Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafprobleme

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einschlafprobleme

Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn ist 2 Monate alt und er hat zur Zeit Schwierigkeiten beim Einschlafen. Er schläft tagsüber fast gar nicht und wenn überhaupt nur an der Brust. Aber sobald ich ihn ins Bett lege ist er hellwach und beginnt an zu Schreien. Also lege ich ihn wieder an (stille voll)und er nuckelt sich in den Schlaf, dann warte ich ca. ne viertel Stunde und lege ihn wieder hin aber er wacht jedesmal auf. Wenn wir mit ihm Auto fahren klappt das einschlafen prima bzw. ihn in den Kinderwagen legen und stundenlang draußen rumlaufen, dann schläft er 2-3 Stunden. Das Schlafen in der Nacht verläuft ähnlich problematisch. Ich stille ihn, er schläft an der Brust ein, ich bringe ihn ins Bett und er wacht auf. So geht das, bis ich dann ins Bett gehe. Dann nehme ich ihn mit ins Bett und dort schläft er beim Nuckeln an der Brust ein und schläft 2-3 Stunden. Nun meine Fragen. Wie bekomme ich ihn dazu am Tag zu schlafen? Wie gewöhne ich ihn an sein Bettchen (da das Körbchen zu klein für ihn ist) und allein zu schlafen?


Biggi Welter

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? Liebe Karola, Ihr Kind hat nicht wirklich Probleme beim Einschlafen, es ist vielmehr so, dass die Vorstellung von dem, wie sich ein Baby verhält und die Realität bei Ihnen etwas auseinanderklaffen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys „begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch „nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Sehr viele schlafende Babys reagieren zudem ungemein ungehalten auf Lageveränderungen und schrecken auf, wenn sie vom Arm ins Bett gelegt werden. Eine jede Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Möglicherweise wird das Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen, denn selbst ein vorgewärmtes Bett hat eine andere Temperatur als Mamas (oder Papas) Körper. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein Baby weint, wenn es abgelegt wird. Ein Tragetuch kann da wie ein Zaubermittel wirken. Ihr Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Karola! Mein Baby ist bald 3 monate alt und anfangs hatten wir auch die gleiche Schlafsituation. Dann haben wir ein paar Massnahmen ergriefen, um dies zu ändern. Heute schläft es nachts bis 6-9 Std. am Stück, tagsüber 2-3 Schläfchen, eins davon im KiWagen. Ansonsten im KiBett. Ich habe folgendes bedacht: 1.Kinder schlafen erst nach 30 min tief, d.h. man sollte sie erst 30 min schlafen lassen, bevor man sie ins Bett legt. 2. Kinder wollen dort aufwachen, wo sie auch eingeschlafen sind - in Ihrem Fall eben an der Brust, was für sie, nehme ich an, unakzeptbel ist. Also, erst stillen, dann abwarten, bis das Baby müde wirkt (gähnen, kleine Augen usw.) und dann ins Bettchen legen und dort einschlafen lassen. Dabei blieb ich im Zimmer und las oder löste Rätsel etc, vermied aber Augenkontakt. Irgendwann schlief das Baby dann ein 3. Ich nahm das baby nachts mit ins Bett. Es ist zwar nicht perfekt, ermöglicht aber relativ ruhige Nächte. Heute nacht schlief das baby problemlos im eigenen Bett, weil es jetzt schräg schlafen muss (Reflux), und quasi gezwungen wird, aus dem Elternbett auszuziehen. Und oh wunder, es ging einfach problemlos und ich hatte mehr Platz (:-)) Ich hoffe, es hilft, und wünsche Euch viel Erfolg!


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