Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bin total verzweifelt

Frage: Bin total verzweifelt

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi ,ich hoffe du kannst mir eine Tip geben,meine Hebamme liegt zur Zeit leider im KH und zum Kinderarzt kann ich erst am Mittwoch.Meine Tochter wird jetzt 8 wochen alt,wird voll gestillt und trank eigentlich ganz gut.Nach der geburt nahm sie sofort wieder zu,da gab es keine probleme.Aber seit einigen Tagen ist es die Hölle.Sie trinkt sehr schlecht.Manchmal dreht sie den Kopf weg und schreit,weil die Milch zu schnell fliesst,verschluckt sich und so weiter.Aber wenn ich dann den ersten Milchfluss in ein Tuch aufgefangen habe ist sie manchmal nicht mehr gewillt weiter zu trinken.Manchmal trinkt sie nur solange wie die erste Milch herausschiesst,ohne sich zu verschlucken und hört dann auf und schreit ,weil sie stärker saugen muss?Teilweise will sie gar nicht erst an die Brust,schreit schon wenn sie sie nur berührt.Aber an meinem Finger saugt sie wie verrückt,oder an ihren Händchen,also hat sie doch Hunger?Dann kam noch dazu das sie einige Tage keinen Stuhl hatte und sich tagelang rumquälte,das konnte man ganz deutlich merken.Also hatte sie doch zuwenig Milch getrunken?Gestern schaffte ich es sie alle 2-3 Stunden anzulegen,sie trank auch ganz gut,heute hatte sie wieder mehrere Darmentleerungen,aber heute trank sie miserabel.Wenn ich sie halb im Schlaf anlege ,tagsüber,trinkt sie wiederum besser und auch nachts gibt es dabei keine Probleme.Dazu kommt das ich noch einen lebhaften 2-jährigen zu Hause habe.Beim kleinsten Piep von ihm schreit sie beim stillen los und trinkt meist gar nicht mehr.Aber ich kann ihn doch nicht einsperren.Übrigens sieht man an ihrer Fontanelle ganz deutlich das sie heute wieder schlecht getrunken hat.Drücke ich die Milch aus und gebe sie ihr mit dem Löffel schluckt sie aber und sieht zufrieden aus.Was soll ich bloss mit ihr machen? Chris


Biggi Welter

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? Liebe Chris, es ist eine anstrengende und manchmal auch angsteinflößende Situation, wenn ein Baby nicht mehr richtig an der Brust trinken will. Nach den ersten sechs Wochen ist es bei einem Stillkind normal, dass es nicht mehr täglich Stuhlgang hat, deshalb ist der seltenere Stuhlgang nicht sofort ein Anlass zur Sorge und auch kein sicherer Hinweis für zu wenig Milch. Geh bitte als erstes morgen zum Kinderarzt (lass dich nicht abwimmeln und wenn dein Kinderarzt vor übermorgen keine Zeit für dich und dein Baby hat, dann gibt es sicher noch andere (Kinder)ärzte in eurer Gegend). Es ist ganz wichtig auszuschließen, dass nicht eine medizinische Ursache Grund für das veränderte Stillverhalten ist und zwar je schneller je besser. Eventuell schieben auch die Zähne bei der Kleinen in den Kiefer. Das ist für manche Kinder schlimmer als das eigentliche Durchtreten der Zähne. Du schreibst, dass deine Tochter sehr viel an den Händen und an deinem Finger saugt. Bei dafür empfindlichen Kindern, kann selbst das Saugen am Finger ausreichen, um eine Saugverwirrung zu erzeugen. Versuche einmal ihr möglichst oft (aber ohne Zwang) die Brust anzubieten, wenn sie saugen möchte. Da Du einen sehr starken Milchspendereflex hast, liste ich dir auch die Tipps, die sich für diesen Fall bewährt haben auf: Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst Dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. - biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg-auf-Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) - lass das Baby oft aufstoßen. - vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wickelst Du dein Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du dein Kind auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Lies dir auch die Tipps für einen Stillstreik in der Antwort an Katja zwei Beiträge unter deinem durch, möglicherweise ist da etwas dabei, was dir weiterhelfen kann. Um die Stillzeiten etwas ruhiger verlaufen zu lassen, hilft es deinem „Großen" vielleicht, wenn Du sie zu etwas Besonderem machst. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas Besonderem zu machen ist eine „Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto - je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Ich hoffe, das war jetzt nicht zuviel Text auf einmal und deine Tochter besinnt sich bald wieder und trinkt wieder gut an deiner Brust. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Sie wog übrigens bei der Geburt 2940g und hat jetzt 4100g.


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