Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Aus 'nem Nachbarforum geklaut

Frage: Aus 'nem Nachbarforum geklaut

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, folgenden Text hat Dr. Posth als Antwort auf das seit 2 Monaten bestehende Durchschlafproblem eines jetzt 6,5monatigen Mädchens geschrieben. Was soll man jetzt von dieser medizinischen Erklärung GEGEN das nächtliche Stillen halten? Daß der Doc kein Freund des Langzeit- und Nachtstillens ist, hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, aber jetzt liefert er doch tatsächlich mal greifbare Argumente, oder??? Stillfragen sind heikel (Eulalie scharrt schon mit den Hufen). Hier werden Weltanschauungen vertreten, keine physiologischen oder psychologischen Erkenntnisse. Physiologisch gesichert ist, daß ein Säugling nachts, d.h. ca. 8 Stunden keine Nahrung mehr braucht. Die Mehrzahl aller Säuglinge beweist das. Psychologisch kann man sich trefflich streiten. Meine Erfahrung in jahrelanger Beratung zu diesem Thema ist, daß je länger man sein Kind nachts stillt (über ein halbes Jahr hinaus), desto schwieriger wird das Abgewöhnen. Warum? Wenn man stillt, beruhigt man nicht nur sein Kind, was ja absolut in Ordnung ist, sondern man kurbelt leider auch ständig den Stoffwechsel an, denn Muttermilch ist hochwertige Nahrung. Folge: der Verdauungsapparat arbeitet, die "Zuckermaschine" arbeitet (per Insulin, etc.), die Leber schläft, statt zu arbeiten, denn sie müßte jetzt den Zuckernachschub für die Zellen liefern (per Glykolyse). Eiweiß wird übrigens dabei ständig in die Zellen befördert, was bei der heutzutage reichhaltigen MM das Wachstum ankurbelt, usw. Da der Verdauungstrakt permanent weiter arbeitet, kommt auch der Magen-Darm-Trakt in seiner Funktion nicht zur Ruhe, was wiederum Kolikneigung hervorrufen kann. Das Gegenargument, daß die Mütter schon vor Urzeiten Ihre Säuglinge nachts über das halbe Jahr hinaus gestillt haben und manche Völker es auch weiterhin tun, befriedigt nicht. Dafür gibt es überwiegend ernährungstechnische Gründe. Früher waren die Säuglinge viel gefährdeter, was Unterernährung anging, qualitativ hochwertige Ersatznahrung gab es nicht so einfach. Im übrigen werden auch früher schon kräftige Säuglinge im zweiten Lebenshalbjahr häufig durchgeschlafen haben. Die Erfahrung ist aber eindeutig: Langgestillte Säuglinge sind nachts deutlich unruhiger, als zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gestillte. Wenn man dahinter steht, gibt es nichts einzuwenden. Nur - man muß auch dahinter stehen. Um den Stoffwechsel auf ca. 8 Stunden Pause vorzubereiten, hat es sich bewährt, ab einem halben Jahr abends eine eiweißreiche Beikost (Brei) zu geben (Gliadin ist jetzt erlaubt) und dann den Säugling z.B. an der Brust einschlafen zu lassen. Die Natur hat das meines Erachtens vorbereitet, in dem sie den Menschen zu diesem Zeitpunkt die ersten Zähne durchbrechen läßt. Soweit das Zitat von nebenan. Ich werde wohl meinen zweijährigen Sohn trotzdem nachts weiterstillen, aber kann man anderen Müttern angesichts dieser Aussagen eines Kinderarztes das nächtliche Stillen als Schlafproblemlöser tatsächlich bedenkenlos empfehlen? LG, Sima


Biggi Welter

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? Liebe Sima, drehen wir es um: kann man einer Mutter wirklich bedenkenlos raten, ihrem Kind nachts die Brust vorzuenthalten, wenn das Kind älter als sechs Monate ist, wenn Studien zeigen, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen (Jelliffe and Jelliffe) und andere Studien und auch die tausendfache Erfahrung von Eltern zeigen, dass eben gerade eine reichliche Mahlzeit am Abend oder die Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung NICHT zu ruhigeren Nächten und längeren Schlafphasen führt? Bitte und wo ist die Studie, die zeigt, dass die Mehrzahl aller Babys nach den ersten sechs Monaten nachts acht Stunden ohne Nahrung auskommt - ausgenommen die Kinder, die durch entsprechende Programme darauf trainiert wurden, nachts nichts mehr von sich hören zu lassen? Der andere Punkt ist der, dass sich alle die Mütter, die ihre Kinder lange stillen und nachts stillen und dabei keine Probleme haben, nicht an Kinderärzte, Stillberaterinnen usw. wenden und um Rat fragen. Damit ergibt sich für viele Ärzte (für Stillberaterinnen weniger - wir erleben in den Stillgruppen ja dann auch viele Mütter, bei denen es keine besonderen Probleme gibt, denn die langzeitstillenden Mütter ohne Probleme bleiben der Stillgruppe fast immer treu), dass sie vermeintlich gehäuft Mütter mit langzeitgestillten Kindern und massiven Problemen erleben und daraus den Schluss ziehen, dass die unruhigen Nächte ursächlich auf das Stillen zurückzuführen seien. Diese Gefahr einer verschobenen Wahrnehmung besteht immer und dessen müssen wir uns bewusst sein. Vor allem aber: wenn diese unruhigen Nächte ein spezielles Problem von gestillten Kindern sein sollen - warum gibt es dann auch jede Menge nicht mehr oder niemals gestillter Kinder, die nachts regelmäßig aufwachen? Warum gibt es auch Stillkinder, die lange Schlafphasen haben, obwohl sie noch ausschließlich oder überwiegend gestillt werden? Warum gibt es nicht gestillte Kinder, die nachts stündlich aufwachen? Wenn die Erklärung für das Schlafverhalten so einfach wäre, dann bräuchte niemand mehr Bücher mit Schlaftrainingsprogrammen schreiben, denn dann ließe sich das Thema Schlaf ausschließlich über die Ernährung regeln. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, das Schlafverhalten durch eine bestimmte Nahrung positiv zu beeinflussen, dann gäbe es diese Nahrung unter Garantie mit viel Werbeaufwand vermarktet zu kaufen, denn den Gewinn, der sich damit machen ließe, würde sich keine Firma entgehen lassen. Ein Punkt ist allerdings in der Argumentation ganz wichtig: Die Eltern müssen hinter ihrem Tun stehen. Zweifel spüren die Kinder und reagieren entsprechend. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo! Tut gut, so was zu lesen. Meine Kleine ist neun Monate und will nachts ein bis dreimal gestillt werden. Ich stille sie, weil ich es normal und unproblematisch finde. Sie wird eines Tages auch wieder länger schlafen. Demnächst haben wir eine große Familienfeier. Bin gespannt wie oft ich den Satz "Ja wenn Du sie dann nicht mehr stillst, schläft sie durch" zu hören bekomme ;)))) LG


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