Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bedürfnisorientiert, aber wo bleiben die eigenen Bedürfnisse?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Bedürfnisorientiert, aber wo bleiben die eigenen Bedürfnisse?

Feli1221

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Hallo liebe Stillberaterin. Hilfesuchend wende ich mich heute an euch, da ich langsam nicht mehr weiter weiß... Vorab ich stille eigentlich sehr gerne, mir ist es sehr wichtig meinem Baby das zu geben, was es braucht. Aber was, wenn die eigenen (Grund)Bedürfnisse dabei komplett auf der Strecke bleiben? Mein Sohn ist nun acht Monate alt. Er ist ein seeehr schlechter Schläfer. Er findet nur mit Hilfe der Brust in den Schlaf und bleibt auch nur mit ihr dort... seit er ca 3 Monate alt ist, nuckelt er die gesamte Nacht an mir. Sobald ich versuche aufzustehen, ihm die Brustwarze weg zunehmen, wird er wach und meckert und weint schließlich auch. Er schläft im Familienbett, nur so konnte ich die Situation einigermaßen akzeptieren.... Einen Abend mit meinem Partner hatte ich in den gesamten acht Monaten noch nicht und ich fühle mich langsam sehr einsam. Er liegt zwar abends oft bei uns, aber unterhalten können wir uns nicht, da der Kleine sehr geräuschempfindlich ist. Ich hatte vor der Schwangerschaft einen schweren Autounfall, musste mehrfach an Schultern und Halswirbelsäule operiert werden. Bis heute bin ich nicht beschwerdefrei. Das seitliche Liegen nachts, damit der kleine nuckeln kann, ist seeehr schnerzhaft für mich. Immer wieder muss ich Schmerzmedikamente nehmen, die ja für den Kleinen auch nicht gut sind, aber anders ertrage ich es einfach nicht mehr! Ich habe gehofft, die Zeit hilft uns und der Kleine wird irgendwann "unabhängiger" von der Brust... Aber es wird eher schlimmer! Ein paar Mal haben wir es schon probiert, dass mein Partner den Kleinen ins Bett bringt... doch das endet jedesmal im Desaster. Er schreit sich innerhalb kürzester Zeit richtig in Rage und ich weine kur nur noch mit und fühle mich wie die schlechteste Rabenmutter der Welt... unfähig ihrem Baby das zu geben, was es braucht. Heute Nacht hatte ich wg des seitlichen Liegens wieder sehr schlimme Schmerzen und mir ist plötzlich bewusst geworden, dass ich überhaupt gaaar nicht mehr gerne stille!!! Ich verbinde nur noch negative Gefühle damit und habe jeden Mittag schon furchtbare Angst vor der Nacht! Ich habe dann die ganze Nacht weindend weiter gestillt... Ich würde so gerne wieder Freude haben am stillen... ich hätte auch überhaupt kein Problem den kleinen noch laaaange seine geliebte Brust zu geben. Aber das (Ein)schlafstillen zerstört einfach alles!!!! Und ih fühle mich so schlecht, dass ich so empfinde... Ist es möglich, das Einschlafstillen sowie nächtliche Dauernuckeln sanft abzugewöhnen? Bedürfnisorientiert und ohne das mein armer Schatz Schaden davon trägt??? (Ach ja, einen Schnuller etc nimmt der Kleine nicht) Ich hoffe ihr habt einen Ratschlag für mich, Vielen Dank fürs Lesen!


Biggi Welter

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Liebe Feli1221, wenn eine Mama so sehr auf dem Zahnfleisch geht, dann ist das ebenso ernst zu nehmen, denn es soll sich ja keine Mutter aufopfern für ihr Baby, sie selbst soll auch glücklich und gesund sein!! Es kann also nötig sein, dem Baby beizubringen, dass Mama eine Stillpause braucht in der Nacht. Wie das funktionieren kann (aber nicht bei allen auch wirklich funktionieren wird, wenn sie eben noch nicht reif sind dafür), hat unter anderem Elizabeth Pantley einfühlsam erarbeitet. Ihr Buch "Schlafen statt Schreien" zeigt einen Weg auf, das Kind zum längeren Schlafen in der Nacht zu bewegen. Und eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Unsere Kinder verstehen viel mehr und können viel mehr, als wir ihnen oftmals zutrauen. Damit will ich nicht sagen, dass es für das Kind leicht sein wird, aber es ist nicht sooo schlimm, wie wir Mütter es uns ausmalen. Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. DU kennst DEIN Baby am besten und spüren, was dein Kind verkraften kann und was nicht und auch DU musst auf dich acht geben! LLLiebe Grüße Biggi


Aubergine123

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Liebe Feli, Ich fühle mit dir. Bei uns läuft es so ähnlich. Meine nuckelt seit sie 4 Monate ist seeehr sehr viel an der Brust. Ich liege oft in der Nacht wach und warte darauf dass sie die Brust los lässt. Meine ist jetzt 14 Monate und sie nuckelt zwar immer noch viel und gerne, jedoch ist sie nicht mehr so geräuschempfindlich und lässt sich abends ins Bett legen. Sie scheint jetzt fester zu schlafen. Dadurch kann ich abends Zeit mit meinem Mann verbringen. Sie ist einige Monate alle 30 Minuten wach geworden und wollte nuckeln. Ich war fix und fertig. Jetzt wacht sie alle 1,5h auf. Die Nächte sind leider zwar trotzdem noch sehr anstrengend aber es ist ein bisschen besser geworden. Wenn du solche Schmerzen hast dann solltest du meiner Meinung nach ohne schlechtes Gewissen deine Bedürfnisse mehr und mehr in den Vordergrund stellen. Du bist schließlich keine Maschine und der Alltag muss ja auch bewältigt werden.


marianne2401

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Weil ich gerade zufällig deinen Beitrag gelesen habe. Genauso ging es mir und ich habe entschieden, dass es nicht mehr so weitergehen kann. Unsere Tochter musste die ganze Nacht die Brustwarze im Mund haben. Ich hab es so gemacht, dass ich mich im Bett aufgesetzt hab, sie in der Wiegehaltung beide Seiten hab trinken lassen, dann hab ich sie hingelegt und mich gleich daneben, hab sie gestreichelt und leise mit ihr gesprochen, dass alles gut ist. Drei Tage war Donnerwetter, seitdem kommt sie weiterhin 3 Mal pro Nacht zum Trinken, ich setze mich im Bett auf, stille sie und lege sie dann sanft wieder neben mich, wir kuscheln kurz und sie dreht sich um und schläft. Und ich auch. Ändere die Gewohnheit, es geht auch anders. Der erste Tag ist furchtbar und dann wird es langsam besser. Bei uns hat es 3 Tage gedauert. Und mit Schreien lassen hat das ja auch nichts zu tun. Alles Liebe


Feli1221

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Vielen lieben Dank für eure unterstützenden und verständnisvollen Worte! Das alleine tut mir schon sehr gut! Ich hoffe wir finden einen Weg aus dieser Situation, so dass alle glücklich sein können...


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