Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Die überschätzte Muttermilch

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Die überschätzte Muttermilch

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Liebe Biggi, vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort! Habe gerade eben auf der Focus homepage den Artikel gelesen: Die überschätzte Muttermilch. (http://www.focus.de/gesundheit/baby/news/allergien_aid_133244.html) Darin wird erklärt, dass die Stillerei keineswegs vor Allergien schützt u. auch sonst keine großen Vorteile mit sich bringt. Dies soll eine neue Studie hervorgebracht haben. Man weiß echt nicht mehr, was stimmt u. was nicht. Ich folge meinem Gefühl u. das sagt mir, dass das STillen mir u. meiner 13monatigen Tochter gut tut!


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Liebe Sonya35, zu dieser Studie hat eine Kollegin eine Stellungnahme geschrieben, die ich dir jetzt einfach mal anhänge. LLLiebe Grüße Biggi Stellungnahme zu M.S. Kramer et al.: Effect of prolonged and exclusive breastfeeding on risk of allergy and asthma: cluster randomised trial. British Medical Journal 17 September 2007 Die "ursprüngliche" Belarus-Studie (Michael S. Kramer et al: Promotion of breastfeeding intervention trial (Probit) JAMA 24 /31, 2001 Vol 285 /4 413 -420) untersuchte in der Zeit zwischen Juni 1996 und Dezember 1997 31 Kliniken in Belarus mit 17046 Kindern deren Geburtsgewicht über 2500g lag. Dabei wurden in 16 Kliniken die Richtlinien der Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus (BFHI)" umgesetzt, in15 Kliniken wurde weiter so gearbeitet, bis es bislang üblich war. Ziel war es, festzustellen, ob eine Stillförderung gemäß BFHI zu besseren Stillraten und längeren Stillzeiten führt. Die 2001 veröffentlichten Ergebnisse von Kramer und Kollegen ergab, dann dass in den Kliniken, die "babyfreundlich" waren, mehr und länger gestillt wurde und dass die Kinder aus dem Studienkollektiv seltener an gastrointestinalen Erkrankungen sowie atopischen Ekzemen erkrankten und die SIDS-Rate niedriger war. Die aktuelle Veröffentlichung beruht auf dem Studiendesign dieser ursprünglichen Studie. Es gab schon immer Studien, die zu unterschiedlichen Ergebnissen in Hinblick auf die protektive Wirkung des Stillens hinsichtlich Allergien und atopischen Erkrankungen gekommen sind. Insgesamt ist es immer kritisch zu sehen, wenn aufgrund einer Studie eine abschließende Entscheidung gefällt werden soll. Schauen wir uns nun konkret die Studie von Kramer et al. an (in der sich auch die Autoren hinsichtlich Ursache und Wirkung nicht wirklich festlegen wollen), dann kann man nur sagen, dass das Studiendesign keinesfalls den Schluss zulässt, dass diese Studie ein solches Gewicht hat, bisherige Empfehlungen zum Stillen zu verändern. Die WHO und auch die nationale Stillkommission empfehlen, 6 Monate voll zu stillen. Eine der Begründungen dafür ist, dass erst dann der Körper des Säuglings Fremdeiweiße ausreichend verarbeiten kann. Aufgrund dieser Überlegungen ist somit anzunehmen, dass je länger ausschließlich gestillt wird, umso größer der Unterschied zwischen gestillten und nicht-gestillten Säuglingen bezüglich Asthma und Allergien sein sollte. In der vorliegenden Studie wurden in der experimentellen Gruppe mit Stillbegleitung nicht einmal 45 % der Kinder länger als 3 Monate ausschließlich gestillt, in der Kontrollgruppe nur 6% der Kinder. Gerade in Hinsicht auf Allergie- und Asthmarisiko wäre es außerdem wichtig zu wissen, wie viele der Kinder in den ersten Lebenstagen Wasser oder andere Flüssigkeiten bekommen haben, obwohl sie später als "voll gestillt" galten, eine Praxis, wie sie noch in sehr vielen Kliniken üblich ist. Die Studie gibt darüber keine Auskunft. Klar wird aus dieser Studie, dass auch eine noch so gute Stillbegleitung das Asthma- und Allergierisiko nicht senkt, wenn nicht auf Rahmenbedingungen geachtet wird (z.B. kein Zufüttern in den ersten Lebenstagen, 6 Monate ausschließlich stillen). Es stellt sich daher die Frage: Was wäre, wenn auf diese Rahmenbedingungen geachtet würde? Wir wissen es nicht. Allergieschutz ist nur einer der Gründe, warum junge Mütter stillen möchten, der vor allem dann zum Tragen kommt, wenn in der Familie ein höheres Asthma- oder Allergierisiko vorliegt. Bei den meisten Müttern basiert die Entscheidung für das Stillen auf einer Mischung von verschiedenen Gründen. Dazu gehören gesundheitliche Überlegungen, praktische Erwägungen und nicht zuletzt emotionale Faktoren. Die präventive Wirkung des Stillens in Hinblick auf Asthma und Allergien ist aber ohnehin nicht der einzige Grund, Mütter zum Stillen zu ermutigen und nach meiner Erfahrung auch für die Eltern in der Regel auch nicht der wichtigste Grund. Selbst wenn das Stillen für die Allergieprävention keine ausschlaggebende Rolle spielen sollte - was bislang jedoch noch nicht bewiesen wurde -, so gibt es eine Vielzahl von anderen gut belegten Gründen die für das Stillen sprechen: Schutzwirkung gegenüber Magen-Darm-Infekten, Mittelohrentzündung, Bronchitis, langfristiger Schutz vor Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 (Bernardo Horta, Rajiv Bahl, José Martines, Cesar Victora: Evidence on the Long-Term Effects of Breastfeeding: Systematic Reviews and Meta-Analysis, World Health Organization. February 2007; http://www.who.int/child-adolescent-health/New_Publications/NUTRITION/ISBN_92_4_159523_0.pdf) und einer Vielzahl von anderen akuten und chronischen Erkrankungen für das Kind, sowie Schutz gegen Brustkrebs, Eierstockkrebs und Osteoporose für die Mutter. Und was für viele Mütter das Wichtigste ist: Durch das Stillen empfinden sie Nähe zu ihrem Kind und bauen eine besondere Bindung auf, die weit über das Babyalter hinausreicht. Denise Both, IBCLC LLL-Stillberaterin Leiterin der Kontaktstelle zum Medizinischen Beirat LLLD


