Mitglied inaktiv
Liebe Frau Welter Im Archiv konnte ich einiges interessantes nachlesen bzgl. dem Risiko von SIDS und Familienbett. Die Aussagen bei "Schlafumgebung.de" hatten mich sehr verunsichert. Doch ich werde unsere Kleine mit all den nötigen Sicherheitsvorkehrungen doch weiter bei uns schlafen lassen. Wir geniessen den Körperkontakt sehr. Eine Frage habe ich jedoch noch: die Rückatmung des Babys soll ja auch gefährlich sein - daher wird das Familienbett auch abgeraten. Zur Rückatmung der eigenen Atemluft kommt es aber doch nur wenn Jona ganz nahe an meinem Körper liegt, oder? Ein Abstand von einem halben Meter sollte doch bereits genügen, dass sie frische Luft bekommt!? Im Weiteren liege ich höher als sie, sie atmet also ganz sicher nicht meine verbrauchte Luft ein. Danke Ihnen herzlichst für die Antwort Grüsse aus der Schweiz Liv
? Liebe Liv, die von Ihnen genannte Seite wird nicht nur von Stillberaterinnen sehr kritisch betrachtet. Leider verunsichern die dort verbreiteten Informationen eine ganze Reihe von Eltern und zudem werden dort auch noch längst widerlegte Behauptungen als „wissenschaftlich gesichert" dargestellt. Außerdem sind die dort gemachten Angaben zum Teil kontraproduktiv für eine gelungene Stillbeziehung. Der Berufsverband der deutschen Laktationsberaterinnen BDL hat sich sehr kritisch mit der Broschüre „Die optimale Schlafumgebung", die im wesentlichen die gleichen Inhalte wie die Web-Seite hat auseinander gesetzt und bemängelt vor allem die folgenden Punkte: „- Die Broschüre wird zusammen mit NUK-Saugern auf den Wochenstationen verteilt, dies widerspricht dem WHO-Kodex. - Das Foto mit der Überschrift „Die optimale Schlafumgebung" zeigt ein Kinderbett mit Reizüberflutung. - Es wird empfohlen, allen Säuglingen einen Schnuller zugeben. Es wird behauptet, dass dieser zu weniger Gebissanomalien führen würde. Das ist eine Behauptung, die schon längst widerlegt wurde. - Es wird den Eltern dringend abgeraten, die Kinder mit zu sich ins Bett zu nehmen. Wenn aber oben genannte Ratschläge befolgt werden, ist nichts dagegen zu sagen. - Es wird der Mutter abgeraten, nach dem sechsten Lebensmonat ihr Kind nachts noch zu stillen. Stillen ist jedoch eine individuelle Beziehung. Es wird dabei auch vergessen, dass mit sechs Monaten nur sehr wenige Kinder durchschlafen. - Die Broschüre ist viel zu lang und unübersichtlich gestaltet, sodass sie kaum gelesen wird." Den vollständigen Text des BDLs zum Thema SIDS-Prävention können Sie unter www.bdl-stillen.de im Unterpunkt Aktuelles nachlesen. Übrigens ist es so, dass das Kohlendioxid in der Ausatemluft dem Kind einen Impuls zum Atmen geben kann. Die Ausatemluft des Erwachsenen ist nur dann ein Problem für das im Elternbett schlafende Kind, wenn die Eltern oder ein Elternteil raucht! Ich gebe Ihnen hier auch noch die von LLL-International zu diesem Thema herausgegebene Presseerklärung wieder: „Studien haben ergeben, dass das gemeinsame Schlafen mit dem gestillten Baby die Bindung fördert, das Schlafmuster von Mutter und Baby aneinander anpasst, der Mutter hilft besser auf die Bedürfnisse des Babys reagieren zu können und sowohl der Mutter als auch dem Baby hilft, zu der von beiden benötigten Ruhe zu kommen. Das gemeinsame Schlafen unterstützt die Mutter beim Stillen nach Bedarf, ein wichtiger Aspekt, um die Milchmenge der Mutter aufrechtzuerhalten. Dr. James McKenna, Professor für Anthropologie an der Universität von Notre Dame, Mitglied des Medizinischen Beirates der LLL-International und Experte zum Thema „Gemeinsames Schlafen" ist überzeugt, dass es gefährlicher ist, ein Baby alleine in einem Kinderbett oder einer Wiege schlafen zu lassen, als in einer sicheren Umgebung mit ihm gemeinsam zu schlafen. Er sagt: „Wir stimmen mit den Autoren und anderen überein, dass es notwendig ist, Vorsorge zu treffen, um schreckliche Unfälle so weit wie möglich zu verhindern. Trotzdem ist die Notwendigkeit solcher Vorsorgemaßnahmen ebenso wenig ein Argument gegen das gemeinsame Schlafen in einem Bett generell, wie die Tatsache, dass Babys sich durch unglückliche Umstände strangulieren oder ersticken oder am Plötzlichen Kindstod sterben während sie alleine im Bett liegen ein Grund ist, immer Einwände dagegen zu erheben, dass Babys alleine und unbeaufsichtigt