Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Einschlafprobleme

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Einschlafprobleme

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Liebe Kristina, das mit dem Stillen klappt jetzt deutlich besser. ;-) Allerdings lässt sich meine Kleine wohl gerade wieder was neues einfallen. Wenn sie sehr müde ist, beginnt sie wie verrückt an Fingern (vorzugsweise Daumen) zu "schnullern" und wird ziemlich unruhig. Sie weint dann auch und dreht sich hin und her und versucht ihre Fingerchen in den Mund zu stecken. Wenn das geklappt hat, saugt sie ziemlich laut dran. Ich hab sie dann auch schon mal wieder angelegt (obwohl sie erst gestillt wurde), aber Hunger hat sie keinen. Wenn ich ihr einen Schnuller gebe, schläft sie innerhalb von 1-2 Minuten ein und ein paar Minuten später kommt der Schnulli dann auch wieder raus. Ich will ihr den Schnulli nicht angewöhnen, deshalb gebe ich ihn wirklich ungern, aber weinen will ich sie auch nicht lassen. Ist das normal? Hat sie einfach ein so großes Saugbedürfnis??? Vielen Dank schon mal im Voraus. Liebe Grüße Michaela mit Lucia (die gerade schläft)


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Liebe Michaela, ja, das ist VÖLLIG normal :-). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Es gibt die Situation, dass ein Baby am Abend so aufgedreht ist oder so viel erlebt hat, dass es die Erlebnisse des Tages am Abend durch Unruhe und eventuell auch Weinen verarbeitet. Dann ist es wichtig, dass es dabei nicht allein ist, sondern das sichere Gefühl hat "Meine Mama ist für mich da". Dieses Gefühl hat das Kind aber nicht, wenn es allein in seinem Bett liegt und die Mutter alle paar Minuten kommt, sondern nur, wenn es den unmittelbaren und anhaltenden Körperkontakt mit der Mutter hat. Es ist vollkommen normal, dass ein Baby oder Kleinkind NICHT alleine (ein)schläft. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wenn ein Kind so weit ist, dass es alleine Ein(Schlafen) kann, dann wird es dies von sich aus tun. Niemand käme auf die Idee, ein Kind mit sechs Wochen immer wieder hinzustellen, damit es schneller laufen lernt, denn jeder weiß, dass dies nicht sinnvoll ist. Das heißt jedoch keineswegs, dass ein Baby oder Kleinkind immer ausschließlich durch Stillen zum Schlaf finden kann, keine Bange. Vielleicht besuchst Du einmal eine Stillgruppe. Dort wirst Du sehen, dass sich Dein Baby keineswegs anders verhält, als die Mehrzahl aller Babys in seinem Alter. Der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann ungeheuer hilfreich sein. Herzlichen gruß Kristina


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