Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter, ich bin völlig verzweifelt. Unsere Tochter (*5.11.02) war zwar schon immer sehr schwierig für Beikost zu interessieren, aber es hat phasenweise richtig gut geklappt, sie zu füttern. Auch an der Brust war es bis zur Einführung von Beikost (mit vollendetem 7. Monat - vorher wollte sie nicht) oft sehr problematisch mit ihr (hat oft verweigert, rumgezappelt etc.), so dass ich oft genervt war und auch gerne abgestillt hätte. Nun wird sie bald ein Jahr und möchte am liebsten nur noch an die Brust! Sie isst zur Zeit fast nichts, wirft alles Angebotene auf den Boden. Es ist ein absoluter Machtkampf, den ich nie wollte, aber ich komme da nicht mehr raus und ich werde langsam echt aggressiv, weil ich mit 1 Jahr einfach nicht mehr voll stillen will!!! Wir waren bereits 2 Mal bei morgens und abens stillen angelangt und das wäre ja für mich auch noch o.k., aber so geht es nicht weiter, ich gehe langsam echt auf dem Zahnfleisch. Mein Mann meinte schon, wir sollten sie Zwangs-Abstillen, damit sie isst. Bereits das haben wir schon einmal vergeblich versucht, aber nach 2 Tagen hat sie immer noch nichts gegessen und ich habe das völlig ausgehungerte Kind dann gestillt, weil ich nervlich nicht mehr konnte. Geben Sie mir bitte einen Rat, nur: "Haben Sie Geduld, kann ich nicht mehr hören!" Die habe ich nicht mehr. Wer könnte uns helfen? Wir haben schon den Gedanken gefasst, zu einem Kinderpsychologen zu gehen, denn wir wissen nicht mehr weiter. Viele Grüße Kati
? Liebe Kati, auch wenn Sie das nicht hören mögen: Ich fürchte, dass Sie aber jetzt wirklich nur noch mit Geduld weiterkommen werden. Lesen Sie jetzt aber bitte trotzdem weiter. Die Situation scheint mir so eskaliert, dass Sie und Ihr Kind sich in einem Teufelskreis befinden, der nicht leicht zu durchbrechen sein wird und ohne Geduld wird da jetzt gar nichts mehr gehen. Druck erzeugt Gegendruck und in Ihrer Familie herrscht wirklich ein Kampf in dem das Kind sich keinen anderen Weg mehr weiß, als komplette Verweigerung. Es kann ja nicht sagen „Mama, ich fühle mich jetzt nicht bereit für das, was Du von mir willst. Bitte gib mir noch ein bisschen Zeit, dann finde ich mich mit der neuen Situation zurecht". Es erlebt nur, dass es zu etwas gezwungen werden soll, was es (noch) nicht leisten kann. Alles was es dem entgegensetzen kann ist eine totale Verweigerung. Das ist sicher ein Kampf, aber kein Machtkampf in dem Sinne, dass sich Ihr Kind gegen Ihren Willen durchsetzen will. Ihr Kind versucht verzweifelt nicht weiter zu etwas gezwungen zu werden, was ihm inzwischen schon bei der leisesten Andeutung Panik verursacht. Stellen Sie sich einmal vor, wie Sie sich fühlen würden, wenn Sie sich in einer solchen Ohnmachtsstellung befinden würden, wie Ihr Kind: Ihnen wird einerseits etwas aufgezwungen, was Sie zur Zeit nicht leisten können und andererseits wird Ihnen etwas Existentielles (und das Stillen ist für Ihr Kind existentiell) vorenthalten. Wenn Sie die Sache aus diesem Blickwinkel betrachten, verstehen Sie vielleicht, dass Druck und Zwang hier fehl am Platz sind und Ihre Situation nur immer weiter verschärfen werden. Versuchen Sie einmal wieder Ruhe in Ihren Familienalltag einkehren zu lassen. Legen Sie - so schwer es auch fällt - das Thema „Essen" zur Seite und lassen Sie sich die Situation erst einmal entspannen. Drängen Sie Ihr Kind nicht zum Essen und enthalten Sie ihr bitte auch nicht die Brust, sich selbst vor. Für Ihr Kind bedeutet der gewaltsame Entzug der Brust nicht nur, dass ihm Nahrung vorenthalten wird, sondern auch dass es Ihre Liebe und Zuwendung verliert. Sobald dann wieder mehr Ruhe eingekehrt ist, die Fronten nicht mehr so verhärtet sind und die erhitzten Gemüter abgekühlt, zeigen Sie Ihrem Kind, dass Essen etwas