Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

arilin und stillen / stillstress

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: arilin und stillen / stillstress

Mitglied inaktiv

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liebe biggi, ich habe zwei fragen an sie: 1) heute wurde bei mir eine hohe keimzahl des typs gardnerella vaginosa diagnostiziert. nun soll ich sechs scheidenzäpfchen arilin anwenden. die ärztin meinte ich könne weiter stillen, auch wenn es anders in der packungsbeilage steht und der wirkstoff in die mumi übergeht. meine tochter möchte ich unbedingt weiter stillen, mache mir aber jetzt sorgen, dass ihr das medikament schaden könnte. ist ihnen diesbezüglich etwas bekannt? 2) mein allgemeinbefinden ist derzeit auf einem tiefpunkt. ich fühle mich durch das häufige stillen (oft alle zwei stunden, nachts auch) und den damit verbundenen schlafmangel ziemlich kraftlos, wenn es mich auch freut und stolz macht, dass es meiner tochter (knapp 12 wochen alt) gut geht und sie gedeiht. hinzu kommen bei mir körperliche wehwehchen, die mich auch noch nerven, wahrscheinlich bedingt durch den derzeitigen stress. mein mann hilft mir wo und wann er kann, trotzdem schaffe ich es oft nicht, mal was anständiges zu essen oder es mir gut gehen zu lassen. manchmal denke ich darüber nach, zuzufüttern aber diese vorstellung macht mich traurig und ich weiß, dass es so auch nicht unbedingt stressfreier ist (flasche zubereiten, sterilisieren usw. kostet ja auch zeit). wenn ich dann höre wie toll angeblich andere stillbabys nachts durchschlafen (krabbelgruppe, rückbildung) dann frage ich mich, was ich falsch mache oder was ich noch tun kann, damit es mir wieder besser geht. haben sie oder die mitlesenden hier noch einen tipp für mich? danke. lg, melly*


