Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, zunächst mal ein Kompliment an dich: dank deiner vielen Ratschläge rund ums Stillen - wenn ich auch nicht so oft selbst etwas gefragt hab hab ich doch dauernd mitgelesen ;o) - habe ich alle Stillprobleme immer bewältigt und bin jetzt begeistert davon! Mein Sohn ist mittlerweile mehr als 6 Monate alt, wiegt 9,6 kg und ist 72 cm groß. Er hat nicht mal Wasser trinken wollen, sondern imemr nur Brust - nur: jetzt würde ich so gerne zufüttern, ich versuchs schon seit 21. September, und: er mag und mag nicht. Er versteht denk ich die Sache mit dem Schlucken, aber alles was ich ihm präsentiere paßt ihm nicht. Ich habs versucht mit Karotten, Kartoffeln, auch schon Rindfleisch, dann Kürbis und schon Apfel und Banane und Birne - nix! Er versucht mal ein Löffelchen, eventuell ein zweites - und dann beißt er die Kiefer zusammen und mag nicht mehr...Er weint zwar nicht, aber hineinbringen tu ich auch nichts mehr, und gewaltsmag versuchs ichs natürlich nicht. Was meinst du - bekommt er noch genug wenn er nur Milch von mir trinkt( sollte er nicht Eisen bekommen ab dem 6. Monat?) und wie könnte ichs schaffen ihn schön langsam umzugewöhnen? Denn so gerne ich stille, es ist einfach mühsam alle 3 Stunden zur Verfügung zu stehen damit er trinken kann - und an Pumpen kann ich mich glaub ich mich schon agr nicht gewöhnen.... Bitte hast du vielleicht einen Rat für uns/mich? Ich danke dir im voraus, und viele liebe Grüße aus Wien, Mirandolina
? Liebe Mirandolina, wie Du selbst schon sagst: mit Gewalt geht gar nichts. Schau dir dein Kind erst einmal in Hinblick auf die Anzeichen für die Bereitschaft zur Beikost an: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Ehe diese Punkte nicht erfüllt sind, hat es wenig Sinn, das Kind zum Essen drängen zu wollen. Statt dessen ist es vorzuziehen, noch etwas Geduld aufzubringen und mit der Beikost zu warten. Wenn dein Sohn ein oder zwei Löffel isst, dann ist das doch schon ein Anfang. Biete ihm ohne Druck und Zwang Beikost an und versuche es auch einmal mit fingergerechter Nahrung. Vielleicht mag dein Kind auch einfach keinen Brei. Es gibt Kinder, die Brei nicht mögen, stückige Kost bevorzugen und auch lieber selber essen wollen. Manche Kinder hassen es geradezu, wenn sie gefüttert werden, essen aber alleine recht gut. Versuche es doch einmal mit fingergerechter Nahrung. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse- und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Lass dich bitte nicht auf einen Kampf ein, denn den haben die Eltern sehr schnell verloren und ihr erreicht nur das Gegenteil dessen, war ihr wolltet. Ich bin sicher auch ein Sohn wird essen, sobald er dazu bereit ist. Nochmals kurz zu den angeblichen Mangelerscheinungen. Die Hauptsorge ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Eine eventuelle Eisenmangelanämie lässt sich nicht am Aussehen eines Kindes festmachen. Gerade bei den eher hellhäutigen Kindern, kann die Blässe absolut normal sein. Gewissheit kann nur ein Bluttest bringen und keinesfalls der äußere Augenschein. Außerdem ist ein Eisenmangel bei gestillten Kindern eher unwahrscheinlich. Dr. Gonzales hat in seinem Vortrag eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Lass dich wirklich von deinem Kind leiten. LLLiebe Grüße Biggi