schlafen. Es gibt bestimmte Dinge bei Betten von Erwachsenen, die Gefahren für das Baby mit sich bringen und es ist wichtig, darauf zu achten. Aber dass diese Gefahren bestehen, bedeutet weder, dass sie nicht beseitigt werden können, noch, dass das gemeinsame Schlafen generell gefährlich ist." Außerdem betrachtet Dr. McKenna die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Studie als unangemessen, da die Autoren ihre Schlüsse mehr aus unvollständigen und anekdotenhaften Berichten als aufgrund von harten, wissenschaftlich nachvollziehbaren Daten gezogen haben. Dr. McKenna glaubt, dass das gemeinsame Schlafen für die Familie mit einem gestillten Kind eine positive Erfahrung sein kann und nicht als gefährlich angesehen werden sollte, wenn die Eltern sich an die folgenden Sicherheitsrichtlinien halten: • Eltern sollten nicht mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, wenn sie rauchen oder Alkohol oder Drogen konsumiert haben. • Das Bettzeug sollte zur Größe der Matratze passen. • Die Matratze sollte genau in das Bett passen (keine Lücken zwischen Matratze und Bettgestell). • Das Gesicht des Babys darf nicht durch lose Kissen oder Decken verdeckt werden. • Es darf kein Spalt zwischen dem Bett und der angrenzenden Wand sein, so dass das Baby hinunterrollen und eingeklemmt werden könnte. • Das Baby sollte nicht auf dem Bauch liegen." Auch von Penelope Leach (Kinderärztin und Autorin) gibt es einen interessanten Artikel zu der sehr unwissenschaftlichen Veröffentlichung einer amerikanischen Verbraucherschutzorganisation, die vor dem gemeinsamen Schlafen von Eltern und Kinder warnt. Penelope Leach erklärt, wie die Autoren der Studie zu ihren Ergebnissen gekommen sind: sie haben aufgrund von Totenscheinen, Polizei- und Zeitungsberichten zusammengezählt wie viele Kinder unter zwei Jahren in der Zeit von 1990 bis 1997 in den USA gestoben sind während sie im Bett der Eltern geschlafen haben (515 Kinder). Sie haben aber keine Untersuchung über die Todesursache oder die näheren Umstände des Todes durchgeführt. Sie haben nicht nachgefragt, ob die Eltern zum Beispiel unter Drogen standen oder betrunken waren. (Kinder die unglücklicherweise zwischen Wand und Bett eingeklemmt wurden und so zu Tode kamen, sind in diesen Zahlen ebenfalls enthalten) Studien aus Neuseeland belegen, dass es keinen Zusammenhang für eine erhöhte Rate von Fällen plötzlichen Kindstodes und dem gemeinsamen Schlafen mit den Eltern gibt. Selbst in der Zeitschrift ELTERN (Ausgabe 09/2000) wurde jetzt ein Artikel veröffentlicht, in dem Entwarnung gegeben wird (Sie können den kompletten Artikel unter dem Titel „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Autor Joachim Bensel, Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen, Kandern in dem angegeben Heft nachlesen): „Kann unser Baby im Elternbett erdrückt werden? Obwohl eine amerikanische Verbraucherorganisation in einer (unter Experten umstrittenen) Studie Anfang 1999 einige Fälle von Säuglingstod durch Schlafen im Elternbett ausgemacht zu haben glaubte, kann man Entwarnung geben: Wenn die Eltern nicht durch Schlafmittel, Drogen oder Alkohol in ihrem normalen Schlafverhalten gestört sind, werden sie ihr Kind nicht unter sich ersticken. Zur eigenen Beruhigung und um andere Gefahrenquellen im Bett auszuschließen können Sie einige Vorsichtsmaßnahmen treffen" Daran schließen sich fast identisch die Empfehlungen, die bereits in der Presseerklärung La Leche League International erwähnt werden an. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es keine korrekt durchgeführte Studie, die tatsächlich gegen das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kindern spricht. Ich hoffe, der lange Text hat Sie jetzt nicht erschlagen und empfehle Ihnen wirklich einen Besuch auf der Seite des BDL. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter Nein, der Text hat mich nicht erschlagen;-). Im Gegenteil, ich bin sehr erfreut zu lesen, dass meine Intuition, mein Muttergefühl oder wie auch immer man es nennen möchte richtig war - nämlich: wann immer möglich mit Jona Körperkontakt zu haben, vorallem jedoch nachts! Danke Ihnen herzlich für die Mühe und die schnelle Antwort - sehr lieb von Ihnen! Ganz liebe Grüsse Liv
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