Wilma007!
Liebe Stillexpertinnen, vor 8 Wochen kam mein Baby nach ein paar Tagen mit vorzeitigen Blasensprung im Krankenhaus 6 Wochen zu früh per Kaiserschnitt auf die Welt. Auf der Kinderintensivstation bekam es sofort Fläschchen mit Pre-Nahrung. Je nachdem welche Schwester Dienst hatte konnte ich sie an die Brust anlegen, jedoch immer nur kurz, weil ihr sonst hinterher (angeblich) die Kraft fehlte das Fläschchen zu trinken. Ich habe schon im Krankenhaus begonnen Milch auszustreichen und abzupumpen. Hierfür hielt ich mich an den vorgegeben Essensrhythmus meines Babys, also habe ich ca alle 4 Stunden 15 Minuten beidseitig abgepumpt. Nach 10 Tagen Zuhause habe ich meine Tochter weiter angelegt bevor sie das Fläschchen bekam, allerdings bekam sie dabei meist Schreianfälle und hat die Brust weder mit noch ohne Stillhütchen akzeptiert, sodass ich ihr dann schnell das Fläschchen gab. Dennoch habe ich weiter abgepumpt und den Rhythmus auf alle 2 Stunden erhöht. Über die ganze Zeit im Krankenhaus und Zuhause habe ich beim Abpumpen nur sehr wenig Muttermilch bekommen. Zunächst waren es auf beiden Seiten zusammen ca 7ml. Einen richtigen Milcheinschuss hatte ich gar nicht. Trotzdem konnte ich die Milchmenge mit Hilfe von Akupunktur, Stilltee, Malzbier, Bockshornkleekapseln und 2-stündigem Abpumpen auf beiden Brüste zusammen 10-15 ml und wenn es richtig gut war knapp 20 ml steigern. Hinzu möchte ich noch erwähnen, dass meine Tochter mit dem Medela Calma Sauger aus der Flasche trinkt, damit sie ähnlich wie an der Brust ein Vakuum erzeugen muss. Ich hatte es auch mit dem Brusternährumgsset versucht, was aber mit den Stillhütchen nur mit 3 Händen richtig kompatibel ist, die ich leider nicht habe, sodass ich das schnell aufgegeben habe. Ohne Stillhütchen nimmmt sie die Brust gar nicht. Etwa seit einer Woche lege ich meine Tochter konsequent vor jeder Mahlzeit an. Ihre Saugkraft hat sich deutlich verbessert. Nun schaffe ich es jedoch nicht mehr zusätzlich alle 2 Stunden abzupumpen, da eine Mahlzeit meiner Tochter schon ohne das vorherige anlegen 60-90 Min und länger dauert, sie trinkt sehr langsam und legt gerne Pausen ein. Jetzt habe ich jedoch festgestellt, dass meine ja sowieso sehr geringe Milchmenge wieder zurückgegangen ist. Sehen Sie eine Möglichkeit die Milchmenge noch zu steigern, damit meine Tochter an der Brust trinken kann oder ist das aussichtslos. Haben Sie einen Rat für mich? Ich bin drauf und dran aufzugeben, obwohl es mir sehr wichtig ist, dass mein Baby soviel Muttermilch wie möglich bekommt. Viele liebe Grüße
Liebe Wilma007!, theoretisch wäre es sicherlich möglich, die Milchmenge zu steigern und wieder voll zu stillen, ob Ihr Kind die Brust noch einmal akzeptiert, ist eher fraglich. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter