Frage: Brauche mal einen Rat

Hallo liebes Stillteam, mein Sohn ( fast 11 Monate) wird nach Bedarf gestillt. Vor allem zum Einschlafen und nachts. Tagsüber ist´s schon weniger geworden. Ich bin zur Zeit ein bisschen unzufrieden. Mein Partner hat viel Stress mit seinem Studium und kaum Zeit für uns. Mein Baby zahnt gerade ( der erste kam vor 4 Wochen, jetzt kommen alle auf einmal) und dann diese Hitze, er wird also nachts ständig wach. Mindestens alle 2 Stunden. Und jetzt immer öfter schon vor 6 aufstehen. Möchte so gerne länger schlafen. Das ist aber nicht das Problem, sondern eher dass ich so gebunden bin und nichts anderes mehr mache außer Mama sein. Er schläft wirklich nur an der Brust ein, sonst ist er nicht zum hinlegen zu bekommen, nur am rumturnen, über mich drüber klettern usw. egal wie müde. Er schläft nicht im Kinderwagen und auch nicht im Auto, falls man mal unterwegs ist. Familie besuchen etc. Immer muss ich mich dann mit ihm hinlegen, das er mal schläft. und am besten auch liegen bleiben, denn er ist schon mal aus dem Bett gefallen ( schlafen im Familienbett). Wenn er wach wird ist er nämlich so leise, dass das Babyfon nicht anspringt. Ich würde so gerne mal wieder einen Abend mit Freunden verbringen oder ein Paar-Abend machen. Unsere Beziehung hat auch schon darunter gelitten. Einfach keine Zeit zu Zweit. Andererseits geniese ich es wenn er an der Brust einschläft. Es gibt für mich nichts schöneres, entspannteres... Und weinen lassen kommt nicht in Frage. Nur wünsche ich mir manchmal meine Brüste abschnallen zu können, dass ihn auch mal jemand anderes zum Schlafen bekommt. Die Omi zum Bsp. Die wohnen direkt über uns. Er liebt seine Omi. Aber probiert haben wirs noch nicht, weil ich glaube dass er nicht schläft und dann weint. Das will ich nicht. Hinzu kommt, dass er wenig isst. Schon immer nicht so der Esser. Zum Frühstück meistens nix, mal etwas Obst. Stillen zum Einschlafen. Mittags geht am Besten ( seit 4 Wochen erst) ca. 100g selbstgekochtes. Stillen zum Schlafen. Nachmittags einen Keks, paar Löffel GOB. Stillen. Abendbrot bissel Brot oder auch nichts. Stillen zum Einschlafen. und zwischendrin Stillen falls er will. Ist das so in Ordnung? Was kann ich verbessern? In 1,5 Monaten beginnt die Eingewöhnung in die Krippe. Wenns dort mit Schlafen nicht klappt, kann ich erstmal halbtags machen. aber will ich das noch? Ich weiss es nicht... Ich stille ihn gerne. Es ist so süß. Aber ich finde ich hab schon lange durchgehalten. Und ich sehne mich nach etwas Abwechslung. aber vielleicht hab ich die wenn die Krippe erstmal los geht und ich wieder arbeite? Ich weiss nicht wie ich ihn Abstillen sollte. Meine Hoffnung ist dass ich bald mit ihm sprechen kann und ihm erkläre, dass wir nachts nicht mehr stillen und das es irgendwie ohne Einschlafstillen geht??? Aber wie????? Bin echt unzufrieden zur Zeit. Hab immer mal wieder solche Phasen gehabt. Jetzt schon wieder. Möchte so gerne mal was anderes machen, mal länger als 2 Stunden. Abends auf Geburtstagsfeiern oder sonst wo muss ich dann immer heim, ins Bett, weil mein Mäuschen wach wird, und nur meine Brust ihn zum Weiterschlafen bringt. Haben schon probiert, dass der Papa mal gekommen ist, aber da hat er solange auf mich gewartet, egal wie müde er ist..... Meine Frage ist wann kann ich ihn und wie am besten abstillen? Ich will nicht dass er weint. Er soll weiterhin neben mir im Beistellbettchen ( Familienbett) schlafen. Er nimmt keinen Nuckel und keine Flasche. Die Pre-Milch oder sonst was trinkt er auch nicht. Nur selten etwas Wasser aus Trinklernbecher. Am liebsten möchte ich dass er mich versteht,laso ich ihm erkläre dass jetzt weniger gestillt wird... aber wie lange wird das noch dauern??? Und er hat ja sicher noch viel Hunger nachts? Oh Gott. Ein ewig langer Text. Vielleicht haben Sie einen Rat für mich? Vielen lieben Dank.

