Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

bitte: HIIIIIIILFEEEEEE!!!!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: bitte: HIIIIIIILFEEEEEE!!!!

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Hallo Ihr Lieben! Ich bin heilfroh, dass ich diese Stillberatung entdeckt habe! Mein kleiner Sohn ist nun fast 5 Monate alt und ich bin langsam am Rande des Wahnsinns. Von Geburt an ist er tagsüber ein sehr ausgeglichenes Kind, aktiv, weint kaum. Aber: Die ersten 3 Monate wurden mein Mann und ich jeden Abend ab ziemlich genau 19 Uhr mit 1 bis 3 Stunden Dauergeschrei "gefoltert". In dieser Zeit half auch gar nichts, um ihn zu beruhigen. Zum Glück hat dieses Schreien, gegen das man total hilflos war, nachgelassen, ist aber noch immer nicht vorbei. Ich glaube jetzt, dass es mit der letzten Tagesmahlzeit zusammenhängt (ich stille noch immer voll). Er hat jeden Abend einen unglaublichen Kohldampf und verschlingt ab ca. 17 / 18 Uhr, wenn er müde wird, bis 20 / 21 Uhr 3 bis 4 "Brüste". Bisher habe ich ihm diese auch immer anstandslos gegeben, denn es wurde uns im KH erklärt, Babies "hamstern" so für die Nacht. In der Nacht kommt er dann noch mal gegen 3 und dann noch einmal in den frühen Morgenstunden. Diese Nachtmahlzeiten stören mich auch überhaupt nicht. Nach jeder einzelnen der 4 Abendbrüsten fällt mein Kleiner in einen zuerst tiefen Schlaf, welcher aber immer nur einige Minuten andauert. Danach schreit er fürchterlich, strampelt und windet sich vor Bauchweh. Manchmal pupst er dann oder macht in die Windel. Beruhigen lässt er sich letztenendes aber nur, indem er eine weitere Brust trinkt. (Und er trinkt dann nicht nur ein bisschen, sondern voller Elan - und ich habe recht viel Milch und einen ordentlichen Milchspendereflex, bei dem die Milch oft aus der Brust schießt...) Das ganze Spiel geht dann nach jeder Einzelmahlzeit wieder von vorne los und dauert wie gesagt ca. 3 Stunden bis er schließlich feste schläft. Ich bin danach körperlich und nervlich völlig am Ende. Vor ein paar Tagen war das erste Mal, dass er mir im TT eingeschlafen ist und ich ihn ohne Aufwachen ins Bett legen konnte - da hatte er nur eine Brust einige Zeit vorher getrunken, und siehe da, er schlief bis 11 Uhr ohne Schwierigkeiten. Ich nehme an, dass er die schmerzhafte Verdauung an meinem Körper weniger gespürt hat. Leider ist das keine Lösung, da mein Rücken das auf Dauer nicht mitmacht (mein Sohn hat schon beinahe 8 kg). Bei meinem Mann will er abends auf keinen Fall bleiben und schreit wie verrückt, wenn der versucht, ihn zu beruhigen oder zu tragen. Da ich nun glaube, eine Ursache für das Problem gefunden zu haben, überlege ich diesen abendlichen Stillmarathon gegen eine Flasche Fertigmilch auszutauschen. Ich habe nur eben immer diese innere Stimme in mir, die flüstert: "Nein, Stillen ist das Beste für Dein Kind, tu das bloß nicht, das willst Du ihm doch nicht antun!!" Jetzt bekomme ich langsam Aggressionen gegen diese Stimme, gegen meinen Sohn, wenn er brüllt und gegen meinen Mann, weil der uns auch nicht helfen kann. Und ich denke, vielleicht würde eine Flaschenmilch am Abend alles besser machen. Vielleicht würde er dann auch meinen Mann eher akzeptieren, wenn der ihm etwas zu Essen gibt. (Außerdem ist der auch schon recht deprimiert, weil mein Sohn von ihm gar nix wissen will) Was meint Ihr Experten dazu? Gibt es solche Fälle öfter? Kann eine Flasche am Abend helfen? Wird er dann tagsüber trotzdem noch die Brust nehmen (Abstillen möchte ich nämlich keineswegs - im Gegenteil gerne so lang wie möglich weiter Stillen!) Oder sollte ich es besser mir Beikosteinführung am Mittag versuchen - vielleicht braucht er ja dann abends nicht mehr soviel Muttermilch?? Was ich übrigens überhaupt nicht verstehen kann, ist dass wir dieses Problem nur am Abend haben und zwar JEDEN Abend!! Tagsüber gibts keine Schwierigkeiten. Habe auch schon überlegt, ob es vielleicht mit meinen Schilddrüsentabletten zusammenhängt, die ich jeden Morgen einnehme...? Wie auch immer, so kann es nicht weiter gehen! Irgendetwas muss sich ändern, so halte ich die Abende nicht länger aus!! Die ganzen Mittelchen gegen Blähungen haben wir übrigens schon durch und nix hat geholfen... Vielen Dank für Eure Meinung!! Liebe Grüße, Verena


Biggi Welter

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Liebe Verena, immer wieder kommt von Müttern der Satz „was mache ich falsch" und jedes Mal denke ich „Warum haben wir Mütter eigentlich dieses offensichtlich angeborene „ich bin an allem Schuld" Gefühl?". Es gibt in der Kindererziehung nie ein absolutes richtig oder falsch. Wir können uns als Eltern immer nur an den Weg herantasten, der für unser Kind gut ist (und beim nächsten Kind wird ein anderer Weg erforderlich). Deiner Beschreibung nach stelle ich mir vor, dass es bei euch die folgende Situation gibt: Das Baby weint, die Mutter versucht es zu beruhigen, es gibt einen kurzfristigen Erfolg, dann weint das Baby wieder. Die Mutter versucht erneut, das Kind zu beruhigen, ist aber selbst bereits recht angespannt. Nach einer erneuten kurzfristigen Pause ist das Kind wieder unruhig und weint. Nun ist auch die Mutter überaus angespannt und diese Anspannung überträgt sich auf das Kind und beide schaukeln sich gegenseitig immer weiter hoch, bis keiner mehr Ruhe finden kann. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, umso aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer : ) oder aber es gibt eine Großmutter oder liebe Freundin mit ausgeruhten Nerven und viel liebevoller Geduld, die das Baby in den Arm nehmen kann während die Mutter einen Spaziergang für sich alleine machen kann, in Ruhe ein Entspannungsbad nimmt oder einmal für zwei Stunden ungestört schläft. Dieser Vorschlag mag für die Nacht recht schwierig umzusetzen erscheinen, doch vielleicht kann dein Partner dir in der Nacht beistehen und euer Baby trösten und beruhigen und am Tag hilft dir unter Umständen doch ein anderer lieber Mensch, damit Du die Chance bekommst, neue Kraft zu tanken. Sobald Du erst mal wieder eine Verschnaufpause hattest, wird der Alltag oft sehr rasch wieder einfacher und die Baby Tage und Nächte können wieder ruhiger werden. Vielleicht ist dein Baby ruhiger, wenn dein Mann mit ihm im Kinderwagen spazieren fährt? Sicherlich könntest Du jetzt zufüttern, allerdings kann es passieren, dass dein Kind sich zur Flasche hin abstillt. Es ist ganz normal, dass Babys am späten Nachmittag und Abend häufiger gestillt werden wollen. Das Marathonstillen kann für dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wichtig ist, dass Du auf absolut korrektes Anlegen und Ansaugen achtest, damit dein Baby möglichst wenig Luft schluckt und dass Du selbst es schaffst möglichst die Ruhe zu bewahren. Je unruhiger die Mutter, um so unruhiger sind auch die Babys. Falls Du bei all diesen Anforderungen, die dein Kind zur Zeit an dich stellt, noch zum Lesen kommst, möchte ich dir „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears empfehlen. Die Lektüre dieses Buches wird aus deinem Kind nicht automatisch ein ruhigeres Baby machen, doch Du findest Erklärungen und sicher den einen oder anderen Hinweis, wie euer Alltag wieder leichter werden kann. Zusätzlich kann ich dir nur wärmstens den Besuch einer Stillgruppe nahelegen. Im Austausch mit den anderen Müttern dort, wirst Du erleben, dass dein Kind nicht das einzige Baby auf der Welt ist, das so viel Zuneigung und Kraft von seinen Eltern braucht und allein das Wissen „es geht nicht nur uns so" kann enorm viel helfen. Ich wünsche euch allen baldmöglichst ruhigere Tage und Nächte und dir viel Kraft und Menschen, die bereit sind, dir jetzt mit praktischer Hilfe beizustehen. LLLiebe Grüße Biggi


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Ich will dir nur Mut machen. Du sollst dir immer vor Augen führen, dass es immer besser wird, glaub es mir. Manchmal denkt man wirklich, wie lange soll ich es noch aushalten. Das ist fast immer so, dass Babys in dem Alter meistens Abends eine unruhige Phase haben. (meine Hebamme hat es immer gesagt, konnte auch nicht mehr hören :-)). Und es ist auch in Ordnung, wenn das Baby von deinem Mann sich nicht beruhigen lässt, das Baby ist noch komplett auf dich fixiert. Du bist erstmal "die Futterquelle" ;-) Aber wenn du langsam mit Beikost anfängst, wird du langsam unabhängiger, dann wird es auch möglich sein, dass du etwas mehr Zeit für dich hast um etwas Kraft zu tanken. Was wir auch schon mal gemacht haben am Wochenende: ich habe gestillt, dann sofort Baby mit Papa für die nächsten 2 Std. spazieren geschickt, dann konnte ich machen was ich wollte: schlafen oder aufräumen. Dann genießt man diese Zeit. Wenn das Baby aber essensmässig nicht mehr von dir abhängig bist, und etwas größer ist, dann kann es sogar sein, dass es eine intensivere Beziehung zu Papa bekommt. Dann ist Papa das Größte, er ist so selten zu Hause und spielt immer als erstes mit ihm, wenn er nach Hause kommt. ES WIRD BESSER! Liebe Grüße :-)


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Wollte noch was sagen: wenn du meist, dass es was gebracht hat, das dein Baby im Tragetuch eingeschlafen ist, kannst natürlich noch mit Pucken versuchen. Vielleicht schläft er dann besser, wenn er diesen leichten Druck auf dem Bauch hat. Kann natürlich sein, dass er sich dann gegen Pucken in dem Alter richtig "wehrt", dann kann man ihn noch "zur Hälfte" pucken, also nicht komplett mit Schultern, sondern nur den unteren Bereich, so, dass es noch die Arme bewegen kann. LG


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Danke für den Zuspruch!!!! Wir sind momentan ziemlich weit weg von der Heimat, habe daher auch keinen, an den ich das Baby "mal kurz abschieben" könnte. Da gerade jeden Abend alles an mir hängt, bin ich entsprechend angespannt... Alleine, dass mal wieder jemand sagt, dass es wieder besser wird, tut seeeehr gut!! Vielen Dank, ich halte durch :-)) LG, Verena


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