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Liebe Melly, ich zitiere aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001: "Empfehlung für die Praxis: Bei Trichomoniasis sollte Metronidazol gegenüber den anderen Nitroimidazolen bevorzugt werden. Der mehrtägigen vaginalen Applikation ist eine orale Einmaldosis von 2 g vorzuziehen. Dies ist therapeutisch effektiver und verringert die Exposition für den Säugling. Wenn möglichsollte die Metronidazolapplikation abends nach der letzten Stillmahlzeit erfolgen, um durch die nächtliche Stillpause die Exposition weiter zu verringern. Dies gilt auch für eine mehrtägige intravenöse Anwendung, falls diese wirklich zwingend indiziert ist, weil eine mit Standardantibiotika nicht behandelbare Infektion mit einem Problemkeim vorliegt. Abstillen oder eine Stillpause mit Zufüttern von Flaschennahrung erscheint aufgrund der vorliegenden Erfahrungen nicht mehr gerechtfertigt." Leider wird immer wieder gesagt, stillen lauge die Mutter aus oder führe zu Erschöpfungszuständen usw. . Wenn das Stillen so anstrengend und für die Mutter belastend wäre, würden anerkannte Organisationen wie die WHO (Weltgesundheitsorganisation) nicht eine mindestens zweijährige Stillzeit für ALLE Kinder empfehlen (nicht nur für die, die in Entwicklungsländern leben, wie diese Empfehlung fälschlicherweise immer wieder ausgelegt wird). Die WHO setzt sich auch das Wohl der Frauen ein. Das Stillen laugt die Mütter nicht aus und schwächt auch nicht ihr Immunsystem, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Die Tatsache, dass Muttersein einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet, führt dazu, dass Mütter von kleinen Kindern oft anfälliger sind als kinderlose Frauen oder Frauen mit älteren Kindern. Es stellt sich außerdem die Frage, ob das Abstillen und das damit verbundene Mehr an Arbeit (dann müssen Flaschen vorbereitet und gereinigt werden, Flaschennahrung eingekauft werden, nachts muss die Mutter aufstehen, um die Teeflasche zu geben, statt sich einfach nur umzudrehen und ihr Kind im Halbschlaf anzulegen und weiterzuschlafen usw.) die Frauen nicht um ein Vielfaches MEHR belastet als weiterzustillen, bis die Mutter und ihr Kind bereit sind, die Stillbeziehung zu beenden. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie in die sich hinlegen, spazierengehen oder sonst etwas für sich tun ... Achten Sie darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch Ihr Baby wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese "gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo melly, Deine Maus ist doch erst gerade zwölf Wochen "alt". Das bedeutet, sie macht auch gerade einen Schub durch und, so war es bei meiner Maus, möchte bestimmt auch öfter als sonst stillen. Aber auch diese Phase geht vorbei. Na klar ist es anstrengend und die Nächte sind auch nicht gerade lang, aber dann versuche zu schlafen, wenn Deine Tochter auch schläft. Oder tue Dir dann etwas Gutes. Dein Haushalt muss nicht perfekt sein und in dieser Zeit kann man ruhig zu schnellen Gerichten greifen, die es ja praktischerweise von Onkel Maggi gibt. Jedes Kind schläft anders und das hat nichts mit Stillen, Flasche oder Brei zu tun. Meine Tochter hat früh eine Weile durchgeschlafen, dann kamen wieder Monate, wo ich halbstündlich aufgestanden bin und gestillt habe. Seit vier Monaten schläft sie nachts zwölf Stunden durch; egal was oder wieviel sie isst. Sie ist jetzt genau ein Jahr und ich stille sie immer noch ca. fünf Mal am Tag. Weisst Du denn, ob die anderen Mütter die Wahrheit sagen? Lasse Dich nicht verunsichern, diese Zeit geht schneller vorbei als man denkt oder einem lieb ist. Und es spielt sich alles noch richtig ein, dann fällt es Dir leichter, alles unter einen Hut zu bekommen. Ehrlich gesagt, ich bleibe auch noch immer etwas auf der Strecke, aber dann sage ich mir, ich wollte dieses Kind unbedingt und es wird auch wieder anders werden. Also versuche ich, mir gewisse Freiräume zu schaffen. Dann bleibt halt mal was anderes dafür liegen. Was nützt die aufgeräumte, saubere Wohnung und ein tolles Essen, wenn man deswegen fertig ist? Ich genieße einfach die Zeit mit meiner Süssen und das Stillen erst recht. Das ist dann wie eine kleine Oase der Ruhe. Ich wünsche Dir viel Kraft, um durch dieses Tief zu kommen. Und glaube mir, Du wirst es schaffen. Liebe Grüße Tina


Mitglied inaktiv

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hallo tina und biggi, danke für eure lieben und kompetenten worte, das tut echt gut und hilft weiter! ich weiß, dass ihr recht habt, es fällt mir dann halt in manchen momenten - vor allem wenn sie wächst und viel trinkt - schwer, es so zu sehen. dann gibt es irgendwie nur noch anstrengung und verzweiflung. was die kommentare der anderen mütter zu durchschlafzeiten angeht, meinte mein mann schon dasselbe wie tina, dass es eventuell nicht der wahrheit entspricht. wie auch immer: ich hab mir eure worte zu herzen genommen und heute eine ganz ruhige kugel geschoben, geschlafen wenn die kleine schlief und bisschen was gegessen, damit ich wieder energie bekomme. fazit: wir hängen hier beide noch im schlafanzug rum, aber ich bin gelassener :) und hoffnungsvoller als vorher. interessanterweise hat sie heute nacht zweimal vier stunden geschlafen - juhu. was den haushalt angeht, lass ich eh fünfe gerade sein und bin da schon nicht allzu genau. ich bekomme auch hilfe von verwandten und freunden, wahrscheinlich könnte es helfen, noch öfter drum zu bitten. das bettchen steht direkt neben meinem, manchmal schläft sie drin, also ich tue wohl schon einiges, um mir das leben zu erleichtern! gestern meinte mein mann, dass wir uns nach jemandem umschauen, die für wenige stunden den haushalt schmeißt oder mal durchputzt. das hat mich erleichtert, denn so ganz wohl fühl ich mich nicht, wenn alles out of order ist... nochmals herzlichen dank für die unterstützung, tolle seite ist das hier. liebe grüße von melly*


Mitglied inaktiv

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liebe biggi, vielen dank! ich hab ihnen in tinas thread geantwortet. liebe grüße, melly*


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