Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bekommt er alles?

Frage: Bekommt er alles?

kartöffelchen

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Hallo, mein 8,5 Monate alter Sohn ist der Meinung, dass Stillen das Beste für ihn ist und Beikost doof ist. Er probiert zwar das meiste, spukt es aber nach 1-2 Löffeln wieder aus oder mag nicht weiteressen, auch nicht, wenn ich es ihm als Fingerfood gebe. Natürlich zwinge ich ihn dann auch nicht dazu. Das einzige, was er mit Begeisterung isst, sind Banane (in jeglicher Form) und Birne. Ab und zu nuckelt er auch ganz gerne mal an einem Zwieback, besonders wenn er zahnt. Ich kenne den Vortrag von Herrn Gonzales und war bisher immer sicher, dass er sich alles holt, was er braucht und vieles in der Muttermilch ist. Nun habe ich ihn aber gestern aus reiner Neugierde nach sechs Wochen wieder mal auf unserer Babywaage gewogen. Bei der Geburt hatte er genau 3000g, das niedrigste Gewicht waren 2800g. Vor sechs Wochen hatte er 9320g und heute, sechs Wochen später, hatte er auch 9320g. Er hat also in den 6 Wochen nichts zugenommen. Liegt die fehlende Zunahme daran, dass er aktiver geworden ist? Oder kann es auch sein, dass ihm aufgrund seiner Ernährung ein Nährstoff wie z.B. Eisen fehlt? Sollte ich das beim Kinderarzt überprüfen lassen oder muss ich das nur weiter beobachten? Danke!


Biggi Welter

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Liebe kartöffelchen, Babys nehmen in den seltensten Fällen immer gleichmäßig zu, sondern in Schüben und sogar gelegentliche Gewichtsstillstände können vorkommen, ohne dass gleich ein Anlass zur Sorge gegeben sein muss. Vor allem Babys, die zunächst überdurchschnittlich zugenommen haben, können einen „Zunehmknick" in der Kurve haben. Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Die Hauptsorge, die dann in Bezug auf Mangelerscheinungen erwähnt wird, ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Piscane anlässlich der 15.internationalen LLL Konferenz in Washington. „Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat. Bei der LLL Europakonferenz in Nottingham im letzten Sommer hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema „Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Lass dich wirklich von deinem Kind leiten und wenn es dir zeigt, dass es etwas anderes außer Muttermilch haben will, dann geh auf dieses Anzeichen ein. Bis dahin würde ich sogar noch eher öfter anlegen, damit dein Kleiner vielleicht doch einen Schub macht. LLLiebe Grüße Biggi


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