Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bisswunde

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Bisswunde

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Hallo Biggi! Markus (15 Monate, 6 Zähne) hat gestern morgen beim Stillen so fest zugebissen, daß ich nun eine blutende, inzwischen leicht entzündete Bisswunde an der Brustwarze habe, auf der sich allmählich eine Kruste bildet. Die Brust tut (schon in "Ruhestellung") echt weh und beim Stillen ist es fast unerträglich, so daß ich heute nacht ausschließlich nur mit einer Seite gestillt habe. Nun meine Fragen: * Wie lange kann ich die eine Seite schonen, ohne daß die Gefahr besteht, mich einseitig abzustillen oder einen Milchstau zu bekommen? * Falls es schlimmer wird und ich zum Arzt muß: Zu welchem Arzt geht man mit so etwas am besten (Hausarzt, Gynäkologe, ... )? * Hast du eine Idee, wie ich das Beißen in Zukunft verhindern kann? (Meist passiert es, wenn Markus zu hastig und hippelig ist, oder wenn er beim Abdocken schon den Kopf wegdreht, obwohl er noch nicht losgelassen hat...) Danke und viele Grüße, Susanne mit Markus


Biggi Welter

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Liebe Susanne, hast Du Lanosin oder Purelan zuhause? Wenn nicht, besorge dir eine der Salben in der Apotheke, sie halten deine Brust weich und helfen beim Heilen, man muss sie auch vor dem Stillen nicht abwischen. Desweiteren solltest Du die Brust abpumpen, wenn Du Markus nicht an der verletzten Seite trinken lassen möchtest oder die Milch ausstreichen. Wenn Du möchtest, erkläre ich dir gerne, wie Du Milch von Hand ausstreichen kannst. Sollte die Verletzung nicht heilen, solltest Du tatsächlich zum Arzt gehen, egal ob Haus- oder Frauenarzt. Um deine verletzten Brustwarzen schneller heilen zu lassen, haben sich die folgenden Tipps bewährt: • vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor das Baby an die Brust anlegt wird. • an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen • nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet). • ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhältlich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind. • zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation im Büstenhalter tragen, um die Brustwarzen zu schützen. Es können auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinandergeschichtet und in der Mitte ein Loch, das als Aussparung für die Brustwarze dient, hineingeschnitten werden. Du musst Markus beim Stillen sehr genau beobachten. Babys können nicht GLEICHZEITIG an der Brust trinken und zubeißen. Aber sie können aufhören zu saugen und dann beißen. Und das macht Markus. Wenn er dich beim Stillen beißt, kannst Du ihm durchaus vermitteln, dass dir das weh tut. Ein Baby verbindet das Gefühl der Beruhigung und der Sicherheit ebenso wie das Stillen des Hungers mit seiner Mutter. Es versteht nicht, dass es der Mutter Schmerzen verursacht, wenn es seine Zähne auf ihre Brustwarze drückt. Babys beißen nicht aus Boshaftigkeit. Ein Baby muss lernen, was es beim Stillen mit neuen Zähnen tun muss. Oft lernt es durch Ausprobieren und dem, was darauf folgt. Daher kann ein plötzliches Aufschreien der Mutter dazu führen, dass das Baby entweder so erschrickt, dass es anschließend die Brust verweigert oder aber, dass es das Aufschreien sehr interessant findet und deshalb probiert, ob es diese Reaktion noch einmal hervorrufen kann. Die folgenden Strategien haben sich in dieser Situation als erfolgreich erwiesen: - das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann. - etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe-Biss kommt, bietest Du dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne einsetzen darf. - das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat. - einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereit hält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren. - mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Du das Beißen nicht lustig findest (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich). Versuche es doch einmal damit. LLLiebe Grüße Biggi


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