von clusi am 29.07.2013, 09:23



Antwort auf: Brauche mal einen Rat

Liebe clusi, viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über Ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau „anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als „Mama noch eine Frau war". Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Selbst wenn eine Mutter ihr Kind vorübergehend in die Betreuung durch Vater, Großmutter oder Babysitter gibt, bleibt sie die Mutter und wird das Kind nicht aus ihren Gedanken streichen können oder die Verantwortung dafür abgeben können. Abstillen gibt keiner Frau das Leben vor dem Kind wirklich zurück. Sie müssen sich bewusst sein, dass sich durch das Abstillen ihr Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Sie diese Vorstellung haben sollten, könnten Sie eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben. Ihr Sohn spürt, dass Sie sich ihm entziehen wollen und das macht ihn unsicher, so dass er noch mehr „klammert", noch stärker Ihre Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht „durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern. Vielleicht können Sie sich noch ein wenig gedulden und erst einmal wieder etwas Ruhe einkehren lassen. Ein paar Tage keinerlei Versuche mit der Flasche und einfach nur Stillen nach Bedarf und das Anbieten von Beikost auf der einen Seite und viel Erholung und Entspannung für Sie selbst auf der anderen Seite. Lassen Sie den Stress so gut es geht beiseite und unternehmen Sie etwas, was für Sie, Ihren Partner und Ihr Kind angenehm ist. Ob dies nun ein Ausflug in ein Thermalbad, ein paar gemütliche Stunden auf dem Sofa oder vielleicht auch ein gemeinsamer Ausflug von Vater und Tochter während Sie sich etwas ganz alleine für sich tun ist, können nur Sie wissen. Sobald sich dann die Situation etwas entspannt hat und wenn Sie für sich ehrlich alles Für und Wider des Abstillens abgewogen haben und sich nun sicher sind, dass Sie abstillen wollen (oder vielleicht eben doch nicht: ), überlegen Sie, wie Sie das Abstillen angehen werden. Sie haben verschiedene Möglichkeiten: Sie bieten Ihrem Sohn zunehmend mehr Beikost an und ersetzen so das Stillen immer mehr durch feste Nahrung. Zusätzliche Flüssigkeit bieten Sie aus dem Becher an und im Laufe der nächsten Monate wird Ihr Kind dann allmählich immer mehr feste Nahrung essen und immer seltener gestillt. Sie wollen schneller abstillen und da ihr Kind noch ein recht hohes Saugbedürfnis haben dürfte, braucht es eine Möglichkeit dieses Saugbedürfnis zu befriedigen. Dann können Sie zunächst genau so vorgehen, wie oben beschrieben, bieten ihrem Kind aber einen Ersatzgegenstand an, der sich zum Saugen eignet. Das kann die Flasche sein, es kann aber auch ein Schnuller oder ein Kuscheltier oder Schmusetuch sein. Wenn Sie einen erneuten Versuch mit der Flasche machen wollen, dann wappnen Sie sich mit Geduld. Geduld ist ohnehin die wohl wichtigste Elterntugend. Haben Sie auch einmal versucht, Ihr Baby am Abend einfach länger auf zu lassen? Vielleicht ist es wirklich so, dass Ihr Kind nicht müde genug ist? Gerne empfehle ich Ihnen noch das Buch "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde und achtfacher Vater) erklärt warum Kinder so schlafen wie sie es tun (und nicht wie wir es erwarten) und gibt Tipps wie die Nächte für alle Beteiligten angenehmer werden können. Das Buch ist im Buchhandel, bei La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich. Auch sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 29.07.2013