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liebe sonya! fakt ist ,dass mumi die natürlichste und beste nahrung fürs baby ist- daran ändert keine studie etwas :). viele grüße iris


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Die Antwort eines Users unter dem Artikel sagt doch schon alles. "Kauft Kuhmilch der Absatz stagniert" Vertraue auf dein Gefühl und schau dein Kind an, dann weißt du was richtig ist... Schönen Abend noch


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mich nerven solche diskussionen schon langsam, ich meine, nicht dein posting an sich, sondern solche leicht als unsinn und gelenkt durchschaubare studien. es nervt schon so, sich immer rechtfertigen zu müssen, weil diese fläschchen industrie alle register zieht. ist doch sinnlos dieser kampf. stellt ja auch niemand in frage, dass der mensch mit der lunge atmet anstelle eines beamtmungsgerätes, also was soll das? die frau hat den busen, um ihr kind zu stillen...und wozu braucht es da studien? wenn eine frau schanger wird, fragt sie sich doch auch (noch) nicht, ob sie es in ihrer natürlichen gebärmutter austrägt? stillen soll einfach selbstverständnlich sein...aber nicht nur, auch das eingehen auf die bedürfnisse des säuglings...aber wir sind schon so degeneriert, dass junge mamis mehr geld für den ausbau eines rosa oder hellblauen kinderzimmers ausgeben als zeit für ihr baby...(überspitzt gesprochen, nicht missverstehen). gruesse an alle


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Hast du auch gelesen, woher dieser tolle Beitrag kommt. Aus England!! Und was wissen wir über die Engländer?? Sie heban eh eine zwiespältige Ansicht über gesunde Ernährung. Melden ihre Kinder von den Schulen ab, in denen gesundes Essen gibt und kein ungesundes Einheits-Fast-Food!!! Da fragt man sich doch allen ernstes, wieso soll ein gestilltes Kind, wenn es ab Kleinkindalter nur mit ungesundem Essen gefüttert wird, keine Allergien entwickeln?? Ds gibt übrigens auch für Weißrussland!! Sorry, aber diese Studie ist doch mehr als unglaubwürdig!!


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Liebe Biggi Welter Ich bedanke mich für diese kompetente Antwort und überhaupt für Ihren Einsatz hier!!! Edith


Ina0000

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Meine drei Geschwister (älteste Person 43 Jahre), ich sowie meine beiden Kindern wurden auch nie gestillt. Wir sind alle kerngesund, haben keine Allergien, sind schlank und haben keinen Karies. Hätte es sich nicht im Gespräch mal ergeben, hätte ich nie die Frage beantworten können, ob ich mal gestillt wurde. Allergien hängen von ganz anderen Faktoren ab. Dazu zählt die Umwelt, die genetischen Komponenten das Essen. Es wird Zeit, dass Frauen kein schlechtes Gewissen bzgl. des Stillens mehr eingeredet wird. Viel wichtiger ist die Ernährung, die viel zu wenig thematisiert wird. Stillen ist von kurzer Dauer. Ernährung bleibt ein Leben lang.


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