Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

anstrengendes kind

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: anstrengendes kind

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

hallo biggi meine xenia ist nun 12 wochen alt und ein sehr forderndes anstrengendes kind. sie schläft prinzipiell nicht ohne rumtragen ein (und das von geburt an) , hatte 3 monats koliken, rückenblockaden usw. nun gehts ihr zwar etwas besser vom rücken und bauch her, aber trotzdem beansprucht sie mich fast 24 stunden. ich hab aber schon 2 kids , das eine ein schulkind, die braucht mich auch sehr, der mittlere ist grad erst 2 geworden. ihn hab ich übrigens 18 monate gestillt, aber seine grosse schwester ist 6.5 jahre älter als er.. so langsam vergeht mir die *lust* am stillen... es zerrt einfach zusätzlich zu sehr. wenn ich mein baby schon fast 24 stunden rumtrage, dann wird jedes nächtliche stillen zur tortour. sie wiegt über 5 kg, ich hab , seit sie auf der welt ist, mega probleme mit beidseitigem karpaltunnelsyndrom, hab rücken und schulterverspannungen und mag einfach nicht mehr.. so langsam glaub ich, es wäre einiges einfacher, wenn ich eine flasche geben würde... weil ich dann auch mal *abkömmlich* wäre und endlich mal mehr schlafen könnte als bisher... dann schäme ich mich wieder für die bösen abstillgedanken.. weil ich eigentlich wieder stillen wollte, bis sie sich selber abstillt.... nun hoff ich nur noch, dass ich bis 6 moante durchhalte... was kann ich tun? ich bin doch sonst so fanatisch was das stillen angeht :-( traurige grüsse


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Lisa, dein Alltag klingt wirklich sehr anstrengend, aber ich habe dennoch meine Zweifel, ob dir das Abstillen wirklich eine Erleichterung bringen würde, denn sehen wir es doch einmal realistisch: Selbst wenn deine Tochter die Flasche bekommt, bedeutet das nicht, dass sie automatisch mehr schläft, am Tag weniger anhänglich an DICH sein wird und Du wirklich entlastet wirst. Es ist auch die Frage, ob es wirklich so sein wird, dass häufig jemand anderes da sein wird, das deine Tochter übernimmt und ihr die Flasche geben wird, denn in der Realität ist es doch so, dass dann vielleicht ein paar Mal eine Großmutter, eine Freundin oder der Partner einspringt, aber dann bleibt doch wieder alles an dir hängen und dann bist Du diejenige, die Flaschen zubereiten und reinigen muss, die nachts aufstehen muss usw. Ehe Du nun wirklich - wohl auch gegen deine innere Überzeugung - abstillst, versuche doch einmal einen anderen Weg: Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Versuche dir am Tag Freiraum für dich zu schaffen. Vielleicht kann dir dein Mann, deine (Schwieger)Mutter, eine Freundin oder ein verantwortungsbewusster Teenager dein/e Kind/er für eine Stunde oder so abnehmen, mit ihm spazieren gehen oder spielen und diese Zeit nutzt du für DICH. Selbst wenn Du nur in Ruhe in der Badewanne liegt, einmal um den Block joggst oder dich mit einer Zeitung und einer Tasse Tee in einen anderen Raum begibst, so ist das ein Weg aufzutanken und wieder neue Kraft zu schöpfen für den anstrengendsten Beruf der Welt: Mutter. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung. Außerdem kann ich dir - falls Du noch keines hast - dringend ein Tragetuch empfehlen. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Dein Baby kann deine Nähe spüren, es wird sich an deinem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchs einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit dir die Perspektive zu teilen. Lass dir einmal von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Du wirst vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird. Tucherfahrene Frauen findest Du in fast jeder Stillgruppe und es wäre überhaupt ein guter Gedanke einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommst Du dort auch moralische Unterstützung. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Und denke daran: Die Zeit arbeitet für dich. Dein Kind wird älter und reifer und damit werden die Abstände von alleine länger und dein Alltag wieder überschaubarer. Außerdem haben Studien bewiesen, dass es sich auszahlt, in der frühen Säuglingszeit auf die Bedürfnisse des Babys einzugehen. Langfristig wird dein „Verwöhnen" viele gute Früchte für deine Familie tragen. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

liebe biggi danke für deine antwort.. du hast eigentlich genau das gesagt, was ich hören wollte *g* nach einer nacht mit 7 stunden schlaf am stück sieht die welt auch wieder viel stillfreundlicher aus ... danke dir für deine aufmunterung! lisa


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.