Mitglied inaktiv
Hallo, meine Tochter ist 7 Monate alt und wird gestillt. Ich versuche seit ca. 6 Wochen die Mittagsmahlzeit durch selbstgekochtem Gemüsebrei zu ersetzen. Klappte anfangs auch ganz gut, dann kam der Streik. Bis auf 2-3 Löffel kriege ich nichts mehr in sie rein, sie spielt dann nur noch mit dem Essen oder macht den Mund gar nicht mehr auf. Sie sitzt mit uns am Tisch und wir essen auch, wenn sie essen soll. Ich habe das Gemüse mehrmals variiert - Zucchini, Karotte, Kartoffel, Rote Beete, Kartoffel...Ich habe auch schon Pausen eingelegt und es immer wieder von neuem versucht, hat aber nichts gebracht. Wenn ihr Papa sie füttert benimmt sie sich genauso. Sie wiegt 9,5 kg und ist gesund und munter und der 1. Zahn ist auch durch. Aus Frust habe ich auch schon Fertiggläschen versucht und ihr versch. Gemüsearten angeboten, auch mit Kartoffel, alles vergeblich. Sie bekommt dann auch keine Brust als Ersatz, das scheint ihr aber nichts auzumachen. Schmeckt es ihr nicht? Soll ich vlt. zuerst mit Abendbrei beginnen? Ist sie noch nicht beikostreif? An unserem Essen scheint sie aber sehr interessiert zu sein. Kann ich ihr dieses püriert u. ungewürzt denn schon geben? Ich würde gerne anfangen abzustillen, denn ich werde bald wieder berufstätig sein. Langsam verzweifle ich wirklich, ich weiß nicht, was ich ihr sonst noch anbieten könnte. Vielleicht verhalte ich mich auch irgendwie falsch? Oder weiß sie noch nicht, dass sie von Brei auch satt wird? Fragen über Fragen.... Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort!!! Hoffnungsvolle Grüße Karina S.
Liebe Karina S., sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Sie es beschreiben kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichen Sie genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Vermeiden Sie es weiterhin, Ihr Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lassen Sie das Thema ganz sein. Stillen Sie Ihr Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lassen Sie es ruhig selbst fingergerechte Nahrung essen, wie es dies ja evtl. tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sie können auch einfach etwas von eurem Essen abzweigen. Sie können für die ganze Familie Kartoffeln kochen und ehe Sie sie salzen oder sonst wie würzen, nehmen Sie eine Kartoffel weg und drücken sie mit ein wenig Wasser oder abgepumpter Muttermilch zu Brei. Das mögen die meisten Babys gerne und bedeutet keinen Extra Aufwand. Eventuell geben Sie Ihrem Kind auch einfach ein Stück gekochte Kartoffel zum Selberessen in die Hand. Babys sind auch in Hinblick auf das Essen gesellige Wesen und auch ihnen schmeckt es in Gesellschaft besser. Es ist sogar so, dass spezielles Essen für das Baby oft ein Fehlschlag ist, da das Baby über die Muttermilch an den Geschmack der Nahrung gewöhnt ist, die die Mutter isst. Da Menschen Gewohnheitstiere sind, bevorzugt ein Baby eine bekannte Geschmacksrichtung. Allerdings sollte immer nur ein neues Nahrungsmittel auf einmal eingeführt werden (also nur Kartoffel, nur Banane usw.). Sicher ist auch für Sie das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Bitte also zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (Nachahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt nachschauen lassen. Wenn Sie gerne bald abstillen möchten, sollten Sie noch zur Flasche hin abstillen, da Ihr Baby noch zu jung für alleinige Beikost ist. Sie könnten aber abpumpen und diese Milch während Ihrer Abwesenheit füttern lassen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen?! LLLiebe Grüße Biggi Welter
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