Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brustsoor

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Brustsoor

misssilence

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Liebe Biggi, meine Tochter ist 11 Monate alt und wird noch sehr häufig gestillt. Seit Ende April schlage ich mich nun schon mit Brustsoor herum. Anfangs war die ganze Brust befallen, jetzt nur noch die Brustwarzen. Ich behandelt seit Anfang an mit Clotrimazol und meine Tochter habe ich einige Wochen mit Miconazol behandelt. Bei ihr habe ich aber irgendwann die Behandlung abgebrochen, da es nicht brachte und ich das Gel nur mit Gewalt anwenden konnte - das brachte ich, ohne dass eine Besserung eintrat, nicht mehr übers Herz. Ich befolge sonst schon alle deine Ratschläge. Bei meiner Frauenärztin war ich bereits. Diese meinte einfach, noch weiter schmieren...aber es wird einfach nicht besser! Zumal meine Brustwarzen von der Creme total rissig, trocken und gereizt sind, zusätzlich zum Soor. Also Creme ich mittlerweile mehr mit lanolin und nutze wieder multi Mam Kompressen, denn ich habe immer wieder tiefe Risse, durch die das Stillen einfach nur furchtbar schmerzhaft ist. Ich leide außerdem unter einer postpartalen Depression, die aber behandelt wird. Beides wurde gleichzeitig diagnostiziert, sodass meine Frauenärztin davon ausgeht, dass der Stress den Soor begünstigt...der Soor belastet mich aber enorm, sodass der auch nicht zu meiner Entlastung beiträgt. Ein Teufelskreis? Ich weiß einfach nicht weiter. Meine Brustwarzen jucken und brennen, sind blutig und offen. Meine Tochter braucht die Brust aber noch so sehr. Sie isst sich noch nicht mit Beikost satt, einen Schnuller verweigert sie von Anfang an und nuckelt manchmal die halbe Nacht (5-20x nächtliches stillen sind normal). Da sie ein sehr sensibles und schwieriges Kind ist, kann und will ich nicht vollständig abstillen. Hast du noch einen Rat für mich? Sollte ich evtl eine andere Salbe versuchen? Kann ich das Lanolin überhaupt nutzen? Vielen Dank für deine Hilfe. Misssilence


Biggi Welter

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Liebe Misssilence, Soor ist eine ungeheuer hartnäckige Sache und muss mit ebenso ungeheurer Konsequenz mit dem richtigen Mittel und lange genug behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur die Mutter, sondern auch das Baby behandelt wird, auch wenn das Baby, was allerdings nur sehr selten der Fall ist, symptomfrei erscheint. Wird nur die Mutter behandelt und das Kind nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer wieder an (Ping Pong Effekt). Da Pilzinfektionen so seeeeehr hartnäckig sind, ist neben der Behandlung absolute Hygiene unabdinglich ist absolute Hygiene wichtig und Du musst auch noch weiter behandeln, wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, nachdem die Symptome bereits verschwunden sind und schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird. Hat Dein Arzt evtl. eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen? Candida albicans, der Erreger des Soors liebt Zucker und deshalb wird bei Soorbefall empfohlen auf Zucker weitgehend zu verzichten. Muttermilch enthält Laktose, das ist ebenfalls ein Zucker und Candidapilze leben ganz gut davon. Deshalb sollte bei einer Soorinfektion die Milch nach dem Stillen nicht auf den Brustwarzen eintrocknen, sondern mit klarem Wasser abgewaschen werden, um dem Soor die Lebensgrundlage zu entziehen. Hier noch einige generelle Hinweise zum Thema Soor: Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder am Mundwinkel des Babys gezogen wird. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich zwanzig Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Auf der Webseite von LLL findest du ein Infoblatt zum Thema Soorinfektion in der Stillzeit http://lalecheliga.de/downloads Dort ist das geballte LLL-Wissen zu diesem Übel zusammengefasst! Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du bald symptomfrei bist! Liebe Grüße Biggi


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