Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

durchfall bei 5 wochen altem baby

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: durchfall bei 5 wochen altem baby

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Hallo! Meine kleine ist 5 wochen alt und hat nun schon den vierten tag durchfall. ich war auch schon dreimal beim kinderarzt. da sie sonst einen recht gesunden eindruck macht (keine austrocknungsanzeichen, gute haut, feuchte schleimhäute, keine hohe gewichtsabnahme), meinte er wir sollen zuwarten. wichtig sei, dass sie viel trinkt. sie ist auch dauernd durstig und bekommt dann immer die brust. tee oder wasser verschmäht sie. obwohl der arzt mich beruhigt hat, mache ich mir sorgen. kann dieser zustand nicht ihre entwicklung stören? in dem alter ist doch auch ein wachstumsschub, oder? wegen des streiks hier in berlin habe ich auch erst am donnerstag wieder einen termin beim ka. seit gestern ist die kleine auch ziemlich nervös, hellwach, aber totmüde kann sie den schlaf nicht finden. sie weint auch mehr als sonst und lässt sich meist nur durch die brust beruhigen. was meinst du zur der situation? mache ich mir übertriebene sorgen? mir gehtes nicht wirklich gut, einerseits wegen der sorgen, andererseits schwächt mich das viele stillen auch körperlich etwas. (die durchfälle kommen so ca. alle 2-3stunden und sind teils schleimig, teils wässrig.) lieben gruß, julia


Biggi Welter

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Liebe Julia, keine Angst, auch bei einer Magen Darminfektion ist Stillen für dein Kind weiterhin die optimale Form es zu ernähren. Muttermilch ist die beste Heilnahrung, die es gibt und gleichzeitig bekommt dein Kind Antikörper, die ihm helfen schneller gesund zu werden. Nun noch ein bisschen Wissenschaft, ich zitiere dir aus dem "Breastfeeding Answer Book", 1997: "Von seltenen Ausnahmen abgesehen, ist es für ein Baby mit Durchfall von Vorteil, wenn es weiter gestillt wird. Normalerweise sind bei einem gestillten Baby mit leichtem Durchfall keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Möchte ein Baby etwas trinken, so gilt wie üblich, dass es Muttermilch erhalten sollte (Ruuska, 1992). Da Muttermilch so schnell verdaut wird, nimmt selbst ein Baby, das sich erbricht und unter Durchfall leidet, etwas von der Flüssigkeit und den in der Milch enthaltenen Nährstoffen auf (Riordan und Auerbach, S. 487). Nur bei Säuglingen, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden, kann es manchmal von Vorteil sein, bei Durchfallerkrankungen die Milch (vorübergehend) wegzulassen (Brown, 1991). Bei mäßigem bis schwerem Durchfall hält der Arzt es vielleicht für notwendig, dem Baby zusätzlich zum Stillen eine oral zu verabreichende Elektrolytlösung zu geben (z. B. Oralpädon). Bei einem gestillten Baby ist dies aber selten erforderlich. Ist der Flüssigkeitsverlust des Babys so groß, dass es ernsthaft dehydriert ist, kann es sein, dass der Arzt Flüssigkeit intravenös zuführen muss. Auch unter diesen Umständen kann weiterhin gestillt werden." So lange dein Baby an der Brust trinkt, soll es das auch tun (dürfen) und zwar ohne Einschränkung. Eventuell ist zusätzlich eine orale Rehydrationslösung (Elektrolytlösung) erforderlich, das muss aber der Kinderarzt entscheiden. Bei Verdacht auf eine Austrocknung solltet ihr euch sofort an einen Arzt wenden. Wichtig ist deshalb, dass ihr auf die folgenden Punkte achtet, um rechtzeitig gegenzusteuern. o Teilnahmslosigkeit und Verschlafen der Fütterungszeiten, o Schläfrigkeit, o kraftloses Schreien, o Elastizitätsverlust der Haut (stehende Hautfalten), o Mundtrockenheit, Trockenheit der Augen, o weniger Tränen als normalerweise, o sehr geringe Urinausscheidung (weniger als zwei nasse Windeln innerhalb von 24 Stunden), o eingesunkene oder eingedrückte Fontanelle (die weiche Stelle am Kopf des Babys und Kleinkind), o Fieber. Die beste Art, einer Dehydrierung vorzubeugen, besteht darin, sicherzustellen, dass das Baby viel Flüssigkeit erhält. Bei einem kranken Stillkind geht das am besten durch häufiges Anlegen. Mach dir auch keine Sorgen, dein Körper ist nicht vom Stillen geschwächt, wohl eher durch die Sorgen. Dieser Gedanke liegt zwar bei einer stillenden Frau oft nahe, wird ihr doch von der Gesellschaft ohnehin meist eingeredet, dass das Stillen und vor allem das längere Stillen, eine Frau auslaugt. Doch in Wirklichkeit ist es nicht das Stillen, das die Frau erschöpft, es ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Du einen der härtesten Berufe der Welt gewählt hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden ob, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi


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