Hat stillen was mit dem Alter zu tun?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Hat stillen was mit dem Alter zu tun?

Hallo Frau Welter, ich bin 40 Jahre alt, und habe im Sommer meinen 1. Sohn bekommen. Leider war die Geburt sehr beschwerlich, mit 35 Stunden Wehen und dann doch noch Kaiserschnitt. Das stillen hat anfangs gar nicht funktioniert, nach 3 Tagen im Krankenhaus habe ich zuhause vieles mit pumpen, Ernährung, Nahrungsergänzung versucht, die Milch kam dann, aber leider war es nie genug, dass mein Sohn satt davon wurde, und ich musste zufüttern. Das hat sich leider über mehrere Monate nicht gebessert. Ich habe von vielen gehört, dass es mit den Kaiserschnitt zu tun haben kann, oder weil der kleine auch sehr trinkfaul war und nicht richtig oder manchmal viel zu heftig gesaugt hat und dann relativ schnell beim stillen immer wieder eingeschlafen ist. Beeinflusst denn mein Alter das stillen, oder kann jede Frau in jeden Alter stillen und es liegt einfach an was anderen? Viele Grüße Sabrina

von Sabrina2021 am 12.01.2022, 20:57



Antwort auf: Hat stillen was mit dem Alter zu tun?

Liebe Sabrina, etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die „Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangelnden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Es kann gut sein, dass Ihr Baby von Anfang an durch die Flasche saugverwirrt war und deshalb nie korrekt und effektiv saugen konnte. Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.01.2022



Antwort auf: Hat stillen was mit dem Alter zu tun?

Liebe Biggi, Dankeschön für die ausführliche Antwort und die vielen Informationen. Wenn ich das so lese, dann hat meine Hebamme mich leider komplett falsch beraten. Sie meinte, ich soll in den ersten Tagen auf keinen Fall zu oft anlegen, weil ich dann Milch für Drillinge habe. Das ist wirklich schade, aber vielleicht wird es ja beim nächsten Kind dann besser :-), und ich werde alle Ihre Ratschläge befolgen. Viele Grüße Sabrina

von Sabrina2021 am 14.01.2022, 20:19