Sinnliches und Schönes ist. Lassen Sie sie mit an Ihrem Tisch sitzen. Geben Sie ihr die Gelegenheit etwas zu essen, wenn sie mag und wenn nicht, dann schaut sie eben nur zu. Laden Sie andere Kinder ein und lassen sie alle Kinder gemeinsam essen. Nutzen Sie den Nachahmungstrieb Ihres Kindes aus und seine (hoffentlich dann wieder erwachende) Neugier auf Neues und den Wunsch eines jeden Kindes alles selbst auszuprobieren und selbst zu machen. Probieren Sie aus - aber wirklich erst nachdem eine gewisse Entspannung eingetreten ist - ob Ihre Tochter mit einer anderen vertrauten, liebevollen Person gemeinsam essen mag ohne dass Sie oder Ihr Partner eingreifen. Geben Sie sich und Ihrem Kind diese Chance, ehe Sie tatsächlich langfristig in eine massive Essstörung bei der Kleinen hineinrutschen und scheuen Sie sich dabei wirklich nicht, Hilfe anzunehmen. Allerdings sollte die Person, die Ihnen Hilfe geben will, darum wissen, was Stillen bedeutet und dass es hier nicht nur darum geht ein Nahrungsmittel durch andere Nahrungsmittel zu ersetzen. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Hallo! Leider kann ich Dir auch nichts anderes sagen, als daß es absolut nichts bringt, das Essen zu einem Kampf ausarten zu lassen! Kennst Du das Buch "Mein Kind will nicht essen!", das es z.B. über den LLL-Shop gibt? Meine Tochter hat auch erst mit einem guten Jahr angefangen zu essen, vorher hat sie fast die ganze Zeit voll gestillt. Und immer, wenn sie danach wieder vermehrt gestillt hat, habe ich bald gemerkt, daß sie einen guten Grund dafür hatte. Da ich nicht in sie hineinschauen kann, habe ich mich darauf verlasen, daß sie selbst am besten weiß, was sie braucht, und bin damit sehr gut gefahren. Vielleicht habt ihr der beim Essen weh getan, als die nächsten Zähne kamen, mal wurde sie ein paar Tage später krank. Es gibt viel mehr Kinder, die sich so verhalten, als Du denkst, nur die wenigsten trauen sich zuzugeben, daß ihr Kind nicht nach Norm-Essensplan ißt. Aber wennn man sich seine Ernährung anschaut und sie mit dem bergleicht, was als die "ideale, gesunde Ernährung" empfohlen wird, werden die allermeisten zugeben, daß wir Erwachsenen uns auch nicht an Ernährungsrichtlinien halten. Warum sollten es dann die Kinder? Was erwartest Du von einem Kinderpsychologen? Daß er Dir Dein Kind so "repariert", daß es Deinene Vorstellungen entspricht? Das wird nicht klappen! Jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit, die wir so nehemen müssen, wie sie ist. Ich geben ja zu, es ist schon komisch: Da suchen wir uns unseren Partner sorgfältig aus, daß man die gleichen Interessen hat, sich gut versteht und harmoniert. Aber wenn ein Kind in die Familie kommt, hat es möglicherweise eine ganz andere Persönlichkeit und als Eltern muß man damit zurechtkommen, ob man will oder nicht. Man kann´s aber auch postiv sehen: Es kommt frischer Wind in die Familie. Zurück zum Essen: Könnte es sein, daß Dein Kind spürt, wie heftig Du versucht, das Stillen zu reduzieren,und sich deshalb umso mehr daran klammert? Stillen ist für die Kinder ja auch Zuneigung und Liebe, und manche Kinder reagieren mit vermehrtem Klammern, wenn die Mutter versucht, das Stillen zu reduzieren. Alles Gute Martina A.
Mitglied inaktiv
Hallo Martina, vielen Dank für deine Antwort - ich habe das Buch von Dr. Gonzales vor 4 Monaten bereits gelesen und es hat mir damals bereits sehr gut getan. Vielleicht sollte ich öfters nochmal reinschauen... Mir geht es nun auch schon wieder etwas besser; manchmal komme ich nur mit der Situation nicht klar und dann fehlt mir die Geduld. Ich werde mich aber weiterhin bemühen, diese wieder aufzubringen, denn ich weiß, dass alles andere nichts bringt. Vielen Dank nochmal für deinen Rat. Gruß Kati
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