Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hätte ich etwas anders machen können?(lang)

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Hätte ich etwas anders machen können?(lang)

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, meine Tochter ist 4 Monate, mein Sohn knapp 4 Jahre alt. Meinen Sohn habe ich 5 Monate voll und insgesamt 8 Monate ohne Probleme gestillt. Bei meiner Tochter verlief leider alles ganz anders. Ihr Geburtsgewicht war 3840 g(53cm), dieses hatte sie auch nach einer Woche wieder erreicht. Das Stillen klappte anfänglich gut. Dann hörte sie über 10 Tage auf zuzunehmen, bzw. verlor sogar leicht an Gewicht. Laut Kinderarzt war sie völlig gesund. Meine Hebamme, die ich eigentlich als sehr stillfreundlich (hat selber 2 Kinder gestillt) einschätze, riet mir zunächst abzuwarten und sie nicht nur nach Bedarf, sondern mindestens alle 2-3 Stunden, falls sie sich nicht meldet, zu stillen. Milch hatte ich immer reichlich (schon bei meinem Sohn), daran konnte es nicht liegen. Allerdings schlief sie beim Stillen oft ein und trotz Wecken war sie nach einiger Zeit nicht mehr zu bewegen, weiterzutrinken. Das gleiche Problem trat auch auf, wenn ich sie zum Trinken weckte, sie trank wenig und ermüdete rasch. Nach den 10 Tagen meinte die Hebamme, ich sollte ein Fläschchen pro Tag zufüttern, da man mit der Flasche häufig eine größere Trinkmenge erreicht könnte. Das habe ich einmal getan, doch dann trat offensichtlich eine Saugverwirrung ein (das Problem kannte ich bei meinem Sohn nicht, er hatte zwischen Schnuller und Stillen immer problemlos unterschieden). Zunächst verweigerte sie bei einer Mahlzeit die Brust und nach einigen Tagen trank sie dort fast gar nicht mehr. Ich bekam eine Brustentzündung mit hohem Fieber, war erschöpft und auch mein Sohn hat sehr unter der Situation und dem ganzen Stress gelitten. Ich habe dann noch versucht das Zufüttern einige Tage zu vermeiden, aber schließlich nach vielen Kämpfen und Tränen und Angst, dass sie weiter abnimmt, aufgegeben. Ich habe dann auf Anraten der Hebamme abgepumt und ihr fast ausschließlich Muttermilch (an manchen Tagen zusätzlich ein Pre-Fläschen) mit der Flasche gegeben. Auch damit war es nicht leicht, sie zu einer ausreichenden Trinkmenge zu bewegen, aber mit einigen Tricks ist es gelungen, dass sie wieder zunahm. Sie hat bis heute eine Trinkschwäche, viele Mahlzeiten sind sehr lange und anstrengend, aber sie nimmt zu und wog mit 16 Wochen 5650 g). Nach einer Woche Abpumpen haben wir es mit dem Stillen dann nochmals versucht. Bei einigen Mahlzeiten klappte es auch, bei anderen verweigerte sie wieder komplett. Zudem hatte ich wieder den Eindruck, dass sie an der Brust schnell ermüdete und zuwenig trank. Aus Angst um einen erneuten Gewichtsverlust und - ehrlich gesagt - um einen erneuten Stress für die ganze Familie zu vermeiden, habe ich dann endgültig aufgegeben. Bis zum Alter von 2 Wochen habe ich 2 Mahlzeiten pro Tag amgepumpte Milch und sonst Pre-Nahrung gefüttert. Dann wurde die Milch immer weniger und ich habe abgestillt. Dies ist mir extrem schwergefallen und das Ganze lässt mich bis heute nicht los. Wenn ich darüber nachdenke, werde ich furchtbar traurig. Ich bin zwar glücklich über ein gesundes, fröhliches Kind und weiss, dass das mit Abstand das Wichtigste ist, kann aber da Stillen innerlich so schwer "abhaken". Ich dachte mir, dass es vielleicht hilft, das Ganze von Ihnen einmal bewerten zu lassen. Hätte ich etwas anders machen können und falls ja, wie hätte ich mich verhalten sollen? Vielen Dank fürs Lesen! Viele Grüße Judith


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Judith, es gibt sicher immer Möglichkeiten, wie in einer Situation anders hätte gehandelt werden können, aber macht es wirklich Sinn, wenn Sie sich jetzt weiter mit „was wäre gewesen, wenn?“ quälen? Lassen Sie Ihre Trauer um diese Stillbeziehung zu, aber lassen Sie sich von dieser Trauer nicht beherrschen. Sie haben getan, was Sie für richtig gehalten haben und auf die Informationen der Menschen vertraut, die zu diesem Zeitpunkt mit Ihnen und Ihrem Kind gearbeitet haben und Ihr Kind ist gesund und fröhlich. Sie können die Uhr nicht mehr zurückdrehen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.