt eine Saugverwirrung sein, es gibt andere Gründe, warum ein Kind an der Brust nicht effektiv trinkt. Wende dich doch wirklich schnell an eine Stillberaterin vor Ort, die Euch SEHEN kann und so sehr viel gezielter helfen kann! LLLiebe Grüße, Biggi