Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bekommt er zu viel?

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Frage: Bekommt er zu viel?

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Liebe Biggi, Mein Sohn ist nun 6 Monate alt und bekommt seit 3 Wochen Breikost - Dank Deines Rates ihm Zeit zu geben, weil er anfangs verweigert hat - isst er nun sehr gerne und sperrt selber den "Schnabel" auf. Er bekommt Mittags GEmüse und Abends einen Milchbrei und verträgt beides sehr gut. Meine 2 FRagen: - er will nicht aus der Flasche trinken - was kann ich tun? Ich habe verschiedene Nuckel probiert, Trinklernaufsätze, verschiedene Säfte, Wasser, Tees, auch MuMi abgepumpt. Habe versucht ihm direkt aus dem Becher anzubieten. Er beginnt trotz Hungers voll zu schreien und weigert sich zu trinken. Auch bei meinem Mann will er nichts nehmen. Gibt es weitere Tricks? - Da ich ja noch stille, um ihm genug Flüssigkeit zu geben, stellt sich mir die Frage: kann er zuviel bekommen? Er ist ein durch das volle STillen zum Wonneproppen geworden (8kg bei 67cm). Nun bekommt er Brei UND wird gestillt. Vormittags 2x, Nachmittags 3x, Nach dem pappigen Milchbrei am Abend nochmals. In der Nacht um ca. 1.00, 3.00 und 5.00 Uhr. Er scheint immer Hunger / Durst zu haben. Besteht die Gefahr hier unnötige Fettzellen heranzuzüchten? Ich weiß dass es durch Stillen keine dicken Kinder gibt, weil das "gute" Kalorien sind, aber was passiert in Kombination mit den Breien? Auch scheine ich durch das Stillen nach Bedarf bei meinem Kleinen nun eine Gewöhnung an einen 2-Stunden-Rythmus in der Nacht geschaffen zu haben, den er nicht ablegen will ... sehr zu meinem Leidwesen. Gibt sich das von selber, oder muß ich Maßnahmen ergreifen und ihn "sanft" entwöhnen so oft zu kommen? Der Abendbrei hatte keinerlei positive Auswirkung auf das Schlafverhalten. Sorry, das waren jetzt viele Fragen auf einmal. Herzlichen Dank für Deine immer sehr kompetente Hilfe! Wünsche Dir trotz der vielen MAils erholsame Osterfeiertage!!! TATI


Biggi Welter

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? Liebe Tati, ganz gleich wie alt das Kind ist und wie viel oder wenig Beikost es erhält, kann es immer nach Bedarf gestillt werden. Es ist sogar sinnvoll in Kombination mit der festen Nahrung zu stillen, da in der Muttermilch Stoffe enthalten sind, die die Verwertung bestimmter Nahrungsbestandteile verbessern. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Biete deinem Kind zur Beikost einfach Wasser an (probiere einmal einen ganz normalen Becher). Wenn es durstig ist, wird es trinken, wenn nicht, wird es eben nichts trinken. Falls Du beim Beikostfüttern den Eindruck hast, dass dein Kind zu wenig Flüssigkeit bekommt und der Stuhl deshalb zu fest wird, kannst Du den Brei etwas flüssiger machen, dann gibt es eben Gemüsesuppe statt Gemüsebrei. Allmählich wird dein Kind das Trinken schon lernen. Es wundert mich überhaupt nicht, dass der Abendbrei keine positive Auswirkung auf das Schlafverhalten hat, denn diese angeblich positive Auswirkung ist ein Ammenmärchen. Es hält sich zwar hartnäckig das Gerücht, dass ein Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung am Abend, das Schlafverhalten positiv beeinflussen würden, aber es ist eben nur ein Gerücht, das durch Studien und die vieltausendfache Erfahrung von Eltern längst widerlegt ist. Gäbe es die „Wundernahrung", die ruhige Nächte garantiert, wäre sie außerdem längst (mit großem Werbeaufwand bekannt gemacht) im Supermarkt oder der Apotheke zu kaufen und es würde sich jemand eine goldene Nase damit verdienen. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Die Kunst besteht nun darin, einen Weg zu finden, dass sich Mutter und Kind wohl fühlen können. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße und auch euch schöne Ostertage Biggi


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